Hautleishmaniose - Die kutane Leishmaniose mit Befall der Haut (Orientbeule)

Als Hautleishmaniose bezeichnet man eine Form der Infektionskrankheit Leishmaniose. Dabei kommt es zum Befall der Haut mit Parasiten.

Von Jens Hirseland

Bei Leishmaniose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren vorkommt. Die menschliche Leishmaniose wird in drei Subformen unterteilt, zu denen auch die Hautleishmaniose gehört.

In der Medizin bezeichnet man die Hautleishmaniose auch als kutane Leishmaniose. Weitere Formen von Leishmaniose sind

die auch als mukokutane Leishmaniose bezeichnet wird.

Übertragung

Als Reservoir der Parasiten dienen eigentlich Nagetiere, Hunde, Füchse, Schakale oder andere Säugetiere. Sticht eine Sandmücke jedoch ein infiziertes Tier und anschließend einen Menschen, überträgt sie dabei die Leishmanien auf den menschlichen Organismus.

Aber auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit infiziertem Blut, wie zum Beispiel bei einer Bluttransfusion, ist denkbar. Nicht möglich ist dagegen eine unmittelbare Ansteckung von Mensch zu Mensch.

Bei der Hautleishmaniose kommt es zum Befall der Haut mit Parasiten, den so genannten Leishmanien. Diese Einzeller werden durch einen Insektenstich der Schmetterlingsmücke oder Sandmücke auf die Haut des Menschen übertragen.

Später kommt es an der Eintrittsstelle zur Bildung eines schmerzlosen Geschwürs. In den meisten Fällen heilt das Geschwür nach ein paar Wochen oder Monaten wieder von selbst ab, wobei eine Narbe zurückbleibt.

Vorkommen

Die kutane Leishmaniose kommt in 88 Ländern der Erde vor. Besonders verbreitet ist sie

Syrien, Saudi-Arabien, Iran, Afghanistan, Algerien und Brasilien zählen zu den Hauptregionen. Aber auch in südeuropäischen Ländern wie Spanien kann sie mitunter auftreten. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) schätzt, dass auf der ganzen Welt ca. 12 Millionen Menschen unter Leishmaniose leiden.

Je nachdem, in welcher Region der Welt die kutane Leishmaniose auftritt, wird zwischen der Hautleishmaniose der "Alten Welt" und der Hautleishmaniose der "Neuen Welt" unterschieden. Letztere Form verläuft meist aggressiver.

Als Sonderform der kutanen Leishmaniose der "Neuen Welt" gilt die mukokutane Leishmaniose. Dabei wird nicht nur die Haut, sondern auch die Schleimhaut von den Parasiten befallen.

Die Hautleishmaniose der "Alten Welt" gehört zu den am häufigsten auftretenden Tropendermatosen in Mitteleuropa. Jedes Jahr kommt es durch Leishmaniose zu zehn Millionen Krankheitsfällen weltweit. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.

Die kutane und die mukokutane Leishmaniose treten deutlich häufiger auf als die innere Leishmaniose, die einen gefährlicheren Krankheitsverlauf hat. Obwohl die Infektionskrankheit vorwiegend in warmen und trockenen Gebieten vorkommt, werden die Erreger mitunter durch infizierte Menschen oder Hunde auch nach Deutschland eingeschleppt.

Ursachen: Geißeltierchen

Verursacht wird die kutane Leishmaniose durch Geißeltierchen, die zur Gattung Leishmania gehören und von der Schmetterlings- und Sandmücke übertragen werden. Diese Leishmanien unterteilt man in verschiedene Erregertypen. So wird die Hautleishmaniose der "Alten Welt" von

  • Leishmania infantum
  • Leishmania donovani
  • Leishmania tropica
  • Leishmania major und
  • Leishmania aethiopica

verursacht. Für die Hautleishmaniose der "Neuen Welt" ist der Erreger Leishmania mexicana verantwortlich. Leishmanien werden zu den geißeltragenden Protozoen gerechnet. Überleben können sie nur in bestimmten Zellen ihres Wirtskörpers.

Doch nicht nur Menschen werden von Leishmanien heimgesucht, sondern auch Tiere. So sind die Parasiten für zahlreiche Tierseuchen verantwortlich.

Symptome

Bei der kutanen Leishmaniose der "Alten Welt" kommt es nach einem Mückenstich zunächst zum Anschwellen und Erröten der Einstichstelle. Im weiteren Verlauf bilden sich entweder ein flacher Knoten oder ein bis zu fünf Zentimeter großes Geschwür, das jedoch nicht schmerzt.

Das Geschwür wird von einem Randwall umgeben; manchmal ist es von Schorf bedeckt. Mittig im Geschwür kann es zum Zerfall und Absterben von Gewebe kommen.

Besonders betroffene Körperregionen sind Arme und Wangen, da diese nicht von Kleidung bedeckt werden. Mitunter kommt es auch zur Entstehung von mehreren Geschwüren, die sich über die Haut verbreiten.

In den meisten Fällen bleibt es jedoch bei einer betroffenen Hautstelle. Benachbarte Lymphknoten können dabei vorübergehend anschwellen.

Nach einiger Zeit heilen die Hautveränderungen spontan wieder ab. Die Hautleishmaniose der "Neuen Welt" verläuft meist schwerer. So kann es zu unterschiedlichen Hautschäden und umfangreichen Geschwüren kommen.

Behandlung

Deutliche Hinweise auf eine kutane Leishmaniose liefern bereits die typischen Beulen oder Geschwüre, die sich dabei bilden. Letzte Gewissheit lässt sich durch eine Gewebeprobe verschaffen, die man vom Rand des Geschwürs entnimmt und anschließend unter einem Mikroskop untersucht.

Dabei sind die einzelligen Leishmaniosen deutlich zu erkennen. Außerdem lässt sich auf diese Weise der genaue Erregertyp bestimmen.

Nicht immer muss eine Hautleishmaniose medizinisch behandelt werden. So hängt eine Therapie vom Schweregrad und der Krankheitsform ab. Bei einer Behandlung setzt man lokal wirkende antibiotische Salben, die zum Beispiel Paromomycin enthalten, ein.

Ebenso können Injektionen mit Antimon zur Anwendung kommen. In manchen Fällen wird auch eine Kyrotherapie durchgeführt, bei der man die betroffene Stelle vereist.

Vorbeugung

Bislang steht gegen die kutane Leishmaniose noch kein Impfschutz zur Verfügung. Daher ist es wichtig, der Erkrankung vorzubeugen, indem man sich gut vor Sandmücken schützt, wenn man in ein Risikogebiet reist. Als sinnvolle Schutzmaßnahmen gelten das Tragen von weiter, langer Kleidung, Moskitonetze sowie die Verwendung von Insektenschutzmitteln wie Icaridin und DEET.

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