Gemeinsam gegen psychische Leiden: Amtsärzte und Mediziner im Krankenhaus arbeiten enger zusammen

Von Cornelia Scherpe
15. August 2013

Amtsärzte arbeiten normalerweise nur im Gesundheitsamt und haben relativ wenig Kontakt zu Kollegen mit eigener Praxis oder angestellten Ärzten in Krankenhäusern. Sie überlassen diesen die eigentliche Patientenbetreuung und kümmern sich um ihre administrativen Aufgaben.

Genau das will man derzeit in Schleswig-Holstein ändern. Als erstes Bundesland geht man dort einen neuen Weg bei der Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und zielt bewusst auf eine enge Verknüpfung der Amts- und Klinikärzte ab. Das neue Modell soll vorerst drei Jahre existieren und testen, welchen Mehrwert man daraus gewinnen kann. Die Betreuung der Patienten soll in diesem Zeitraum zur Aufgabe aller werden.

Das Ziel ist es, dass Patienten durch nur eine Anlaufstelle sofort alle Fragen beantwortet bekommen, sich also zusätzliche Wege sparen. Die gesparte Zeit soll dann unmittelbar der Therapie zugute kommen und so den Umgang mit den seelischen Leiden erleichtern. Man glaubt, dass zum einen die gesparte Zeit die Behandlung erleichtert und zum anderen das Vertrauen der Patienten ins Gesundheitswesen gestärkt wird. Auch dies sollte ihre Kooperation und damit ihre Heilung beschleunigen.

Zudem sind regelmäßige Hausbesuche der Ärzte bei ihren noch daheim lebenden Patienten geplant. Dies kann Einweisungen in die Klinik ersparen und es damit den Betroffenen angenehmer machen. Bisher konnte die Zahl der Zwangseinweisungen so bereits um gut 50 Prozent verringert werden. Bei schweren Erkrankungen kann aber auch eher erkannt werden, wann eine Einweisung doch sinnvoll ist und die private Situation der Patienten eskaliert nicht unerkannt daheim.

Die Landesregierung Schleswig-Holstein ist von dem neuen Projekt so überzeugt, dass sie sich bei der Finanzierung beteiligen möchte.