Nagelbettentzündung und Nagelgeschwür - Ursachen und Behandlung

Ob Fingernägel oder Fußnägel, wenn eine Nagelbettentzündung oder ein Nagelgeschwür auftreten, bedarf es einer sorgfältigen Behandlung, denn auch das umliegende Gewebe kann durch die Bakterien infiziert werden und auf diese Weise kann sich die Entzündung rund um den Nagel ausbreiten. Lesen Sie, wie es zu Nagelbettentzündung und zum Nagelgeschwür kommt und welche Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen.

Von Tanja Tasci

Mögliche Erkrankungen der Hand

Die Hände bilden die Greiforgane der Arme. Genau wie an anderen Körperstellen, können auch an ihnen unterschiedliche Infektionen auftreten, die von Bakterien, Pilzen oder Viren verursacht werden.

In den meisten Fällen gelangen die schädlichen Keime durch Hautverletzungen in die Hand. Besonders gefährdet für Infektionen sind die Handinnenfläche sowie die Beugeseite der Finger, denn dort verbreiten sich die Krankheitserreger wegen der anatomischen Besonderheiten dieser Stellen besonders leicht in den tieferen Gewebeschichten.

Zu den häufigsten Handinfektionen zählen

  • das Panaritium
  • die Paronychie und
  • die Phlegmone.

Auch Tumorerkrankungen sowie die so genannte dupuytrensche Kontraktur können die Hand betreffen. Während wir die Phlegmone hier separat behandeln, können Sie hier alles Wichtige über die Tumorerkrankungen lesen. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Paronychie und dem Panaritium.

Was ist eine Nagelbettentzündung (Paronychie)? - Krankheitsbild

Gerötetes Nagelbett, Schwellungen des Nagelbetts und klopfende bis stechende Schmerzen sind Anzeichen für eine Nagelbettentzündung (auch (Par)Onychie oder Umlauf genannt). Nach kurzer Zeit entwickelt sich eine eitrige Entzündung und der Schmerz wird immer stärker.

Formen: Wo tritt die Nagelbettentzündung auf?

Doch Nagelbettentzündung ist nicht gleich Nagelbettentzündung und so unterscheiden Mediziner zwischen der so genannten Panaritium parunguale und der Panaritium subunguale. Während die Panaritium paranguale sich durch eine schnell ausbreitende Entzündung der seitlichen und hinteren Haut am Nagel zeigt, zeigt sich die Panaritium subunguale durch Eiter unter dem Nagel und begrenzt auf das Nagelbett.

Häufig wird trotz der Schmerzen und der eindeutigen Entzündungsmerkmale eine Nagelbettentzündung unterschätzt und abgewartet, bis die Nagelentzündung von alleine wieder abheilt. Doch eine nicht oder zu spät behandelte Nagelbettentzündung kann zu Nagelwachstumsstörungen führen.

In Extremfällen kommt es sogar zu einer völligen Abstoßung des Nagels. Doch die Entzündung kann sich sogar in die umliegenden Weichteile sowie auf die Sehnenscheide erstrecken und selbst die Handknochen können durch die bakterielle Entzündung angegriffen werden.

Chronische Nagelbettentzündung

Während für die meisten Menschen eine Nagelbettentzündung eine einmalige Angelegenheit ist, gibt es auch Fälle, in denen die Nagelentzündung chronisch vorhanden ist. Von der chronischen Nagelbettentzündung sind vor Diabetiker betroffen, die vorwiegend an den Fußzehen mit der Nagelentzündung dauerhaft zu kämpfen haben.

Doch auch Menschen, die häufig mit Wasser und Reinigungsmitteln in Berührung kommen, leiden immer häufiger an chronischer Nagelbettentzündung. Bei der chronischen Nagelbettentzündung sind oft mehrere Nägel betroffen und so wird die Nagelbettentzündung zum Dauerproblem.

Die gängige Praxis, eine Nagelbettentzündung von selbst abheilen zu lassen, ist nur ungefährlich, wenn die Hautinfektion innerhalb von drei Tagen selbstständig abheilt. Sollte am dritten Tag immer noch eines oder mehrere Entzündungsmerkmale vorhanden sein, ist der Gang zum Arzt unbedingt notwendig. Besonders

  • Menschen mit geschwächten Immunsystem
  • Diabetiker
  • Menschen mit Wundheilungsstörungen und
  • Menschen, die mit Glukokortikoiden behandelt werden,

sollten bei den ersten Entzündungsanzeichen umgehend einen Arzt aufsuchen.

Ursachen der Nagelbettentzündung

Wenn an einem Finger oder einem Zeh eine minimale Verletzung besteht, können dadurch Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze eindringen und so eine Nagelbettentzündung auslösen. In den meisten Fällen sind Bakterien, so genannte Staphylokokken, in der Wunde zu finden.

Risikofaktoren

Diese minimalen Verletzungen entstehen zum Beispiel, wenn die Finger- oder Zehennägel zu kurz geschnitten werden. Besonders wenn die Zehennägel rund anstatt gerade geschnitten werden, können die Ecken in die Nagelhaut einwachsen, was ebenfalls zu einer Nagelbettentzündung führen kann.

