Biologische Ursache von seelischen Störungen: Ärzte erforschen Defekte in den Synapsen

Von Cornelia Scherpe
19. August 2014

Schwere mentale Leiden wie etwa eine Schizophrenie, Autismus oder auch Depressionen entstehen nicht nur aufgrund der Umweltbedingungen. Es stimmt zwar, dass gerade Depressionen und teils auch die Schizophrenie durch Einflüsse aus dem Leben getriggert werden, doch die Veranlagung steckt in vielen Fällen bereits in den Genen.

Gerade bei Autismus kommen die Kinder meist direkt mit der Störung zur Welt und auch Schizophrenie tritt gehäuft innerhalb einer Familie auf. Aus diesen Gründen sind Ärzte schon länger davon überzeugt, dass seelische Störungen zumindest teilweise biologische Ursachen haben müssen.

Zuletzt hat man dafür 2000 einen Beleg gefunden, als man auf das Gen "DISC1" stieß. Dieses tritt bei Menschen mit Psychosen sehr oft in mutierter Form auf.

Reduzierte Synapsenbildung bei psychischer Störung

Nun haben Forscher eine weitere Entdeckung gemacht, nachdem sie eine Familie betreut hatten. In dieser Familie litt der Vater an Depressionen, die Mutter aber war gesund. Das Paar besaß zwei Töchter, von denen wiederum eine gesund war und die andere die Diagnose Schizophrenie bekommen hatte.

Von allen vier Probanden nahm man eine Gewebeprobe und züchtete daraus pluripo­tente Stammzellen (kurz iPS). Diese Zellen wurden dann angeregt, sich in Nervenzellen auszubilden.

Dies gelang auch in allen vier Fällen, doch beim depressiven Vater und der schizophrenen Tochter fiel auf, dass sich dabei weniger Synapsen bildeten. Die Synapsen dienen als Verbindung zwischen zwei Nervenzellen. Bei den seelisch Erkrankten ließen sich trotz gesunder Nervenzellen 50 Prozent weniger Synapsen feststellen.

Mutierte Gene als Auslöser für fehlerhafte Verknüpfungen

Das bedeutet, dass es vermutlich zu fehlenden oder fehlerhaften Verknüpfungen im Gehirn dieser Patienten kommt. Als man das Gen DISC1 bei Vater und Tochter analysierte, fand man die bekannte Mutation.

Weitere Tests ergaben, dass das mutierte Gen viele weitere Gene beeinflussen kann. Allein 89 davon kennt man bereits aus der Erforschung von Depressionen, Schizophrenie und der bipolaren Störung.