Wahrnehmungsstörung Capgras-Syndrom - Wenn Betroffene alle für Doppelgänger halten

Von Katja Grüner
4. Juli 2013

In Italien machte kürzlich der Fall eines elf Jahre alten Mädchens Schlagzeilen. Sie hielt ihre Eltern, die nach einer Reise zurückkehrten, für Doppelgänger, die sie vergiften wollen. Vorher schon zog sich das Kind zurück und misstraute anderen Menschen. Jetzt wurde von Ärzten eine psychische Wahrnehmungsstörung bescheinigt, das sogenannte Capgras-Syndrom.

Beobachtet wurde dies erstmals 1923 bei einer 29 Jahre alten Frau, die unter dem Doppelgänger-Wahn litt. Seitdem versuchen Ärzte, Psychologen und auch Psychoanalytiker den Ursachen der Krankheit auf den Grund zu gehen.

Vollständige Klärung ist auch heute noch nicht möglich, man geht von einer Störung in den Schläfenlappen aus, die für die Gesichtserkennung zuständig sind. Menschen, die am Capgras-Syndrom erkrankt sind, fehlt die Verknüpfung von Gesicht und Emotion. Sie sehen zum Beispiel die Mutter als neutrale Person, aber nicht als jemanden, dem man Gefühle entgegenbringt. Menschen erscheinen den Erkrankten als seelenlos oder wie aus Wachs.

Die Behandlung dieser Psychose ist recht schwierig, vollständige Heilung wurde noch nicht dokumentiert. Risperidon und Antidepressiva besserten den Zustand des elf Jahre alten Kindes in Italien, nach Monaten erkannte sie ihre Eltern wieder als Vater und Mutter.