Juvenile idiopathische Arthritis - Chronische Gelenkentzündung im Kindesalter

Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis handelt es sich um eine besondere Form von Gelenkentzündung. Sie tritt bei Kindern unter 16 Jahren auf. Man unterscheidet fünf Subgruppen. Zu den möglichen Ursachen zählen genetische Faktoren, aber auch autoimmune Veränderungen im nervlichen Bereich oder Stresssituationen. Informieren Sie sich hier ausführlich über die juvenile idiopathische Arthritis.

Von Jens Hirseland

Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) wird auch als juvenile rheumatoide Arthritis oder juvenile chronische Arthritis bezeichnet. Betroffen von dieser chronischen Gelenkentzündung sind Kinder und Jugendliche. Als Sammelbegriff dient auch die Bezeichnung Kinderrheuma.

Fünf Untergruppen der Juvenilen idiopathischen Arthritis

In der Medizin teilt man die juvenile idiopathische Arthritis in fünf Untergruppen ein. Diese richten sich nach der Art der Beschwerden, dem Alter und dem Geschlecht der Patienten sowie den Laborbefunden. Zu den Subgruppen gehören

  1. die Oligoarthritis, bei der mehrere Gelenke betroffen sind
  2. die Polyarthritis, bei der zahlreiche Gelenke erkrankt sind
  3. die seronegative Polyarthritis, die vor allem bei Mädchen auftritt
  4. die seropositive Arthritis, die sowohl große als auch kleine Gelenke beeinträchtigt, sowie
  5. die systemische JCA, die man auch Morbus Still oder Still-Syndrom nennt.

Ursachen

Nach wie vor unbekannt ist die Ursache der juvenilen idiopathischen Arthritis. Als mögliche Gründe für die Gelenkerkrankung vermutet man

Symptome

Die Symptome einer rheumatoiden Erkrankung sind bei Kindern nicht immer leicht festzustellen. So kommt es bei ihnen, im Gegensatz zu erwachsenen Patienten, fast nie zu einer Morgensteifigkeit, die ein typisches Symptom für rheumatoide Arthritis ist.

Als Eltern kann man jedoch mitunter selbst bei den Kleinsten schon an gewissen Anzeichen feststellen, dass es sich bei den Beschwerden eventuell um eine von ihnen handelt.

Häufig sind allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit zu beobachten. Mitunter geht der Erkrankung auch ein Atemwegsinfekt voraus.

Klagt das Kind beim Aufstehen über Schmerzen oder stellt man bei seinem Baby fest, dass es sich kaum bewegen will und es weint, dann erhärtet sich bereits ein erster Verdacht.

In manchen Fällen kommt es zu einer Gelenkentzündung in Verbindung mit einer Entzündung der Gelenkschleimhaut. Eine solche Entzündung kann auf ein Gelenk begrenzt sein, aber auch in mehreren Gelenken gleichzeitig auftreten.

Auch eine Sehnenscheidenentzündung ist im Bereich des Möglichen. Das betroffene Gelenk schwillt an und lässt sich nur unter Schmerzen bewegen.

Außerdem kommt es zu Überwärmung. Ein weiteres Symptom können Ausstülpungen der Gelenkschleimhaut sein. Diese Ausstülpungen lassen sich von außen als weiche Schwellung ertasten.

Ebenfalls aufmerksam sollte man als Eltern werden, wenn das Kind beim Laufen hinkt, weil es ein Bein nicht belasten möchte oder es sich plötzlich ständig tragen lassen möchte, obwohl es bereits seit längerer Zeit schon selbständig läuft.

Auch das veränderte Greif- und Stützbild gilt als Anzeichen, was besonders dann der Fall ist, wenn sich die Entzündungen schon längere Zeit im Kinderkörper befinden. Ebenso die Essensaufnahme kann Eltern auf ein kindliches Rheuma aufmerksam machen, denn erkrankte Kinder haben sehr oft auch Schmerzen beim Kauen, da das Kiefergelenk mit betroffen ist. Möchte das Kind nur noch weiche Nahrung zu sich nehmen, sollte man zunächst einen Zahnarzt aufsuchen und in der Folge einen Kinderarzt, der möglichst Erfahrung im kindlichen behandeln von Rheuma haben sollte.

Folgen

Schreitet die Krankheit fort, drohen

So wird die Geschwindigkeit des Wachstums verlangsamt. In schweren Fällen besteht die Gefahr von Kleinwuchs an den Händen und Füßen. Bei einer Oliogoarthritis kommt es zudem häufig zu einer Augenentzündung.

Diagnose

Welche Form das eigene Kind betrifft, kann nur in eingehenden Diagnosen in einem kinderrheumatologischen Zentrum oder einer spezialisierten Ambulanz, sowie in der Zusammenarbeit mit dem Haus- und Kinderarzt herausgefunden werden. Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto früher kann man dem Kind Hilfeleistung geben, denn eine lange Zeit der körperlichen Einschränkungen und seelischen Belastungen stehen dann bevor.

Diagnostiziert wird eine juvenile idiopathische Arthritis durch eine gründliche Untersuchung der Gelenke. Um eine bakterielle Entzündung auszuschließen, wird zumeist eine Gelenkpunktion vorgenommen. Auf diese Weise lässt sich auch das Ausmaß der Entzündung erkennen.

Behandlung

Eine einheitliche Therapie für die juvenile idiopathische Arthritis gibt es nicht, da ihre Ursache unbekannt ist. Vorrangige Ziele der Therapie sind die Unterdrückung von Schmerzen und das Vermeiden von Gelenkschäden. Darüber hinaus soll dem Kind eine normale Entwicklung ermöglicht werden.

Dabei orientiert sich die Behandlung an der Schwere der Symptome. Die Therapie ist oft langwierig, aber in den meisten Fällen können die betroffenen Kinder später ein normales Leben ohne körperliche Behinderungen führen.

Medikamentöse Behandlung

Zu den Medikamenten, die verabreicht werden, gehören vor allem entzündungshemmende Mittel wie

  • Diclofenac
  • Ibuprofen
  • Meloxicam und
  • Naproxen.

Bis die Wirkung der Präparate eintritt, dauert es meist sechs bis acht Wochen. Sind nur wenige Gelenke betroffen, injiziert man Kortikosteroide wie Cortisol oder Sulfasalazin in die Gelenke.

Unterstützende Maßnahmen

Zur Unterstützung der Behandlung führt man außerdem eine Physio- und Ergotherapie durch. Auch dosierte sportliche Betätigung wirkt sich positiv auf die Erkrankung aus.

Übergewicht gilt es, unbedingt zu vermeiden, besonders, wenn Gelenke betroffen sind, die gewichtstragend sind. Gleichzeitig darf das Kind nicht zu viel an Gewicht verlieren, da es sonst zu Mangelerscheinungen kommen kann, die zusätzlich schwächen.

  • Uwe Beise, Silke Heimes, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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