Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Verursacht wird die periphere arterielle Verschlusskrankheit zumeist durch Arterienverkalkung. Dabei spielt auch das Rauchen eine bedeutende Rolle. Durch eine arterielle Verschlusskrankheit kann eine Stenose an der Bauch- oder Beckenarterie auftreten. Als operative Maßnahme kommt eine Bypasslegung infrage.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: I70 I73
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind die Arterien von Beinen oder Armen krankhaft verengt. Man bezeichnet die Erkrankung auch als Schaufensterkrankheit oder Raucherbein. In den meisten Fällen kommt es durch Arterienverkalkung zu einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

In Deutschland ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit weit verbreitet. So leiden etwa 15 bis 20 Prozent aller Deutschen über 70 Jahre unter dieser Erkrankung. Aber auch in jüngeren Jahren kann die Verschlusskrankheit auftreten, wobei sie dann häufiger bei Männern als bei Frauen vorkommt.

Ursachen

In den meisten Fällen entsteht die periphere arterielle Verschlusskrankheit durch Arteriosklerose. So ist die Arterienverkalkung in 95 Prozent aller Fälle der Auslöser.

Risikofaktoren

Zu krankhaften Veränderungen an den Beingefäßen kommt es vor allem durch Tabakkonsum. Bei Rauchern ist die Gefahr von Durchblutungsstörungen dreimal so hoch wie bei Nichtrauchern.

Weitere Risikofaktoren, die zu einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit führen können, sind

Eine eher seltene Ursache der Krankheit sind Gefäßmuskulaturstörungen wie das Raynaud-Syndrom oder Entzündungen der Gefäßinnenschicht.

Verlauf

Wie eine periphere arterielle Verschlusskrankheit verläuft, hängt von der Behandlung der auslösenden Faktoren ab. So lässt sich die Prognose der pAVK verbessern, wenn der Patient auf eine gesunde Lebensweise achtet. Dazu gehören unter anderem

Ebenfalls von Bedeutung sind normale Blutfett-, Blutzucker- und Blutdruckwerte.

Folgen

Bei einem ungünstigen Verlauf der Krankheit kann es zu

kommen.

Symptome

Durch die periphere arterielle Verschlusskrankheit können unterschiedliche Gefäßabschnitte in Mitleidenschaft gezogen werden. Am häufigsten kommt es jedoch zu Verengungen der Unterschenkelgefäße, der Oberschenkelarterien sowie der Beckengefäße. In vielen Fällen werden von den Betroffenen keine Symptome wahrgenommen.

Oftmals bestehen bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auch andere Erkrankungen. Darüber hinaus erhöht sich durch die Krankheit das Risiko von koronaren Herzerkrankungen und einem Schlaganfall.

Die Beschwerden, die bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auftreten, können unterschiedlich ausgeprägt sein und hängen oft von der Position der Gefäßveränderungen ab, und wie sie sich entwickeln. Die typischen Durchblutungsstörungen werden umso stärker, je höher die Gefäßverengung ist. Bei den meisten Patienten besteht eine Verengung der Oberschenkelarterie.

Ein Problem bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist, dass sie meist über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleibt. So kommt es bei vielen Patienten erst nach Verengungen von über 90 Prozent zu Beschwerden. Das lässt sich darauf zurückführen, dass der Organismus neue Gefäße bildet, die für eine ausreichende Durchblutung des Gewebes sorgen.

Zu den ersten Anzeichen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit gehören Schmerzen bei Belastungen des Beins, die unter der Gefäßverengung auftreten. Kommt es also zu einem Schmerz im Unterschenkel, besteht eine Gefäßverengung im Oberschenkel.

Durch die Belastungsschmerzen müssen die Erkrankten immer wieder stehen bleiben, weswegen man die Krankheit auch Schaufensterkrankheit nennt. Weitere Beschwerden können Taubheitsgefühle im Oberschenkel, Unterschenkel oder Gesäß sein. Darüber hinaus zeigen sich kalte und empfindungslose Füße.

Die vier Stadien der arteriellen Verschlusskrankheit

Man unterteilt die periphere arterielle Verschlusskrankheit in vier Stadien.

  • Während sich in Stadium I keinerlei Symptome zeigen,
  • kommt es in Stadium II zu Belastungsschmerzen, wenn Strecken von mehr als 200 Metern zurückgelegt werden. Später können die Schmerzen auch auf Strecken unter 200 Metern auftreten.
  • In Stadium III machen sich schließlich auch Schmerzen im Ruhezustand bemerkbar.
  • Im vierten und letzten Stadium kann es zu Schädigungen des Gewebes, Entzündungen und Geschwüren kommen.

Tritt an einer Beinarterie ein akuter Verschluss oder eine Thrombose ein, macht sich dies durch

  • starke lokale Schmerzen sowie
  • Taubheits- und
  • Kältegefühle

bemerkbar. Außerdem lässt sich unter der Verschlussstelle kein Puls mehr fühlen.

