Medikamente gegen Diabetes können eine Polyneuropathie triggern

Besonders von Medikamenten, die eine schnelle Blutzuckersenkung bewirken, geht eine große Gefahr aus

Von Cornelia Scherpe
10. Februar 2015

Viele Diabetiker bekommen vom Arzt Medikamente verschrieben, die den Blutzucker künstlich regulieren sollen. Dabei gilt für viele Ärzte der Grundsatz, dass eine schnelle Senkung des Zuckerspiegels wichtig ist und der Patient am besten versorgt ist, wenn die Regulierung nach wenigen Monaten abgeschlossen ist. Genau das stellt eine aktuelle Studie infrage und verweist dabei auf Polyneuropathien.

Eine Polyneuropathie schränkt die Lebensqualität ein

Bei einer Polyneuropathie ist es zu Nervenschäden gekommen, die sowohl motorische Nerven betreffen kann, als auch sensible Nerven und die des vegetativen Nervensystems. Für Patienten ist die Entzündung der Nerven vor allen Dingen schmerzhaft und schränkt so die Lebensqualität entscheidend ein.

In der Diabetes-Studie nahm man die Daten von 910 Patienten auf, die in einer deutschen Fachklinik gewesen waren und dort umfassende Untersuchungen wahrgenommen hatten. Bei 168 Patienten war die Therapie derart effektiv, dass sich ihre HbA1c-Werte in nur zwölf Wochen um mindestens zwei Prozent besserten. Bei den übrigen 742 Probanden setzte die Besserung langsamer ein, oder blieb aus.

Nur die Geschwindigkeit der Blutzuckersenkung spielt eine Rolle

Nun schauten die Forscher, ob einige der Patienten eine Polyneuropathie entwickelt hatten und staunten nicht schlecht. In der Gruppe derer mit schneller HbA1c-Senkung hatten 62 Prozent der Teilnehmer eine Polyneuropathie entwickelt. In der Gegengruppe waren es gerade einmal 4,3 Prozent. Dabei schien es für das Polyneuropathie-Risiko keine Rolle zu spielen, ob die Blutzuckersenkung durch Tabletten oder das Spritzen von Insulin erzielt worden war. Die Gefahr war allein davon abhängig, wie schnell die künstliche Senkung erreicht wurde.

Die Forscher raten daher, den HbA1c-Wert zwar konsequent zu senken, dabei jedoch behutsam vorzugehen. Der Stoffwechsel benötigt offenbar einige Monate Zeit, um sich gesund umzustellen. Der Ratschlag lautet dabei, innerhalb von drei Monaten unter einer Senkung von zwei Prozent zu bleiben und erst danach weiterzugehen.