Enttäuschung beim Kampf gegen Multiple Sklerose - Beta-Interferon verlangsamt das Leiden nicht

Von Cornelia Scherpe
20. Juli 2012

Noch immer muss man Multiple Sklerose zu den unheilbaren Krankheiten zählen. Es gibt Möglichkeiten, die fortschreitenden Entzündungen der Nervenzellen zu verlangsamen, doch auch dabei kann die Medizin keine Wunder vollbringen. Die größten Hoffnungen hatten auf dem Einsatz von Beta-Interferon gelegen, doch in einer aktuellen Studie kommt eher Ernüchterung auf. Diese Interferone werden bereits seit Mitte der 1990er als Standardtherapie eingesetzt, aber die Langzeitwirkungen sind beschränkt bis nicht vorhanden.

Die Studie zur Interferontherapie wurde in den USA als Langzeitstudie durchgeführt. Man betrachtete den gesundheitlichen Wertegang von Patienten, die seit 1980 mit dieser Therapie behandelt worden waren. Dafür griff man auf das medizinische Register von Kanada zurück und konnte mit den Daten von 2.556 Patienten arbeiten. Man unterteilte sie in drei Gruppen. Die "alte" Gruppe war seit der Einführung der Therapie damit versorgt worden, eine zweite Gruppe bekam Beta-Interferon seit 1995 und der Rest hatte keine Beta-Interferone erhalten.

Leider zeigte sich, dass keine Gruppe einer anderen in Punkto Zustandsbesserung überlegen war. Weder die "alte" noch die "junge" Beta-Interferon-Gruppe konnte einen milderen Verlauf im Vergleich zu den Unbehandelten erreichen. Langfristig muss man aufgrund dieser Ergebnisse davon ausgehen, dass die Medikamente keinen Einfluss auf die Entzündungen haben und die Nervenzellen nicht retten können.

Bisher werden 6,6 Milliarden US-Dollar jedes Jahr investiert, um Medikamente mit Beta-Interferonen für Patienten zu erwerben. Der Nutzen muss nun in Frage gestellt werden.