Ist eine Hyposensibilisierung gegen Lebensmittelallergien bald dank Viren möglich?

Von Cornelia Scherpe
5. August 2013

Immer mehr Menschen in den westlichen Ländern leiden an einer Lebensmittelallergie. Von den Kindern sind rund fünf Prozent betroffen und bis zu vier Prozent nehmen das Leiden auch mit ins Erwachsenenalter. Anders als bei Allergien gegen Pollen und Gräser kann man bei diesen Leiden bisher nicht auf eine Hyposensibilisierung setzen. Das Risiko auf eine starke Immunreaktion oder gar einen tödlichen Schock ist schlicht zu groß.

Es besteht allerdings Anlass zu hoffen, dass bald eine neuartige Version der Hyposensibilisierung für diese Betroffenen entsteht. Deutsche Forscher arbeiten hierfür mit speziell veränderten Viren. Diese nennt man MVA. Es handelt sich dabei um Impf-Viren, also Erreger, die bereits seit längerer Zeit eingesetzt werden, wenn ein Mensch geimpft wird. Die Viren tragen die entsprechende Information in ihrem Inneren und geben sie nach der Impfung frei.

Im Fall der neuartigen Hyposensibilisierung sollen die Viren Fragmente der Allergene enthalten. Sie haben in ihrem Inneren also Teile der Substanz gespeichert, auf die der jeweilige Patient allergisch reagiert. Statt komplette Allergenextrakte über die Nahrung aufzunehmen, werden nur Fragmente mit den Zellen in Kontakt gebracht und dies soll schwere Nebenwirkungen verhindern. Das Immunsystem bekommt dennoch die Gelegenheit, sich mit dem Allergen auseinanderzusetzen und in Ruhe zu reagieren.

In ersten Experimenten mit Tieren hat sich diese spezielle Impfung als wirksam erwiesen. Man hatte Nagetiere so verändert, dass sie allergisch auf das Ovalbumin reagierten. Dies ist das Hühnereiweiß, das vielen Lebensmittelallergikern Probleme bereitet. Dann impfte man die Mäuse mit den MVA-Viren. Im Vergleich zu ungeimpften Tieren stiegen die IgE-Antikörper dieser Mäuse auch beim anschließenden Kontakt zum Hühnereiweiß nicht stark an. Dies zeigt, dass das Immunsystem sich beruhigt hatte.