Multisystematrophie wird durch Prionen ausgelöst

Die Erkenntnisse eines US-Forschers könnten Konsequenzen für die chirurgische Praxis haben

Von Cornelia Scherpe
3. September 2015

Die Multisystematrophie, kurz MSA, zählt zu den degenerativen Krankheiten des Gehirns. Bei Betroffenen werden die Funktionen im Zentralen Nervensystems, dem Kleinhirn und weiteren Bereichen immer weiter beeinträchtigt. Es kommt unter anderem zu motorischen Problemen wie man sie von Parkinson kennt. Ein US-Forscher hat nun herausgefunden, dass die Übertragung der MSA durch Prionen erfolgen kann.

Was sind "böse Prionen"?

Prionen sind keine Erreger wie Viren und Bakterien, sondern defekte Eiweiße. Es gibt normale Prionen in jedem Menschen und krankmachende Versionen. Die "bösen Prionen" haben eine veränderte Struktur, denn ihre Aminosäuren sind falsch angeordnet.

Das führt zu einer abweichenden räumlichen Faltung. Im Gehirn können diese Prionen nicht abgebaut werden und lagern sich an. Gleichzeitig animieren sie andere Prionen zur gefährlichen Faltung und vermehren so ihre Zahl. Das Gehirn wird immer stärker beschädigt.

Übertragung fehlerhaften Eiweiße

In der Studie nun nahm der Forscher Hirnsubstanz von Verstorbenen, die an der Multisystematrophie gelitten hatten. Dieses Gewebe injizierte er bei Versuchsmäusen und konnte beobachten, wie diese ebenfalls an der MSA erkrankten. Im Detail kam es zu einer Übertragung der Prionen und das Erklärungsmodell zeigt deutlich, wie sich die fehlerhaften Eiweiße im Gehirn der Tier sammelten und daher die Krankheit auslösten.

Im Labor übertrug sich die Krankheit nach der Injektion auch auf andere Mäuse, die nur mit den kranken Tieren in Kontakt kamen und selbst nicht behandelt worden waren. Damit ist bewiesen, dass die Multisystematrophie durch Prionen übertragen werden kann.

Konsequenzen für medizinische Praxis

Für die Praxis dürfte das Konsequenzen haben. Der Forscher gibt beispielsweise zu bedenken, dass bei Eingriffen in der Neuro-Chirurgie die medizinischen Geräte nur mit Standardmethoden desinfiziert werden. Das allein tötet aber nur Mikroben und nicht Prionen ab. Es ist daher prinzipiell denkbar, dass die Prionen von einem Patienten auf einen anderen übertragen werden, wenn Geräte wiederverwendet werden.