Kyphoplastie - Anwendungsgebiete und Durchführung

Bei Osteoporose, Unfallverletzungen oder Wirbelsäulentumoren kann es zu Wirbeleinbrüchen kommen, die den gesamten Halteapparat negativ beeinflussen. Lange Zeit waren aufwändige Operationen mit Klinikaufenthalten bis zu einem Monat nötig, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Mithilfe der Kyphoplastie hat sich die Patientensituation nachhaltig verbessert. Informieren Sie sich über Anwendungsgebiete und Durchführung der Kyphoplastie.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Was ist eine Kyphoplastie und wann kommt sie zur Anwendung?

Die Kyphoplastie beschreibt ein minimal-invasives Verfahren. Zur Anwendung kommt eine Kyphoplastie in erster Linie, um Wirbelbrüche im Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule zu stabilisieren. Besonders häufig wird die Methode bei Patienten eingesetzt, die unter Osteoporose (Knochenschwund) leiden.

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochendichte beschleunigt abnimmt und das Skelettsystem erheblich beeinträchtigt. Durch die geringe Knochendichte kommt es immer wieder zu Verformungen und Frakturen, die bereits bei leichten Stürzen auftreten. Jedes Jahr werden etwa 400.000 Wirbeleinbrüche diagnostiziert.

Die Kyphoplastie ist eine unkomplizierte und schnell wirkende Methode bei Wirbelkörpereinbrüchen, wobei es keine Rolle spielt, wie alt die Fraktur ist. Angewendet wird das Verfahren bei akuten und chronischen Wirbelkörpereinbrüchen, die durch Osteoporose verursacht wurden.

Aber auch bei frischen Brüchen, die durch einen Unfall bedingt sind, kommt die Kyphoplastie zum Einsatz, ebenso bei gutartigen und bösartigen Wirbelsäulentumoren wie Knochenmarks- oder Blutgefäßgeschwulsten. Sollten Metastasen in den Knochen die Wirbelkörper destabilisieren oder Schmerzen verursachen, kann die Kyphoplastie-Methode ebenfalls angewendet werden.

Im Vordergrund der Kyphoplastie steht die Bekämpfung der erheblichen Schmerzen, die bei einer Wirbelkörperfraktur auftreten. Als geeignet gilt das Verfahren jedoch nur, wenn eindeutig sicher ist, dass die Schmerzen auch tatsächlich auf einen Wirbelkörperbruch zurückzuführen sind.

Kostenübernahme und Kontraindikation

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Kyphoplastie-Verfahren in vollem Umfang. Nicht geeignet ist die Methode zur ästhetischen Korrektur bei Wirbelsäulenverkrümmungen oder zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen.

Vorteile der Kyphoplastie

Durch die Kyphoplastie ist die Wiederherstellung der Wirbelkörperhöhe und die Korrektur der Deformitäten möglich. Hinzu kommen folgende Vorteile:

  • Besserung der Rückenschmerzen
  • Reduzierung der Immobilisierung
  • Steigerung der Lebensqualität

Arten der Kyphoplastie

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen.

Ballon-Kyphoplastie - mehr Mobilität und weniger Schmerzen

Bei herkömmlichen Therapieverfahren mit komplizierten Operationen oder dem Tragen von Stützkorsetts mussten Patienten mit langen Ausfallzeiten von etwa drei Monaten rechnen und waren in ihrer Beweglichkeit extrem eingeschränkt. Heute kommt vermehrt die Ballon-Kyphoplastie zum Einsatz, eine moderne Behandlungsmethode, die mehr Mobilität und weniger Schmerzen garantiert.

Das Verfahren wird in Europa bereits mehrere Jahre angewendet; inzwischen konnten weltweit mehr als 500.000 Brüche der Wirbelkörper erfolgreich mit der Ballon-Kyphoplastie behandelt werden. Die Methode gilt als besonders sicher, nur bei etwa 0,5 Prozent der Patienten treten Komplikationen auf.

Minimal-invasives Verfahren zur Korrektur der Wirbel

Bei der Ballon-Kyphoplastie handelt es sich um ein minimal-invasives Verfahren und eine Schmerztherapie, bei der lediglich zwei kleine Schnitte jeweils links und rechts neben der Wirbelsäule nötig sind. Bei dem Eingriff werden Ballons in die geschädigten Wirbelkörper eingebracht, die die eingebrochenen Wirbel aufdehnen. Auf diese Weise lassen sich die Wirbelkörper korrigieren und in die richtige Position bringen.

Patienten müssen nur wenige Tage im Krankenhaus verbleiben, können in der Regel am nächsten Tag wieder aufstehen und sich bewegen. Zur Behandlung eines Wirbels wird etwa eine Operationszeit von einer Stunde benötigt. Langwierige Reha-Behandlungen sind ebenfalls nicht notwendig, der Patient kann nach der Entlassung aus dem Krankenhaus relativ schnell seine gewohnten Aktivitäten wieder aufnehmen.

