Warum Neurodermitis in den Sommermonaten schlimmer wird

UVB-Strahlung und Pollenflug - Neurodermitiker leiden im Sommer unter zunehmenden Beschwerden

Von Cornelia Scherpe
15. August 2017

Eine Studie hat untersucht, warum viele Neurodermitiker in den Monaten Juni bis August besonders stark an ihrer Krankheit leiden. Bislang ging eine Theorie zu Neurodermitis davon aus, dass die Beschwerden eigentlich im Sommer abnehmen müssten. Die Praxiserfahrung der Hautärzte sieht jedoch anders aus. Daher ging ein Forschungsteam aus München dem auf den Grund.

In Deutschland leben rund vier Millionen Neurodermitiker, die regelmäßig mit schmerzenden und juckenden Hautproblemen zum Dermatologen müssen. Eine Analyse der Trigger (oft Stress und manche Nahrungsmittel) und das Vermeiden der Auslöser kann gemeinsam mit lindernden Cremes die Krankheit erträglich machen. Bei vielen Betroffenen im Kindesalter verschwindet die Neurodermitis oft auch nach der Pubertät.

Stärkere Entzündungsprozesse durch UVB-Strahlung und Pollen

Laut Theorie vieler Ärzte müssten die Beschwerden im Sommer geringer sein, da die Ferien- und Urlaubszeit weniger Stress mit sich bringt und die trockene Heizungsluft durch bessere Luftfeuchtigkeit verdrängt wird. Doch obwohl diese Faktoren zutreffen, wurden bislang zwei Punkte vergessen, die im Sommer das Krankheitsbild verschlimmern: UVB-Strahlung und Pollenflug.

Die Pollen legen sich auf die Haut und schütten verschiedene Pflanzenstoffe aus. Diese können aufgrund der geschwächten Barrierefunktion teilweise eindringen und binden sich an freie Rezeptoren der Hautzellen. Das alarmiert das Immunsystem des Körpers. Gleichzeit gelangt im Sommer viel UVB-Strahlung auf die Haut.

Während UVA-Strahlung sogar in der Neurodermitis-Therapie zum Einsatz kommt, ist UVB-Strahlung stärker und schadet der angegriffenen Haut zusätzlich. Beide Faktoren gemeinsam, also Pollen und UVB-Strahlung, sorgen dafür, dass die Haut ein regelrechtes Sieb wird.

Diese reagiert mit einer Abwehrreaktion und bildet viel Inflammasom. Dieser Proteinkomplex führt zu einer starken Reaktion des Immunsystems und folglich verstärken sich die ohnehin vorhandenen Entzündungsprozesse. Die Neurodermitis wird entsprechend im Sommer schlimmer.

Aktuell suchen Forscher nach Biomarkern, die vorab erkennen lassen, auf welche Umwelteinflüsse ein Patient mit Neurodermitis besonders stark reagiert. So könnte die Therapie individuell angepasst und die Beschwerden gelindert werden.

Bis dahin gilt für Betroffene: Tragen Sie ausreichend Sonnenschutzmittel auf. Diese lassen nicht nur weniger UV-Strahlung in die Haut, sondern wirken auch als natürliche Barriere bei Pollenflug.