Machen Stammzellen die Querschnittslähmung bald heilbar?

Nach der Transplantation körpereigener Zellen kann ein Querschnittsgelähmter seine Beine nun wieder willentlich bewegen

Von Cornelia Scherpe
14. April 2015

Im Oktober 2014 feierte die Wissenschaft einen Erfolg, der allen Menschen mit einer Querschnittslähmung neue Hoffnung gibt. Ein seit 2010 gelähmter Patient konnte dank einer Zelltransplantation die Muskeln in seinen Beinen wieder bewusst steuern.

Olfaktorische Stützzellen entnommen, kultiviert und wieder eingepflanzt

Ärzte hatten 2012 einige olfaktorische Stützzellen aus seiner Nase entnommen und im Labor kultiviert. Diese Zellen aus der Nasenschleimhaut des Patienten konnten nach der Wiedereinpflanzung in den Körper die kaputten Zellen im Rückenmark ersetzen, beziehungsweise wiederherstellen.

Es bildeten sich neue Nervenbahnen, sodass der eigentlich komplett Gelähmte langsam begann, seine Beine wieder zu spüren. Die Therapie benötigt allerdings Zeit, denn es vergingen insgesamt sechs Monate, bis der Patient seine Muskeln zum ersten Mal wieder willentlich bewegen konnte.

Patient kann am Barren gehen

Einige Medien berichteten Ende 2014 euphorisch darüber, dass der Patient nach seiner Querschnittslähmung wieder laufen könne. Dies ist aber eine überzogene Darstellung, so die Mediziner. Der nach einem Messerangriff Gelähmte ist noch ein gutes Stück davon entfernt, wirklich laufen zu können.

Bisher kann er dies an einem Barren mit großer Unterstützung durch die eigenen Arme. Ein riesiger Erfolg ist seine Behandlung dennoch. Nach einer Querschnittslähmung die Beine wieder willentlich bewegen zu können, darf als Durchbruch in der Therapie angesehen werden.

Forscher suchen nach Grund für Abmilderung der Querschnittslähmung

Derzeit wird erforscht, warum genau die Querschnittslähmung dank der Transplantation abgemildert wird. Diese entscheidende Frage kann die Forschung derzeit nämlich noch nicht beantworten.

Eine Theorie besagt, dass die Stammzellen nach der Einpflanzung selbst neue Verbindungen schaffen. Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass die Zellen nur bestimmte Substanzen freisetzen und damit den beschädigten Nervenzellen im Rückenmark zur Selbstheilung helfen. Sobald der Vorgang besser erforscht ist, kann die Behandlung der Querschnittslähmung weiter vorangetrieben werden.