Zu enge Schuhe sind ebenfalls häufig der Grund für eine Nagelbettentzündung an den Zehen. Diabetiker leiden häufig unter einer Nagelbettentzündung an den Zehen, da die Zehen aufgrund der Zuckerkrankheit schlechter durchblutet werden.

Zudem neigen Diabetiker allgemein auch zu Wundheilungsstörungen, was das Eindringen von Krankheitserregern erleichtert. Betroffene, die beruflich oder privat viel mit Wasser oder chemischen Mitteln zu tun haben und bei ihrer Tätigkeit die Hände bzw. Füße nicht schützen (können), neigen ebenfalls zur Bildung einer Nagelbettentzündung.

Nicht selten kommt es durch unsachgemäße oder übertriebene Nagelpflege zu solchen Verletzungen. Aber auch Fingerlutschen oder Nägelkauen gelten als Risikofaktoren.

Verlauf der Nagelbettentzündung

Normalerweise heilt die Nagelbettentzündung folgenlos aus. Lediglich wenn sie zu spät oder gar nicht behandelt wird, kann eine chirurgische Entfernung des betroffenen Hautbereiches notwendig werden, da sich die Entzündung sonst auf den Körper ausbreiten kann. Breitet sich die Nagelbettentzündung auf angrenzende Strukturen aus, kann es zu einem Panaritium kommen.

Symptome der Nagelbettentzündung

Zu Beginn der Erkrankung rötet sich die Haut in dem Bereich um den betroffenen Finger- oder Zehennagel herum. Die Stelle wird dick und fühlt sich wärmer an als der übrige Finger bzw. Zeh, was dem Patienten auch Schmerzen bereitet.

Auch ein Juckreiz kann an dieser Stelle auftreten und häufig kommt Eiter aus dem Bereich mit der Nagelbettentzündung. Im Verlauf der Erkrankung wächst der Nagel nicht mehr richtig und kann aufgrund der Entzündung sogar ausfallen.

Die Nagelbettentzündung kann sich auch ausdehnen und dann zu schweren Folgeerkrankungen wie zum Beispiel einer Knochenentzündung führen. Diese Symptome treffen auf die akute Nagelbettentzündung zu.

Diagnose der Nagelbettentzündung

Wenn ein Patient diese Beschwerden verspürt, sucht er meist seinen Hausarzt oder einen Hautarzt auf. Der Arzt untersucht den betroffenen Finger bzw. Zeh eingehend und kann dann meist bereits die Diagnose Paronychie, Nagelbettentzündung, stellen.

Wenn sich die betroffene Stelle bereits entzündet hat, entnimmt der Arzt in einigen Fällen einen Abstrich davon, um herauszufinden, welche Krankheitserreger in die Wunde gelangt sind. Der Abstrich wird dann unter dem Mikroskop näher untersucht.

Ist die akute Nagelbettentzündung bereits weit fortgeschritten, wird meist noch eine Röntgenaufnahme der Hand bzw. des Fußes angefertigt, um feststellen zu können, ob sich die Entzündung bereits auf die umliegenden Knochen ausgebreitet hat.

Behandlung in Form von Salben und Co.: Was tun bei einer Nagelbettentzündung?

Wird die Nagelbettentzündung gleich zu Beginn der Erkrankung erkannt, genügt es, wenn der Arzt eine antiseptische Salbe auf den Nagel und die Haut am Finger bzw. Zeh aufträgt. Der Finger bzw. Zeh wird dann mit einer sterilen Kompresse und einem Verband verbunden.

Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten und es befinden sich Bakterien in der Wunde, so verordnet der Arzt ein Antibiotikum. Das Antibiotikum bekämpft die Bakterien, so dass sich die Entzündung nicht weiter ausbreiten kann.

Wurde die Entzündung durch Pilze verursacht, verordnet der Arzt ein Pilzmedikament, ein so genanntes Antimykotikum. Helfen diese Maßnahmen nicht, erhält der Patient eine Betäubung und der Arzt muss den Eiter aus der Wunde im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffes entfernen.

Die betroffene Hand bzw. der Fuß müssen nach dem Eingriff mit einer Schiene ruhig gestellt werden. Die Wunde wird einige Zeit lang täglich vom Arzt gereinigt und neu verbunden. Die Patienten müssen den Arm bzw. Fuß schonen, kühlen und am besten hochlagern.

Hat der Patient eine chronische Nagelbettentzündung, wird diese regelmäßig vom Arzt begutachtet. Der Patient sollte zusätzlich zu einer Fußpflegerin gehen, die Spezialistin für die Pflege der Füße ist. Besonders bei Diabetikern ist dies überlebenswichtig.

Vorbeugung der Nagelbettentzündung

Um einer Nagelbettentzündung vorzubeugen, sollte man die Nagelhaut nie völlig zurückschieben und wegschneiden, da durch diese Maßnahme leicht Krankheitskeime eindringen können. Beim Kontakt mit Reinigungsmitteln sollte man Handschuhe tragen, die innen möglichst mit Baumwolle ausgekleidet sind, um seine Hände zu schützen.

