Ausweg aus der Angststörung: Studie testet die Vergabe eines Medikaments

Zugelassener Betablocker soll eine therapeutische Konfrontation mit dem Angstauslöser einfacher gestalten

Von Cornelia Scherpe
11. Dezember 2015

Wer panische Angst vor beispielsweise Spinnen hat, der leidet an einer Phobie. Es handelt sich dabei um unbegründete Ängste, die so stark werden können, dass sie den Alltag belasten. Wer zum Beispiel Angst vor Mitmenschen hat, traut sich im schlimmsten Fall nicht mehr vor die Tür.

Langwierige Behandlung von Phobien

Bisher sieht die Therapie eine schrittweise Konfrontation mit dem Angstauslöser vor.

  • In sicherer Umgebung und
  • unter Anwesenheit des Therapeuten

werden die Patienten langsam mit ihrer Phobie vertraut gemacht. Diese Sitzungen können sich aber über Wochen und Monate ziehen. Nun haben Forscher eine Methode vorgestellt, die in wenigen Momenten die Angststörung beseitigen soll. Dafür setzen sie auf ein Medikament. Die Wissenschaftler wollen die Konfrontationstherapie mit der Vergabe einer Arznei verbinden. Hierbei erhält der Patient

  1. eine gerade einmal zweiminütige Konfrontation mit seinem Angstauslöser und
  2. gleichzeitig das Medikament.

Dabei handelt es sich um ein bereits zugelassenes Mittel gegen Bluthochdruck. Es besitzt eine Nebenwirkung, die man sich gegen die Angststörung gezielt zunutze machen will. Wer den Betablocker einnimmt, wird ruhiger und bestehende Ängste werden eingedämmt. Diese bekannten Nebenerscheinungen will man nun einsetzen. Ob das funktioniert, wurde bereits in einer kleinen Studie mit 45 Freiwilligen getestet.

Betablocker im Versuch

Alle Teilnehmer litten an Arachnophobie, hatten also panische Angst vor Spinnen. Rund die Hälfte erhielt nun den Betablocker, die anderen nur ein Placebo. Direkt nach der Einnahme begann die unmittelbare Konfrontationstherapie, denn die Ärzte brachten eine Tarantel in den Raum. Wer das Medikament bekommen hatte, reagierte deutlich besonnener und näherte sich der Spinne sogar.

Als man später weitere Tests machte, zeigte sich, dass das einmalige Überwinden der Angst die Probanden sicherer gemacht hatte und sie auch weiterhin weniger ängstlich waren. Die harmlose Erfahrung mit der Spinne hatte sie positiv geprägt.

Auslöschen geprägter Angstmuster?

Da ebenfalls kleinere Gedächtnislücken zu den bekannten Nebenwirkungen des Betablockers zählen, vermuten die Ärzte, dass die Einnahme die im Gehirn geprägten Angstmuster teilweise löschen kann. Es wird daher nun erforscht, ob der Einsatz auch bei anderen Störungen, etwa der Posttraumatischen Belastungsstörung, sinnvoll ist.