Windelpilz (Windelsoor) - Ursachen, Anzeichen und Behandlung

Bei Windelpilz, medizinisch Windelsoor, handelt es sich um eine Pilzinfektion, ausgelöst durch den Hefepilz Candida albicans. Hauptursache ist eine zu feuchte Windelregion, meist durch einen zu selten stattfindenden Windelwechsel, was dem Pilz einen idealen Nährboden bereitet. Die Harnsäure verändert außerdem den pH-Wert der Haut und greift so den natürlichen Hautsäureschutzmantel des Babys an, das ohnehin noch über kein ausgeprägtes Immunsysten verfügt. Woran Eltern einen Windelpilz erkennen und wie dieser behandelt wird, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: B37
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Windelpilz ist in der Medizin auch als Windelsoor bekannt. Gemeint ist damit eine Unterform der Windeldermatitis.

Die Entzündung der Haut betrifft in erster Linie Babys und zeigt sich in deren Windelbereich. Besonders betroffen vom Windelpilz sind Kinder während der ersten zwölf Lebensmonate. Neben Babys erkranken jedoch mitunter auch erwachsene Menschen, die unter Inkontinenz leiden und deswegen Windeln anlegen müssen, an Windelsoor.

Ursachen für Windelpilz

Windelpilz entsteht aus unterschiedlichen Ursachen. Bei den meisten betroffenen Babys wird die Pilzinfektion durch einen wunden Po ausgelöst, für den oftmals ein Mangel an Hygiene verantwortlich ist. Durch ein zu langes Tragen der feuchten Windeln wird die zarte Haut des Kindes sehr in Mitleidenschaft gezogen. So führt die Harnsäure des Urins zu Veränderungen des pH-Werts der Haut. Darunter leidet wiederum der natürliche Hautsäureschutzmantel.

Weitere mögliche Gründe für Windelsoor können eine Unverträglichkeit auf das Material der Windel oder ein Säureüberschuss in der Nahrung sein.

Ohne eine entsprechende Behandlung bilden sich am Babypopo kleinere Risse oder sogar blutige Wunden, wodurch die Gefahr einer Windeldermatitis besteht. Weil die natürliche Hautbarriere gestört wird, sind Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien in der Lage, ungehindert in die Haut vorzudringen. Die feuchtwarme Windelregion bietet den schädlichen Keimen einen ausgezeichneten Nährboden, sodass sie problemlos wachsen und sich weiter ausdehnen können.

Baby mit Windeldermatitis
Eine Windeldermatitis mit Ausschlag an den Oberschenkeln ist oft die Vorstufe einer Windelpilzinfektion

Gelegentlich breitet sich der Candida-Pilz auch kurz nach der Geburt von der Mutter auf das Baby aus. Grund dafür sind Veränderungen im sauren Scheidenmilieu, was wiederum Pilzinfektionen begünstigt. Über den Geburtskanal greift der Windelpilz dann auf das Kind über.

Erreger Candida albicans

Auslöser des Windelsoors ist der Hefepilz Candida albicans. Dieser Soorpilz gilt als weit verbreitet und lässt sich auch bei gesunden Personen nachweisen, was in erster Linie den Darm betrifft. Außerdem kommt er in der Mund- und Rachenregion, den Geschlechtsorganen sowie an den Fingern vor. Dabei zeigen sich jedoch normalerweise keine Beschwerden, weil das Immunsystem die Vermehrung der Pilze verhindert.

Weil bei Babys das Abwehrsystem jedoch noch nicht vollständig entwickelt ist, hat Candida albicans leichtes Spiel, um sich zu vermehren und greift die vorgeschädigte Haut im Windelbereich an.

In manchen Fällen wird der Windelpilz auch von außen auf das Baby übertragen, was durch die Windelunterlage, die Windel oder die Hände der Eltern erfolgen kann. Ebenso ist eine vorherige Ansiedlung von Candida albicans im Darm möglich.

Grafik von Candida-Pilzsporen
Candida albicans Hefepilzsporen

Symptome bei Windelpilz

Kommt es zu einem Windelpilzbefall beim Kind, macht sich dies durch die typischen Symptome einer Windeldermatitis bemerkbar. So fällt die Afterregion zunächst durch eine leichte Rötung auf. Im weiteren Verlauf verfärbt sie sich jedoch tiefrot und breitet sich via Genitalien über die komplette Windelregion aus. Gelegentlich kann der Pilz auch weitere Körperregionen wie den unteren Bauch, den Rücken oder die Oberschenkel befallen.

Zu den charakteristischen Merkmalen des Windelpilzes zählen rote Pusteln und Bläschen, die mitunter eine weiße Umrandung aufweisen. Zum Teil gehen sie in rote Flächen ineinander über. Nicht selten wird von der Haut am Ausschlagsrandbereich ein schuppiger, weißlicher Kranz gebildet. In der Regel kommen beim Windelsoor jedoch keine weißen Beläge vor.

