Neue psychische Erkrankung DMDD spaltet die Experten

Eine kindliche Verhaltensauffälligkeit zwischen ernsthafter Diagnose und belächelter Modeerkrankung

Von Alexander Kirschbaum
17. Januar 2013

Ab Mai dieses Jahres wird die Kinderstörung DMDD offiziell in die Neuauflage des Katalogs für psychische Störungen aufgenommen. Unter Psychiatern ist jetzt ein Streit ausgebrochen, ob es sinnvoll ist, DMDD bereits zu einer offiziellen Diagnose aufzuwerten.

Stimmungsschwankungen unter neuer Bezeichnung

DMDD steht für Disruptive Mood Dysregulation Disorder und bezeichnet gravierende Stimmungsschwankungen bei Kindern. Die Kinder, die solche heftigen Ausraster aufweisen, haben die frühkindliche Trotzphase bereits überwunden.

Psychiater haben diese Störung daher mit dem Namen DMMD umschrieben und in eine neue Kategorie eingeordnet. Die Bezeichnung DMMD wird allerdings erst seit sieben Jahren benutzt, eine genaue Erforschung der neuen Kinderstörung ist bisher ausgeblieben.

Ernsthafte Diagnose oder Modekrankheit?

Kritiker bezweifeln, dass die Diagnose DMMD überhaupt eine neue Krankheit beschreibt. DMMD sei vielmehr eine neue Modekrankheit, mit der zukünftig noch mehr gesunde Kinder zu Unrecht Tabletten verordnet bekommen würden.

Psychiater der University of Pittsburgh Schools of Health Sciences haben in einer aktuellen Studie, bei der sie 700 Kinder untersuchten, herausgefunden, dass die Diagnose DMMD auf jedes vierte Kind zutrifft. Die Diagnose sei daher sehr vage.

Kinderpsychologen von der Duke University hingegen bezeichnen DMMD als eine ernsthafte Diagnose. Bei einer Studie mit 3200 Kindern haben sie nur bei jedem hundertsten Kind DMMD diagnostiziert. Doch auch sie geben zu, dass die Forschung noch nicht so weit ist, die neue Kinderstörung abschließend zu bewerten.