Der Beziehungsphobiker: Wenn man Bindungen nicht zulassen kann

Von Cornelia Scherpe
1. September 2014

Es ist relativ normal, dass nach den überschwänglichen Gefühlen zum Beginn einer Beziehung die leidenschaftliche Liebe später etwas nachlässt. Es gibt jedoch auch Menschen, bei denen die ersten heißen Gefühle für den anderen nur wenige Wochen dauern und das Verhältnis dann extrem erkaltet, wenn es sich eigentlich erst vertiefen sollte.

In diesem Zusammenhang sprechen die Psychologen von einem sogenannten "Beziehungsphobiker". Diese Menschen haben große Angst vor Intimität. Gemeint ist damit aber nicht die körperliche Nähe. Freundschaftliche Treffen und ungezwungener Sex sind für diese Menschen durchaus angenehm, doch sobald die Beziehung sich auf emotionaler Ebene vertiefen soll, machen sie einen Rückzieher.

Verletzungen aus früheren Partnerschaften sitzen meist tief

Viele Betroffene wollen dies selbst gar nicht und wünschen sich eigentlich, dass sie die Liebe zum neuen Partner genießen können. Ihre Phobie sitzt jedoch tiefer in der Seele und kontrolliert den Erkrankten. Man bekommt Herzrasen und Schweißausbrüche, sobald es um gemeinsame Unternehmungen und kuschelige Abende im Bett geht.

Grund dieser Bindungsängste ist meist ein Trauma aus früheren Partnerschaften oder Probleme aus der Kindheit. Es gibt eine schwere seelische Verletzung, die nur unzureichend verheilt ist. Der Betroffene kann damit leben, indem er weitere enge Bindungen vermeidet.

Meist kann nur der Psychologe helfen

Diese Vermeidungshaltung ist instinktiv und lässt sich daher von ihm kaum steuern. Die alte Verletzung hat in den meisten Fällen das eigene Selbstwertgefühl sinken lassen. Die Flucht aus der Partnerschaft heraus ist daher in erster Linie ein Selbsterhaltungstrieb. Man will sich niemandem offenbaren, damit man nicht erneut verletzbar ist.

Diese Schutzstrategie können die wenigsten Beziehungsphobiker allein ablegen. Auch der neue Partner kann selten helfen, da er es ist, um den sich das Problem aktuell dreht. Die sinnvollste Möglichkeit besteht im Gang zu einem Psychologen. Dieser kann das Ur-Trauma finden und bearbeiten, damit der Patient offen für neue Bindungen ist.