Morbus Crohn: Neben den Genen spielen die Bakterien im Darm eine Rolle

Eine ungesunde Darmflora zählt zu den auslösenden Faktoren der chronischen Darmentzündung

Von Cornelia Scherpe
11. Juni 2015

Morbus Crohn zählt zu den chronischen Entzündungen im Darm. Für Betroffene ist die Krankheit je nach Schwere der Symptome eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Bisher ist Morbus Crohn nicht erschöpfend erforscht, doch die Medizinwelt ist sich weitgehend einig, dass es eine genetische Veranlagung gibt. In den letzten Jahren hat sich allerdings mehr und mehr gezeigt, dass neben den Genen ein weiterer Faktor existiert, der bisher zu wenig berücksichtigt wurde: die Bakterien im Darm.

Die Gesundheit der Darmflora

Jeder Mensch trägt eine Vielzahl von Bakterien im Verdauungstrakt, die in ihrer Gesamtheit als Darmflora bezeichnet werden. Wie wichtig die Zusammensetzung dieser Mikroorganismen ist, hat sich in den letzten Jahren immer deutlicher herausgestellt. Geraten "böse" und "gute" Bakterien zugunsten der schädlichen Mikroorganismen aus dem Gleichgewicht, hat dies erhebliche Folgen für die Gesundheit. Eine ungesunde Darmflora steht daher in Verbindung mit

Aktuelle Laborversuche mit Mäusen zeigen deutlich, dass Morbus Crohn durch eine gestörte Darmflora ausgelöst werden kann. Wird diese ungünstige Kombination aus Bakterien von einem Tier auf ein zweites übertragen, bekommt auch diese Maus Morbus Crohn. Die Forscher konnten dabei zeigen, dass es weniger um bestimmte Bakterienstämme geht, sondern wirklich um die Gemeinschaft. Nur wenn das Gleichgewicht insgesamt verschoben wird, treten die Entzündungen auf.

Stuhltransplantation als Therapiestandard?

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Patienten mit Morbus Crohn davon profitieren können, wenn sie eine gesunde Bakteriengemeinschaft bekommen. Diese Idee wird seit einiger Zeit bereits in Form einer etwas ungewöhnlich klingenden Therapie erprobt. Dabei wird Stuhl mit einer besonders guten Bakterienzusammensetzung in den Darm eines Patienten transplantiert.

Auf diese Weise soll das Gleichgewicht im erkrankten Darm wieder hergestellt werden. Die ersten Stuhltransplantationen sind bereits so erfolgreich, dass die Therapie gute Chancen hat, zum Standard zu werden.