Retinoblastom - Ursachen, Symptome und Behandlung

Das Retinoblastom ist eine Krebserkrankung im Bereich des Auges. Die Diagnose stellt der Kinderarzt oder Augenarzt. Das Retinoblastom wird in einigen Fällen vererbt. Wird diese Krebserkrankung frühzeitig erkannt, bestehen sehr gute Heilungschancen.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: C69.2
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Beim Retinoblastom handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Netzhaut. Auslöser sind genetisch veränderte unreife Netzhautzellen; aus diesem Grund tritt diese Erkrankung nur selten nach dem fünften Lebensjahr auf.

Wird das Retinoblastom nicht behandelt, führt es zum Tod. Bei frühzeitiger Erkennung und Therapie erfolgt in etwa 95 Prozent der Fälle eine Heilung.

Ursachen

Erbliche Form

Jedes zehnte Kind mit einem Retinoblastom leidet unter der erblichen Form der Krebserkrankung. Bei dieser erblichen Form sind häufig beide Augen und jeweils mehrere Stellen der Netzhaut in den Augen betroffen.

Wenn ein Familienangehöriger an einem Retinoblastom leidet bzw. gelitten hat, vererbt er es etwa zu 50% weiter an seine Kinder; Mediziner sprechen von einer vererbten Neigung der Krankheit. Grund dafür ist eine Veränderung eines bestimmten Gens auf dem Chromosom 13; dieses ist durch Mutationen geschädigt. Es kommt zu einem gestörten Zellwachstum, was zur Entstehung von Tumoren führt.

Nicht erbliche Form

Neun von zehn Patienten leiden an der nicht erblichen Form des Retinoblastoms. Hier ist nur ein Auge betroffen und die Krankheit kann nicht weiter vererbt werden. Es handelt sich um so genannte somatische, also vereinzelte Mutationen, die in ein und derselben Zelle vorliegen.

Verlauf

Das Retinoblastom ist eine Krebserkrankung, die sich bei Kindern bis zum Alter von etwa fünf Jahren entwickelt. Wird es frühzeitig diagnostiziert und behandelt, können fast alle Kinder geheilt werden.

Da es sich hierbei jedoch um einen sehr schnell wachsenden bösartigen Tumor im Auge handelt, erfolgt die Therapie oftmals erst in einem späteren Stadium. Hier können dann etliche Komplikationen auftreten.

In einigen Fällen bildet der Tumor Metastasen, zum Beispiel im Bereich des Knochenmarks. Dies ist auch der Grund, weshalb der Arzt bei seiner Diagnostik in einigen Fällen das Knochenmark des Kindes untersucht. So kann festgestellt werden, ob dort schon Metastasen vorhanden sind.

Folge eines Retinoblastoms sind auch Sehverschlechterungen. Dies kann bis zur Erblindung führen. Patienten mit der vererbten Form des Retinoblastoms haben zudem die Gefahr, dass der Tumor auch am anderen Auge auftreten kann. In einigen Fällen kann sich auch der behandelte Tumor erneut am gleichen Auge bilden. Wird das Retinoblastom nicht behandelt, verstirbt das Kind daran.

Symptome

In der Regel sind Kinder von dieser Augenkrebserkrankung betroffen. Da sich der Krebs bereits in sehr frühen Jahren entwickelt, können die Kinder ihre Beschwerden noch nicht richtig äußern.

Die Eltern bemerken mit zunehmendem Krankheitsverlauf, dass ihre Kinder schlechter sehen. Schließlich erblinden die Kinder.

Bevor diese Sehverschlechterung eintritt, kann man bei bestimmten Lichtverhältnissen in der Pupille des betroffenen Auges ein weißes Leuchten erkennen, was auch als amaurotisches Katzenauge oder Leukokorie bezeichnet wird. Kinder mit einem Retinoblastom schielen meist auch auf einem Auge. Oft liegt auch eine Augenentzündung vor, die lange Zeit nicht abheilt und somit ebenfalls ein Symptom dieser Krebserkrankung sein kann.

Diagnose

Eltern suchen meist zuerst den Kinderarzt auf, wenn ihnen derartige Symptome auffallen. Dieser überweist das Kind in der Regel weiter an einen Augenarzt.

Der Augenarzt untersucht den Augenhintergrund des betroffenen Auges. Der sich daraus ergebende Wert ist meist erhöht.

Um die Größe des Tumors feststellen zu können, wird eine Ultraschalluntersuchung des Auges durchgeführt. Auch eine Computertomografie oder Magnetresonanztomografie wird bei dem betroffenen Kind durchgeführt. In sehr seltenen Fällen wird auch noch das Knochenmark untersucht, wenn dort bereits Metastasen vermutet werden.

Da diese Krebserkrankung in einigen Fällen vererbt wird, untersucht der Kinderarzt schließlich noch das Blut des erkrankten Kindes sowie das Blut von dessen Geschwistern und der Eltern. Dabei wird ein Gentest durchgeführt.

Behandlung

Die Therapie des Retinoblastoms richtet sich danach, in welchem Stadium die Diagnose gestellt wird und wie groß der Tumor bereits ist. Grundsätzlich ist es wichtiger, das Leben des Patienten als nur dessen Augenlicht zu retten. Selbstverständlich versuchen die Ärzte jedoch bei allen Eingriffen, die Sehkraft zu erhalten.

Konnte das Retinoblastom in einem frühen Stadium erkannt werden, setzen die Ärzte durch einen Eingriff ein Röhrchen auf den Tumor, das Strahlen abgibt. Durch diese Form der Strahlentherapie wird erreicht, dass nur die Krebszellen zerstört werden und das Augenlicht meist erhalten werden kann.

Eine andere Möglichkeit bei einem noch kleinen Tumor besteht darin, die Blutgefäße, die den Tumor versorgen durch eine Laserbehandlung undurchlässig zu machen. Der Tumor kann so nicht mehr mit Blut versorgt werden und bildet sich zurück. Auch hier kann die Sehkraft meist erhalten werden.

Größere Tumore werden operativ entfernt. Die Kinder sehen dann auf dem Auge, hinter dem sich der Tumor befindet, schon relativ schlecht.

Während des Eingriffes wird das gesamte Auge einschließlich des Tumors entfernt und ein Glasauge eingesetzt. Die Folge ist allerdings, dass das Kind auf diesem Auge nichts mehr sieht. Dafür kann das Kind jedoch meist geheilt werden.

Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet oder ist sehr groß gewachsen, erfolgt anschließend an diese Behandlungsmethoden noch eine Chemotherapie. Befinden sich hinter beiden Augen des Kindes ein Retinoblastom, wird das Auge mit dem größeren Tumor herausoperiert und das andere mit einer Behandlungsmethode therapiert, bei der das Augenlicht erhalten bleibt. Dies kann jedoch nur dann geschehen, wenn einer der beiden Tumore noch relativ klein ist.

Vorbeugung

Einem Retinoblastom kann man nicht vorbeugen. Wer jedoch selbst in der Kindheit an diesem (erblichen) Augentumor erkrankt war, kann sich bei entsprechendem Kinderwunsch beraten lassen, wie hoch das Risiko einer Vererbung auf das Kind ist.

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