Diagnose

Um eine periphere arterielle Verschlusskrankheit festzustellen, überprüft der behandelnde Arzt zunächst einmal die Krankengeschichte des Patienten. Dann nimmt er eine körperliche Untersuchung vor, bei der er nach Nagelveränderungen, Haarverlust und Schwielenbildung sucht, die ein Hinweis auf die Erkrankung sind.

Außerdem überprüft man den Pulsschlag an den Beinen, der sich bei einer Verschlusskrankheit kaum fühlen lässt, sowie ihre Hauttemperatur. So ist das Bein, an dem die Krankheit auftritt, kühler als das andere Bein.

Weitere Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose sind

Um weitere verengte Gefäße rechtzeitig festzustellen, erfolgen auch Untersuchungen von Herz- und Halsgefäßen.

Behandlung

Um die periphere arterielle Verschlusskrankheit erfolgreich zu behandeln, bekämpft man vor allem ihre Ursachen. Außerdem sollen mögliche Folgeschäden vermieden werden.

Gesunde Lebensweise

Ist der Patient Raucher, muss er umgehend mit dem Tabakkonsum aufhören. Außerdem ist es wichtig, den Blutdruck und die Blutfettwerte im normalen Bereich zu halten. Weitere wichtige Maßnahmen sind ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung.

Hat der Patient bereits Stadium II erreicht, ist das Gehtraining eine wichtige Therapiemaßname. Zu diesem Zweck ermittelt man zunächst, wie weit der Patient laufen kann, ohne Schmerzen zu bekommen.

Mindestens die Hälfte der ermittelten Streckenlänge sollte pro Tag zurückgelegt werden. Auf diese Weise regt der Patient seinen Körper zur Bildung von so genannten Umgehungskreisläufen an.

Medikamente

Eine weitere Behandlungsmaßnahme ist die Einnahme von Medikamenten wie Acetylsalicylsäure (ASS). Diese Mittel beugen möglichen Blutgerinnseln vor, indem sie die Anlagerung von Blutplättchen verhindern.

Als Alternative zu Acetylsalicylsäure steht auch Clopidogrel zur Verfügung. Patienten, die sich im zweiten Stadium befinden, verordnet man auch Phosphodiesterase-Hemmer (PDE), die bewirken, dass das Blut dünnflüssiger wird.

Operationen

In manchen Fällen kann bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auch ein operativer Eingriff erforderlich sein.

Embolektomie

Besteht ein Blutgerinnsel in der Arterie, entfernt man dieses zumeist durch einen Ballonkatheter, was man als Embolektomie bezeichnet. Zu diesem Zweck schneidet der Operateur die Ader auf und schiebt anschließend einen Katheter, der mit einem Ballonmechanismus ausgestattet ist, bis hinter den Blutpfropf ein. Dann treibt man den Ballon auf, sodass das Blutgerinnsel bis zur geöffneten Stelle gezogen werden kann. Dort nimmt es der Chirurg dann heraus.

Thrombendarteriektomie (Ausschälung)

Eine andere Methode ist die Thrombendarteriektomie (Ausschälung). Dabei wird die Engstelle des Verschlusses ausgeschabt. Dazu klemmt der Operateur die betreffende Schlagader ab und schneidet sie auf. Nach dem Entfernen der inneren Ablagerungen kann die Arterie wieder zugenäht werden, wofür man meist einen Kunststoffsteifen, der Patch genannt wird, oder eine Vene von einem anderen Körperteil verwendet.

Manchmal wird auch ein Stent eingesetzt, damit es nicht erneut zu einer Verengung des Gefäßes kommt. Sind die Gefäßveränderungen sehr umfangreich, erfolgt meist eine Bypassoperation an den Beingefäßen, bei der man einen Schlauch aus Teflon oder eine körpereigene Vene zur Umleitung einsetzt.

Eine Operation ist jedoch nur bei einem Teil der Patienten möglich. Im schlimmsten Fall, wenn es zum Absterben des Beines kommt, muss eine Amputation als letzter Ausweg vorgenommen werden.

Die Bypass-Legung zur Behandlung einer Stenose der Bauch- oder Beckenarterie

Beim Auftreten einer arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) besteht die Gefahr, dass es zu einer Verlegung oder Verengung der Beckenarterie oder der Aorta (Bauchschlagader) kommt. In diesem Fall kann eine Bypasslegung zur Behebung der Stenose erforderlich sein.

Ursachen

Bei einer Stenose kommt es zur Verengung von Blutgefäßen oder Hohlorganen. Dies betrifft häufig auch Venen oder Arterien der Eingeweide wie die Beckenarterie oder die Bauchschlagader. Verursacht werden diese Verengungen in der Regel durch Arteriosklerose.

Bei einer Arteriosklerose kommt es zur Ablagerung von Blutplättchen (Thrombozyten) oder Blutfetten an den Innenwänden der Blutgefäße. In manchen Fällen entstehen Stenosen auch durch mechanische Einengungen oder Gefäßentzündungen.

