Inkompletter Querschnitt wurde besiegt

Mit diesem Beitrag möchte ich euch Mut machen... man muss hart trainieren, aber ach was sag ich da? Das wissen alle genau, das es nicht einfach ist...
Ich möchte euch jetzt mal was erzählen...

ich habe eine abgeschlossene Ausbildung in einem Beruf den ich nicht mehr ausführen darf, obwohl ich Ihn über alles liebe und gerne wieder machen würde...

Ich bin jetzt 25 und habe im Dezember 2011 erfahren das ich ein Tumor an der Wirbelsäule habe...

Dieser sollte laut den Ärzten "nur" so groß wie eine Kiwi sein, aber als ich nach der neun stündigen OP auf der Intensivstation wieder wach geworden bin und meine Beine nicht mehr spüren konnte, haben mir die Ärzte gesagt das ich ein Querschnitt habe und das nur deswegen weil der Tumor so groß wie eine Honigmelone war und in mein Rückenmark gewachsen ist. Sie mussten mir 3 Rippen entfernen und meine Brustwirbelsäule versteifen damit das "Monster" herausgenommen werden konnte. Desweiteren war der linke Lungenflügel so eingequetscht das ich immer schlechter Luft bekommen hatte.

Das war das schlimmste Gefühl in meinem ganzem Leben. Es war echt hart zu wissen das man vielleicht nie wieder laufen kann. Ich habe den ganzen Tag geweint weil ich nicht wusste was mit mir und meinem Körper passiert ist. Ich wollte es einfach nicht war haben das es so ist wie es ist. Die Schmerzen in mir waren unerträglich... Ich wurde mir Morphium voll gestopft aber das hat meiner Meinung nach nicht viel geholfen. Man musste nur an das Krankenbett kommen und ich habe schon geschrien vor schmerzen.

Die Krankenschwestern haben mir immer gesagt "stell dich nicht so an" und mir liefen wieder die Tränen. Auch wenn jede Träne höllisch weh tat da ich eine Thoraxdrainage in mir hatte. Es hat mich so wütend gemacht und ich habe mir immer gedacht, das die doch mal so eine Hölle mitmachen sollen und ich denen dann sage das die sich nicht so anstellen sollen. Was hätten die dann wohl gesagt????

Naja, nach zwei Wochen hieß es dann das ich in ein Querschnitt Zentrum Boberg (QZ) kommen würde. Mir blieb der Atem stehen.

Ich in eine Querschnitt Zentrum?

Was soll ich da??

Aber ich musste mich mit der Situation abfinden, da mir eh keine andere Wahl blieb.

Im QZ angekommen, habe ich gedacht, ich falle aus alles Wolken.

Ich wurde im Flur abgestellt wie ein Paket was irgendwann abgeholt wird. Dann kam ich auf ein Zimmer wo man nicht eine sec. seine Ruhe hatte, da die Bettnachbarin in einem Luftbett lag was 24 Std. am Tag an war. In Ruhe erholen war was anderes. In ein anderes Zimmer wollte ich aber auch nicht da diese 6-Bett-Zimmer gewesen wären und dort hätte man sich noch weniger erholen können.

Mit dem QZ fing dann auch die Rehazeit an und ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt das ich wieder aufstehen kann. Egal wo es war, auf Toilette oder am Bett.

Ich wollte wieder laufen können und habe jede Gelegenheit genutzt dieses zu üben obwohl meine Beine noch immer taub waren. Es war mir egal, ich wollte wieder laufen, egal was es kostete.

Es sind so viele Tränen in dieser Zeit gelaufen weil ich es einfach nie war haben wollte das ich vielleicht nie wieder laufen kann. Klar gewöhnt man sich an ein Rollstuhl und es ist immer noch besser gewesen sich damit fortzubewegen als 24 Std. am Tag nur im Bett zu liegen. Denn das war definitiv kein Leben.

Nach langem üben habe ich es geschafft. Ich konnte am Barren stehen.

Oh man war ich glücklich.

Ich konnte stehen.

Es ging zwar nur mit festhalten aber egal, es ging.

Dann kam der nächste Schritt, das Laufen.

Ein Fuß vor den anderen setzen.

"Es kann doch nicht so schwer sein, ich habe es vor der OP doch auch gekonnt, dann muss es jetzt auch funktionieren" habe ich gedacht. Aber nein, es ging nicht und ich wollte es mal wieder nicht wahr haben. Ich habe so oft es ging an der Bettkante geübt. Der Rollstuhl stand immer hinter mir falls ich fallen sollte.

Irgendwann hat es funktioniert und ich konnte meine Freudentränen nicht mehr zurück halten. Es war so ein schönes Gefühl, auch wenn es nur ein Schritt war. Das war mir egal, den das reichte mir schon um zu wissen das ich irgendwann wieder laufen kann. Von diesem Moment an wollte ich noch mehr üben und dieses habe ich auch gemacht. Ich habe im Bett versucht die Beine anzuwinkeln, hoch zu heben, mir die Füße einzucremen. Ich habe einfach alles versucht was sonst total selbstverständlich war.

Drei Wochen nach der Ankunft im Querschnitt Zentrum ging es dann weiter in eine richtige Reha Klinik weil man endlich festgestellt hatte das ich keinen kompletten Querschnitt habe sonder „nur“ einen inkompletten. Dieses wurde dann von den Pflegern als „Hobby Querschnitt“ bezeichnet. Was meiner Meinung nach eine absolute Frechheit war.

Das dumme war nur das ich zwischen der Zeit QZ und Reha 8 Tage zu Hause war und ich 24 Std. am Tag bereut werden musste.

Naja, nun war das Kapitel QZ abgeschlossen und ich kam in eine Reha Klinik. Dort ging es dann so richtig Berg auf und ich konnte nach 3 Wochen die Klinik wieder verlassen.

Leider sahs ich zu dieser Zeit noch immer im Rollstuhl aber das war mir auf ein eine Art und weiße egal, da ich endlich wieder nach Hause konnte (nach 3 Monaten)

Ich wusste das wenn ich zu Hause bin, eine verdammt harte Zeit auf mich zukommen würde aber das war mir egal... Ich war einfach nur überglücklich wieder in den eigenen 4 Wänden zu sein und mein geliebten Kater wieder in die Arme nehmen zu dürfen, den der hat auch gelitten in der Zeit wo ich nicht da war. Es wurde sich zwar liebevoll um ihn gekümmert, aber mir wurde immer wieder gesagt das man merkt das er mich vermissen würde.

Zuhause angekommen, wurde erst mal geschmust und eine Willkommensfeier war auch schon organisiert. Einfach nur Hammer, zu wissen das man erstmal nicht wieder für lange Zeit irgendwo hin muss und man wieder in seinem eigenem Bett schlafen kann.

Ende Juli war es dann so weit...

Ich habe den ganzen Tag ohne Rollstuhl geschafft und von diesem Tag wurde mir klar...

HEY DU BRAUCHST DAS BLÖDE DING NICHT MEHR!!!!

Es ist so ein wunderbares Gefühl zu wissen das man wieder eigenständig ist und man nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen ist. Zwar ist das Gefühl im linkem Bein noch immer nicht ganz zurück aber ich denke das kommt.

Wie sagt man immer so schön... Kommt Zeit, kommt Rat...

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