Nahrungsunverträglichkeiten greifen um sich - machen wir uns selber krank?

Ist der Trend zur gesteigerten Empfindlichkeit wirklich begründet oder füllen wir nur die Herstellerkassen

Von Dörte Rösler
23. Januar 2015

Ob Fruktose, Laktose oder Gluten - Tests auf Lebensmittelunverträglichkeiten sind ein lukratives Geschäft. Wer öfter mal unter

leidet, glaubt vorschnell, dass die Ernährung ihn krank macht. Und ist darum bereit, viel Geld für dubiose Testverfahren auszugeben. Einer wissenschaftlichen Überprüfung halten nur wenige Diagnosen stand.

Übersteigerte Empfindlichkeit

Fast jeder vierte Deutsche glaubt mittlerweile, dass er bestimmte Nahrungsmittel nicht verträgt. Aber ist diese neue Empfindlichkeit wirklich begründet oder machen wir uns selbst krank?

Die Symptome von Gluten- oder Laktoseintoleranz sind so diffus, das praktisch jeder sie an sich entdecken könnte. Und wer sucht, der findet.

Misstrauen gegen Spucke-Tests und teure Spezialnahrungsmittel kommt spätestens dann auf, wenn man sich die Zahlen anschaut. An Glutenunverträglichkeit leidet nachweislich weniger als ein Prozent der Bevölkerung.

Glutenfreie Produkte

Für diese Menschen sind glutenfreie Produkte ein Segen. Tatsächlich verzichten laut einer Umfrage aus dem Jahr 2012 jedoch 28 Prozent der Erwachsenen mittlerweile Gluten - um diffuse Beschwerden zu lindern. Einen gesundheitlichen Vorteil haben sie dadurch nicht, sie füllen nur die Kassen der Hersteller.

Verzicht auf Laktose

Ähnlich ist der Boom auf laktosefreie Produkte zu bewerten. Ob eine Laktoseintoleranz vorliegt, zeigt ein medizinisch anerkannter Atemtest.

Die allermeisten Menschen können dabei Milchzucker in normalen Mengen problemlos verdauen. Mit dem Kauf teurer Joghurts oder Milchpackungen tun sie ihrer Gesundheit nichts Gutes.

Dubiose Diagnosemethoden

Aus wissenschaftlicher Perspektive können auch Diagnosemethoden wie die Messung des Speichelvolumens nicht überzeugen.

Zwar gibt der Speichelfluss Auskunft über einige Vorgänge im vegetativen Nervensystem. Allein eine größere Speichelmenge nach dem Verzehr von Zucker zeigt jedoch keine Nahrungsunverträglichkeit an.