Antidepressivum Clomipramin neuer Hoffnungsträger bei progredienter Multiple Sklerose

Wirkstoff gegen Depressionen könnte auch bei der schweren Form von MS helfen

Von Cornelia Scherpe
12. Januar 2018

Multiple Sklerose, kurz MS, ist bislang unheilbar und der schubhafte Verlauf ist weder stopp- noch umkehrbar. Dennoch gibt es verschiedene Medikamente, die diese Form der Nervendegenation zumindest verlangsamen können. Erkranken Patienten dagegen an der seltenen, progredien­ten Form, ist Hilfe bislang rar. Diese Unterform der Multiplen Sklerose schreitet nicht in Schüben voran, sondern führt binnen kürzester Zeit zu schweren Behinderungen und Todesfällen.

Antidepressivum Clomipramin auch bei MS wirksam

Während international nach neuen Wirkstoffen geforscht wird, gibt es auch Wissenschaftler, die altbekannte Medikamente auf eine bislang unbekannte Wirksamkeit gegen Multiple Sklerose testen. Ein Treffer könnte nun gelungen sein: der Wirkstoff Clomipramin, eigentlich ein bewährtes Mittel bei Depressionen, wirkt in ersten Versuchen auch bei der schnell voranschreitenden MS-Form.

Die Forscher konzentrierten sich in ihrer Vorarbeit auf insgesamt 249 Wirkstoffe. Diese waren ausgewählt worden, da sie gegen eine Neurotoxizität durch Eisen helfen. Bei progredien­ter MS sterben die Nervenzellen nämlich vermehrt hab, da unnatürlich viel Eisen abgelagert wird. Die gewählten 249 Teststoffe sind zudem in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, was zur Behandlung von Multiple Sklerose wichtig ist.

Nach ersten Testreihen, blieben 35 Wirkstoffe in der engeren Auswahl, von denen schließlich Clomipramin am besten war. Der Wirkstoff kann Schäden durch Eisen unmittelbar an den Mitochondrien im Zellinneren verhindern und damit MS effektiv ausbremsen.

Erste Tests an Mäusen erfolgreich

Die ersten Versuche wurden an Labortieren durchgeführt. Die Mäuse litten an MS und wurden entweder mit Clomipramin oder einem Placebo behandelt. Während die Tiere in der Kontrollgruppe keinerlei Besserung erfuhren, konnten die Lähmungserscheinungen sowie andere Symptome mit Clomipramin eingedämmt werden. Das Mittel entfaltete jedoch nur dann seine Wirkung, wenn es zeitnah mit dem Auftreten der ersten Beschwerden eingesetzt wurde. Ein Abwarten schädigte die Nerven hingegen so schnell, dass auch Clomipramin nicht mehr helfen konnte.

Erste Tests mit Menschen sind nun geplant. Da der Wirkstoff durch die Depressionsforschung bereits gut bekannt ist, spricht nichts gegen einen raschen Start der klinischen Studien.