Psychische Krankheiten sind auch bei Senioren weit verbreitet

Forscher raten zu vereinfachten Fragen zur Diagnostik und angepassten Gesundheitsleistungen für Betroffene

Von Cornelia Scherpe
16. September 2016

Immer mehr Menschen erkranken mindestens einmal im Leben an einem psychischen Leiden. Häufig trifft es die "mittlere Generation", wenn der Beruf zu viel wird, oder persönliche Krisen wie der Tod eines Nahestehenden auftreten. Auch Jugendliche haben immer öfter mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen, wenn Mobbing in der Schule oder der harte Wechsel vom Schul- auf den Arbeitsalltag das Leben aus der Bahn werfen.

Doch wie sieht es eigentlich mit der Generation ab 65 aus? Die Senioren werden seltener zum Thema, wenn es um seelische Leiden geht und das zu unrecht, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Einfache Fragestellungen zur Diagnostik

Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf haben insgesamt 3.142 Frauen und Männer interviewt, die zwischen 65 Jahren und 85 Jahren alt waren. Die Teilnehmer kamen aus

Die Fragen drehten sich um ganz verschiedene Lebensbereiche und wurden am Ende von den Forschern ausgewertet. Wichtig war den Forschern, dass die Fragen durch sehr einfache Sätze gestellt wurden. Bislang nutzt man in der Diagnostik eher kompliziertere Fragestellungen.

  • Es zeigte sich, dass 17 Prozent der Senioren eine Form der Phobie in den vergangenen zwölf Monaten hatten oder noch immer haben. Das bedeutet, sie leiden an einer Angststörung, wie zum Beispiel der Sozialphobie.

  • 14 Prozent zeigten zudem deutliche Anzeichen einer etablierten Depression.

  • Fragte man nach der seelischen Gesundheit in der weiteren Vergangenheit, zeigte sich, dass 50 Prozent zumindest einmal ein schwerwiegenderes Seelenleiden gehabt hatten.

Psychische Leiden kennen kein Alter

Die Studie zeigt damit eindeutig, dass auch die heutige Seniorengeneration verstärkt mit psychischen Krankheiten zu kämpfen hat. Außerdem scheint sich zu bestätigen, dass die derzeitigen Diagnoseverfahren für psychische Leiden zu stark auf Menschen im mittleren Alter ausgerichtet sind. Für Senioren haben sie daher eine schlechtere Aussagekraft.

Die neuen Fragen in vereinfachten Sätzen waren für die Teilnehmer leichter zu beantworten. Das sollte künftig in der Diagnostik berücksichtigt werden, so der Rat der Forscher. Da Senioren offenbar stärker als vermutet von seelischen Störungen betroffen sind, sollten zudem die Gesundheitsleistungen darauf angepasst werden.