Burn Out oder Posttraumatische Belastungsstörung - oft macht erst die Diagnose krank

Von Dörte Rösler
6. September 2013

Der Besuch beim Psychiater oder Therapeuten gehört heute zum Alltag. Die Bundesbürger sind viel schneller bereit, sich psychologisch helfen zu lassen. Das ist gut - einerseits. Andererseits kann es auch negative Folgen haben. Fachleute warnen vor einer Diagnosewut, die den Betroffenen eher schadet als nutzt.

Vor allem Modediagnosen wie Posttraumatische Belastungsstörung oder Burn Out führen zu einer Pathologisierung von Alltagsproblemen. Früher betrachtete man Trennungen, Unfälle oder Geburten als einschneidende Lebensereignisse, die der Mensch dank seiner Selbstheilungskräfte allein bewältigen kann. Mittlerweile gibt es einen Trend, diese Ereignisse zu dramatisieren und die Betroffenen mit dem Stempel einer psychiatrischen Diagnose zu versehen. Vertreter der Fachverbände kritisieren, dass die Patienten dadurch ihr Gefühl verlieren, selbstwirksam sein zu können.

So gehe es Opfern von Vergewaltigungen nach einer Therapie statistisch nicht besser als denjenigen, die keinen Psychologen aufgesucht haben. Und wer mit einer Burn Out-Diagnose seinen Job aufgibt, fühlt sich danach selten besser.

Ähnlich wie Opfer von Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen: Schock und Trauer sind Teil eines natürlichen Heilungsprozesses. Wenn man diesen stört, etwa durch Aufdrängen von Trauma-Intervention oder Beruhigungsmitteln, schafft man häufig erst den Nährboden für eine posttraumatische Belastungsstörung.