Was ist ein Panaritium? - Merkmale und Folgen des Nagelgeschwürs

Beim Panaritium handelt es sich um eine eitrige Entzündung am Finger, die man auch als Nagelgeschwür bezeichnet. Dabei kommt es zur Einschmelzung von Gewebe. Ein Panaritium kann aber auch an den Fußzehen auftreten.

Formen des Panaritiums

In der Medizin unterscheidet man zwischen oberflächlichen und tiefen Panaritien.

Oberflächliche Panaritien

Als oberflächliche Panaritien gelten

  • die Paronychie, bei der sich der Nagelwall entzündet,
  • das Panaritium subunguale, welches aus einer Paronychie entsteht und mit einer Entzündung des gesamten Nagelbetts einhergeht,
  • das Panaritium subcutaneum, bei dem es sich um eine eitrige Entzündung des Unterhautgewebes handelt, sowie
  • das Panaritium cutane, bei dem es zu einer Abhebung der Oberhaut (Epidermis) kommt.

Tiefe Panaritien

Zu den tiefen Panaritien zählen

  • das Panaritium articulare, das mit einer Gelenkentzündung einhergeht,
  • das Panaritium tendinosum, bei dem eine Beteiligung der Sehnen vorliegt, und
  • das Panaritium ossale, von dem auch die Knochen betroffen sind.

Ursachen des Panaritiums

Verursacht wird ein Panaritium von Bakterien, die durch

in die Nagelsäume und Hautzellen eindringen, wo sie eine Entzündung auslösen. Nicht selten ist ein Panaritium auch die Folge von unsachgemäßer und unhygienischer Pflege der Fingernägel. Bei den Erregertypen handelt es sich in den meisten Fällen um Streptokokken oder Staphylokokken.

Symptome des Panaritiums

Als typisches Symptom eines Panaritiums gelten pochende Schmerzen am betroffenen Finger. Außerdem schwillt der Finger an und rötet sich.

Oftmals kommt es auch zu Funktionseinschränkungen und einem Hitzegefühl. Nicht selten eitert die Wunde, was sich durch die Bildung von Eiterblasen bemerkbar macht. Zu einer Entzündung kommt es sehr schnell und ebenso schnell kann sie sich auch ausdehnen, da die Muskelflächen sowie die Sehnenscheiden eine rasche Ausbreitung begünstigen.

Handelt es sich um ein Kragenknopf-Panaritium, kann sich über einen dünnen Verbindungskanal, der in der Gelenkkapsel verläuft, ein Abszess bilden. Es kommt zu starken Schmerzen.

Beim Panaritium parunguale entsteht ein druckartiger Schmerz, der sich wie ein Ring um das Nagelbett legt. Das Panaritium subunguale hebt den Nagel ab und führt zur Berührungsempfindlichkeit.

Folgen eines Panaritiums

Dehnt sich die Infektion aus, besteht das Risiko von weiteren Beschwerden wie

Auch Komplikationen wie

  • eine Phlegmone der Hohlhand oder des Unterarms
  • eine Sehnenscheidennekrose sowie
  • Gelenkentzündungen

sind im Bereich des Möglichen. Bei einer Phlegmone können mehrere Finger nicht mehr gebeugt oder gestreckt werden. Es kommt zu starken Schmerzen und zur Schwellung von Handrücken und Innenhand. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen.

Diagnose des Panaritiums

Feststellen lässt sich ein Panaritium in der Regel bereits anhand seiner typischen Symptome. Außerdem erhöhen sich bei dieser Infektion Entzündungsparameter wie die Leukozyten (weiße Blutkörperchen), die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das C-reaktive Protein (CRP). Auf einer Röntgenaufnahme lassen sich Gelenkspaltverschmälerungen sowie Erosionen an den Knochen erkennen.

Behandlung: Was tun bei einem Panaritium?

Handelt es sich um ein oberflächliches Panaritium, wird ein operativer Einriff durchgeführt, bei dem der Chirurg das entzündete oder abgestorbene Gewebe entfernt. Außerdem nimmt er eine Spülung der Wunde mit keimabtötenden Wirkstoffen vor.

Anschließend wird der Finger mit einem feuchten Rivanol-Umschlag versehen und mit einer Gipsschiene ruhiggestellt. Im Falle eines tieferen Panaritiums erhält der Patient im Anschluss an den Eingriff zusätzlich ein Antibiotikum.

Nach der Operation ist es wichtig, den Verband jeden Tag zu wechseln. Gegen die Wundschmerzen kann der Patient schmerzstillende Mittel wie Novalgin oder Ibuprofen einnehmen. Nach etwa einer Woche entfernt man die Operationsfäden wieder.

Helfen Hausmittel bei einem Panaritium?

Hausmittel helfen höchstens unterstützend und eher dann, wenn sich aus der Nagelbettentzündung noch kein Geschwür gebildet hat. Dabei stellen

  • Kamille
  • Rosmarin
  • Kochsalz sowie
  • Teebaumöl

eine Möglichkeit dar.

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