Das Cotard-Syndrom: Patienten quält die Überzeugung, bereits tot zu sein

Am Cotard-Syndrom leidende Menschen glauben, ihnen fehlten innere Organe und/oder sie verwesten bereits

Von Cornelia Scherpe
2. März 2015

Für nicht betroffene Menschen ist es schwer vorstellbar, doch es gibt eine psychische Störung, bei der Patienten sich selbst für tot halten. Benannt ist dieses Cotard-Syndrom nach seinem Entdecker Jules Cotard.

Der Mediziner berichtete 1880 von einer Patientin, die fest davon überzeugt war, sie wäre längst tot. Dieser Wahn ging soweit, dass die Frau glaubte, das ihr das Gehirn bereits fehle und sie selbst darum bat, verbrannt zu werden.

Erkrankte glauben, Geister oder Zombies zu sein

Das Krankheitsbild tritt in dieser Form auch in der Gegenwart auf. Beim Cotard-Syndrom glauben die Patienten, ihnen fehlen innere Organe und/oder sie verwesen bereits. Auch eindeutige Beweise des Gegenteils lassen sie dabei nicht als Argument gelten.

Viele äußern den Wunsch, getötet zu werden, was die Patienten selbst jedoch nicht als Widerspruch begreifen. Die Betroffenen leugnen nicht ihre Existenz, doch sie sehen sich als Geister oder Zombies, die nach dem Tod auf der Erde bleiben müssen. Sie glauben, untot zu sein und hoffen durch ein erneutes Sterben diesem Zustand zu entfliehen.

Student leidet nach Schädel-Hirn-Trauma an Cotard-Syndrom

Woher diese seltene Wahnstörung kommt, erforscht die moderne Medizin derzeit. Aufschlussreich ist dabei der Fall eines jungen Mannes, der einen schweren Unfall hatte.

Der Student wachte nach dem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus auf und litt am Cotard-Syndrom. Er war überzeugt, tot zu sein und war erschrocken darüber, wie enttäuschend das Leben nach dem Tod ist.

Der junge Mann konnte jedoch durch eine monatelange Psychotherapie geheilt werden. Sein Fall zeigt, dass das Cotard-Syndrom durch Schäden am Gehirn ausgelöst werden kann.

Das Cotard-Syndrom tritt auch bei schweren Depressionen auf

Bekannt sind aber auch Fälle ohne direkte Verletzung der Hirnsubstanz. Das Syndrom tritt beispielsweise bei Patienten mit schweren Depressionen auf. Die Gefühle der Wertlosigkeit steigern sich dabei soweit, dass man sich selbst für tot erklärt und auf die eigene Täuschung hereinfällt.