Die Ballon-Kyphoplastie korrigiert nicht nur die Wirbelkörperposition, sondern führt zu einem nachweisbaren Schmerzrückgang von etwa 90 Prozent. Der Eingriff wird entweder unter Vollnarkose oder unter lokaler Betäubung durchgeführt. Die unkomplizierte Stabilisierung der Wirbelkörper ermöglicht Patienten eine deutlich höhere Lebensqualität bei größtmöglicher Mobilität.

Radiofrequenz-Kyphoplastie: Stabilisierung mit Knochenzement

Die Radiofrequenz-Kyphoplastie gehört ebenfalls zu den minimal-invasiven Operationsmethoden zur Behandlung von Wirbelkörpereinbrüchen. Bei dem Eingriff dient ein gummiartiger, zäher Knochenzement der Aufrichtung und Stabilisierung der eingebrochenen Wirbel. Durch einen nur weinge Millimeter langen Schnitt führt der Chirurg eine Kanüle in den verletzten Wirbel ein und schafft kleine Kanäle im Knochen, die mit dem Knochenzement aufgefüllt werden.

Auch bei diesem Verfahren verspüren Patienten sofort eine erhebliche Schmerzlinderung; die Dauer der Operation beträgt durchschnittlich 15 Minuten. Die Komplikationsquote ist wie bei der Ballon-Kyphoplastie sehr niedrig.

Durchführung der Kyphoplastie

Bei der Kyphoplastie wird zwischen zwei unterschiedlichen Techniken unterschieden: der substanzzerstörenden Technik (Ballon-Kyphoplastie) und der substanzerhaltenden Technik (Radiofrequenz-Kyphoplastie).

Substanzzerstörende Technik

Die substanzzerstörende Technik ist die ursprüngliche Technik der Kyphoplastie.

  • Bei diesem Verfahren führt man zwei Kanülen, die einen Durchmesser von vier Millimetern haben, mithilfe eines Ballons in den gebrochenen Wirbel ein.
  • Anschließend wird der Wirbel durch das Auffüllen des Ballons mit einem Kontrastmittel partiell aufgerichtet.
  • Im Anschluss daran erfolgt die Fixierung des Wirbels durch das Einspritzen von Knochenzement in die vom Ballon geschaffene Höhle.

Dieser Zement erhärtet sich in nur wenigen Minuten, was zur Stabilisierung des Wirbels führt. Das Verfahren hat allerdings den Nachteil, dass es dabei zur Verdrängung von gesunden Schwammknochen (Spongiosa) kommt.

Substanzerhaltende Technik

In der heutigen Zeit greifen die Operateure vorwiegend auf die substanzerhaltende Technik zurück,

  • bei der nur ein einseitiger Zugang zu dem gebrochenen Wirbelkörper erforderlich ist.
  • Mithilfe einer biegsamen Nadel lässt sich der Wirbelkörper präparieren. Falls es erforderlich ist, können auch vereinzelte Zementbahnen angelegt werden.
  • Nächster Schritt ist das maschinelle Einbringen eines hochviskösen, fast gummiartigen, Knochenzements in den Wirbelkörper.

Dieser Zement, der per Radiofrequenz aktiviert wird, verteilt sich wie ein Fächer zwischen der gesunden Spongiosa und umschließt sie. Außerdem wird der Wirbel wie ein Stempel aufgerichtet. Das Verfahren hat den Vorteil, dass Osteoporose-Präparate weiterhin an den Trabekeln des gebrochenen Wirbels wirken können.

Die Dauer des Eingriffs hängt davon ab, wie viele Wirbelkörper von einer Fraktur betroffen sind. Muss lediglich ein Wirbelkörper operiert werden, liegt die Operationsdauer zwischen 30 und 45 Minuten. Schon einen Tag nach dem Eingriff lässt sich der Patient wieder voll mobilisieren. In der Regel macht sich auch sogleich eine deutliche Schmerzverminderung bemerkbar.

Nachsorge und mögliche Komplikationen der Kyphoplastie

Auch wenn die Kyphoplastie zu einer erheblichen Schmerzlinderung führt, so kann sie die Ursache der Osteoporose nicht beheben. Es ist daher sehr wichtig, dass auch nach dem Eingriff die gewohnte konservative Behandlung beibehalten wird.

In diesem Rahmen spielen vor allem die medikamentöse Behandlung sowie die Krankengymnastik eine bedeutende Rolle. Es gilt, die Linderung der Beschwerden beizubehalten und die Muskulatur zu stärken, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu bewahren. Die Medikamente helfen des Weiteren dabei, den Zellstoffwechsel der Knochen gesund zu halten, um auf diese Weise den Krankheitsverlauf zu lindern.

Bettruhe ist nach der Durchführung einer Kyphoplastie nicht nötig. So kann der Patient rasch wieder aufstehen und sich normal bewegen. In manchen Fällen ist eine zeitweilige Versorgung mit einem Korsett sinnvoll, damit es durch die Schmerzfreiheit nicht zu übertriebenem Aktionismus kommt.

Komplikationen sind bei einer Kyphoplastie nur sehr selten zu verzeichnen. Als größtes Risiko gilt das Austreten von Knochenzement aus dem Wirbelkörper in den Rückenmarkskanal.

Weitere Komplikationen können

durch Knochenzement sein.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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