Weitere Anzeichen

Das Baby zeigt sich oft unruhig, weil es durch den Windelpilz unter Juckreiz und schmerzenden Beschwerden leidet. Besonders beim Einnässen oder Säubern der Windel macht sich dies durch verstärktes Weinen des Kindes bemerkbar.

Nicht selten tritt der Windelsoor gemeinsam mit Mundsoor auf. Durch die Hände kann der Pilz nämlich auch auf den Mund übertragen werden.

Diagnose von Windelpilz

Bei Verdacht auf Windelpilz sollte das Baby zum Kinderarzt gebracht werden. Der Mediziner erkundigt sich bei den Eltern danach, seit wann das Kind unter den Rötungen leidet und ob noch weitere auffällige Beschwerden wie Probleme beim Trinken bestehen. Die Diagnose Windelsoor stellt der Kinderarzt zumeist schon durch die typischen Symptome und den roten Ausschlag mit seinen schuppigen Rändern. Auch die Form des Ausschlags liefert dem Mediziner Hinweise, ob es sich um Windelpilz, eine bakterielle Infektion und nur eine Hautirritation handelt.

Bestätigt sich der Verdacht auf Windelsoor, werden auch die Mundschleimhäute und andere Körperregionen auf eventuellen Pilzbefall kontrolliert.

Nachweis des Pilzes durch Abstrich

Aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Ausschläge lässt sich die Diagnose Windelsoor nicht immer eindeutig erbringen. Darüber hinaus können auch Pilze und Bakterien zusammen auftreten. Um die Diagnostik abzusichern, wird daher von der betroffenen Stelle ein Hautabstrich entnommen. Diesen untersucht der Arzt anschließend auf Pilze oder Bakterien.

Mitunter wird auch eine Stuhlprobe des Babys analysiert, um zu überprüfen, ob der Darm intensiv von Candida-Pilzen befallen ist.

Behandlung von Windelpilz

Um gegen den Windelpilz vorzugehen, kommen in der Regel spezielle Hautpasten zur Anwendung. Dazu zählt vor allem Zinkpaste, die den Heilungsprozess fördert und gleichzeitig die Haut schützt. Gegen den Erreger werden zumeist Antipilzmittel (Antimykotika) wie Miconazol oder Clotrimazol verabreicht. Auch sie lassen sich in Form einer Paste auf die befallenen Stellen auftragen. Liegt eine schwere Entzündung vor, kann das Baby auch eine Hydrokortisonpaste vom Arzt erhalten.

Hat sich der Candida-Pilz auf weitere Körperstellen wie Darm und Mund ausgebreitet, erhält das Kind entweder ein antimykotisches Gel oder systemisch wirkende Antipilzmittel zum Einnehmen, z.B. Nystatin.

Sorgsam Wickeln

Baby beim Wickeln
Wichtig ist, den Windelbereich stets trocken und sauber zu halten

Zur Bekämpfung des Windelsoors sind auch einige unterstützende Maßnahmen von Wichtigkeit. So muss die Windelregion sauber und trocken gehalten werden. Durch dieses Vorgehen kann die entzündete Haut abheilen. Als wirkungsvolle Maßnahme gilt das Windelwechseln in kurzen Zeitabständen. Günstig ist es zudem, wenn das Kind für einen gewissen Zeitraum gar keine Windel trägt. Zu empfehlen sind Windeln aus Baumwolle, die nach jeder Benutzung ausgekocht werden oder atmungsaktive Einmalwindeln. Außerdem sollte die Haut des Babys nach dem Wechseln der Windeln behutsam abgewaschen und getrocknet werden. Vor dem erneuten Windelwechsel lassen sich die betroffenen Stellen mit der antimykotischen Paste behandeln.

Pro Wickelvorgang ist eine frische Unterlage zu benutzen. Außerdem müssen die Hände anschließend gründlich gewaschen werden.

Lindernd auf Windelsoor wirken sich antientzündliche Bäder aus. Diese können milde Öle, Weizenkleie oder Hafer enthalten.

Prognose bei Windelpilz

Wird der Windelpilz frühzeitig behandelt, nimmt er in der Regel einen günstigen Verlauf. Breitet sich die Entzündung jedoch weiter aus, gestaltet sich die Behandlung langwieriger.

Vorbeugung von Windelpilz

Leider lässt sich Windelsoor nicht perfekt vorbeugen. Durch die konsequente Anwendung von verschiedenen hygienischen Maßnahmen besteht jedoch die Möglichkeit, das Infektionsrisiko abzusenken. Besonders wichtig ist der häufige Windelwechsel. Außerdem sollte die empfindliche Babyhaut sanft gereinigt und getrocknet werden. Dabei gelten Trockentupfen oder Trockenföhnen als sanfter als das Trocknen durch Reiben.

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