Symptome und Folgen

Symptome einer plötzlichen Gefäßverlegung sind starke Bauchschmerzen und Durchfall. Kann der Darminhalt nicht mehr weitertransportiert werden, besteht das Risiko einer lebensgefährlichen Peritonitis (Bauchfellentzündung) oder Blutvergiftung.

Im Falle einer chronischen Arterienverstopfung sichern oftmals andere Arterien die Blutversorgung. Nach dem Essen können jedoch aufgrund des höheren Blutverbrauchs Bauchschmerzen auftreten.

Da die Nahrungsaufnahme des Körpers nur noch unzureichend funktioniert, kommt es außerdem zu Gewichtsabnahme. Tritt eine Verengung oder sogar ein Verschluss eines Blutgefäßes ein, führt dies zu verminderter Durchblutung, was wiederum Sauerstoffmangel der betroffenen Organe zur Folge hat. Dadurch können der Magen, der Darm oder sonstige Bauchorgane ernsthaft geschädigt werden.

In schweren Fällen kann ein akuter Gefäßverschluss zu einem raschen Tod des Gewebes nach nur wenigen Stunden führen. Häufig werden dabei die Abschnitte des Darms geschädigt. Ein typisches Symptom sind starke Bauchschmerzen.

Kann der Darminhalt nicht mehr weiterbefördert werden, besteht das Risiko, dass eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) eintritt.

Um eine Stenose zu beheben, kommen sowohl konservative als auch operative Möglichkeiten in Betracht. So können Medikamente mit bestimmten Wirkstoffen zur Anwendung gelangen, um das Gerinnsel zu beseitigen. Eine weitere Möglichkeit ist die Aufdehnung einer Verengung mit einem Katheter.

Unter bestimmten Umständen muss jedoch ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden, um schwere Schädigungen zu unterbinden.

Bypass

Für die operative Behebung einer Stenose gibt es verschiedene Methoden. Bei einer Thrombendarteriektomie (TEA) schält man die Ablagerungen aus dem Gefäß heraus. Doch nicht immer ist eine Ausschälung erfolgreich. In diesem Fall muss ein Bypass, also eine Umgehung der Engstelle, gelegt werden.

Vor dem Eingriff wird dem Patienten meist eine Vollnarkose verabreicht. Um einen Bypass zu legen, verwendet man häufig ein Rohr aus Kunststoff, manchmal entnimmt man aber auch eine Vene aus einem Bein des Patienten.

Durch den Bypass können mehrere Arterien miteinander verbunden werden. Die Gefäßprothese schließt der Operateur durch eine Naht an die Blutgefäße an. Zu diesem Zweck wird zumeist eine Laparotomie (Bauchschnitt) durchgeführt.

Müssen die Beckenarterien behandelt werden, legt man eine so genannte Y-Prothese zwischen der Bauchschlagader und den Beckengefäßen an.

Mögliche Risiken

Wie jede Operation, sind auch diese Eingriffe nicht frei von Risiken. So können Blutungen, Nachblutungen oder Hämatome (Blutergüsse) auftreten. Werden Bauchorgane verletzt, besteht die Gefahr einer Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Auch Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen sind im Bereich des Möglichen. In den meisten Fällen verläuft eine Ausschälung oder eine Bypasslegung jedoch ohne größere Komplikationen. Wichtig für einen optimalen Heilungsverlauf ist auch eine gute Nachsorge.

Worauf ist nach der OP zu achten?

In den ersten Wochen und Monaten nach dem operativen Eingriff sollte sich der Patient sehr schonen und nur langsam wieder körperliche Belastungen ausführen. Vor allem vom Heben von schweren Gegenständen ist abzusehen. Wurde ein Bypass von der Achselhöhlenarterie aus angelegt, darf der Patient seine Arme nicht ruckartig in die Höhe strecken.

Für den Fall, dass bestimmte Auffälligkeiten, wie zum Beispiel

auftreten, ist es ratsam so schnell wie möglich den behandelnden Arzt darüber zu informieren. Darüber hinaus müssen regelmäßige Kontrolluntersuchen erfolgen. Wurde eine Aneurysma-Operation durchgeführt, ist es empfehlenswert, sich nicht mit Puder oder Creme einzureiben. Damit es nicht erneut zu Problemen bei der Durchblutung kommt, sollte der Patient auf seine Gesundheit achten und daher Übergewicht abbauen und sich bewusst ernähren.

Leidet ein Patient unter der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), ist es wichtig, dass diese optimal eingestellt wird. Auch auf den Genuss von Zigaretten sollte man lieber verzichten. Des Weiteren wird empfohlen, sich regelmäßig auf Risikofaktoren, die zu einer Stenose führen könnten, untersuchen zu lassen.

Vorbeugung

Am besten lässt sich der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit vorbeugen, wenn man die Risikofaktoren vermeidet. Vor allem sollte mit dem Rauchen aufgehört werden, da es als Risikofaktor Nummer 1 gilt. Ebenfalls wichtig sind

Auch viel Bewegung gilt als hilfreiche Vorbeugemaßnahme. Bestehen bestimmte Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus, sollten diese behandelt werden.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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