Multiples Sklerose bei Männern: Vergabe von Testosteron als Therapie?

Von Cornelia Scherpe
14. Januar 2014

Bei Multipler Sklerose kommt es zu einem langsam voranschreitenden Verfall von Nerven. Da diese chronisch entzündet sind und es in Schüben zu einem Aufflammen der Entzündungen kommt, geht es den Betroffenen mit den Jahren immer schlechter und bisher kann man MS nicht aufhalten.

Pilotprojekt zur Therapie mit Testosteron

In einer aktuellen Studie konnten Forscher jedoch eine bemerkenswerte Beobachtung machen. Sie arbeiteten mit zehn Männern, die an MS litten. Die Studie versteht sich als Pilotprojekt und hat daher zunächst nur eine so kleine Zahl an Probanden umfasst. Man hatte zuvor in Tierversuchen sehen können, dass durch die Vergabe des männlichen Hormons Testosteron der Verfall der Nervenzellen tatsächlich gestoppt werden kann. Dies wollte man nun bei den zehn freiwilligen Patienten am Menschen testen.

Alle Probanden wurden zunächst ein halbes Jahr ohne Therapie beobachtet, damit man den Verlauf ihrer Krankheit besser einschätzen konnte. Für genaue Daten wurde zudem die Menge an grauer Hirnsubstanz mittels MRT ermittelt. Danach bekamen sie für ein Jahr künstliches Testosteron und zwar täglich 100 Milligramm.

Zu Beginn der Einnahme, nach sechs und nach zwölf Monaten wurde die graue Hirnmasse erneut ermittelt. Im Vergleich zur Basismessung hatte die Substanz zu Beginn der Testosteronvergabe zunächst weiter abgenommen. Dies entsprach der erwarteten Verschlechterung der Krankheit, da die Männern keine Therapie erhalten hatten. Bei der nächsten Messung - sechs Monate nach Beginn der Hormontherapie - war es jedoch zu einem messbaren Stopp des Nervenzellzerfalls gekommen.

Studien mit größerer Teilnehmerzahl zur Bestätigung der Therapieerfolge

Noch erstaunlicher war die Messung nach der zweiten Hälfte der Testosteronvergabe, denn nach einem Jahr hatte das Gehirn wieder angefangen, neue Hirnmasse aufzubauen. Dies bedeutet, dass Testosteron bei MS nicht nur zum Stillstand der Krankheit führen könnte, sondern sogar zu einer Verbesserung. Die Forscher wollen daher Testosteron als Therapieoption in die medizinische Praxis einführen. Vorher müsste es allerdings noch Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl geben.