Männersprechstunden für psychische Erkrankungen? Zu viele Depressionen bleiben unbehandelt

Von Nicole Freialdenhoven
1. Juli 2013

Da Männer mit ihren Depressionen anders umgehen als Frauen, werden psychische Störungen bei ihnen viel seltener diagnostiziert. Dieses Fazit zog die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) in Berlin nach ihrem letzten Symposium. Während sich Depressionen bei Frauen häufig in deutlich sichtbarer Niedergeschlagenheit äußere, neigten Männer eher dazu, ihre Probleme in Alkohol zu ertränken, so die Psychotherapeuten.

Sie wollen nun mit männerspezifischen Angeboten nachhelfen: Dazu gehörten zum Beispiel angepasste Sprechstunden an den Abenden und am Wochenende, sowie eine andere Raumgestaltung mit Zeitschriften im Wartebereich, die auch Männer ansprechen. Reine Männersprechstunden könnten vielen Männern helfen, sich überhaupt zum Besuch eines Psychotherapeuten zu überwinden.

Obwohl Männer in der Regel genauso häufig von psychischen Erkrankungen betroffen sind wie Frauen, wurde bei nur 9 Prozent der Männer eine Depression diagnostiziert. Im Schnitt sind 70% Prozent der Patienten in psychotherapeutischen Praxen weiblich. Auf der anderen Seite wurden 2011 rund 7600 Suizide bei Männern gemeldet, während sich nur 2500 Frauen das Leben nahmen. Daher müsste die hohe Dunkelziffer bei männlichen Depressionen unbedingt gesenkt werden, so die DPtV. Allerdings liegt die Wartezeit auf einen Therapieplatz heute schon bei drei Monaten.