Kreativ dank Migräne? Betroffene strengen sich laut EEG-Untersuchung mehr an

Von Cornelia Scherpe
26. Juli 2013

Die moderne Medizin macht es inzwischen möglich, dass Menschen beim Denken und Fühlen quasi von Innen heraus beobachtet werden können. Die Elektroenzephalografie (EGG) gehört zu den Verfahren, die Hirnströme sichtbar machen. Neurologen können daraus dann Rückschlüsse auf die Vorgänge im Menschen ziehen.

Bereits seit einigen Jahren besteht die Theorie, dass Menschen mit Migräne kreativer sind und mit deutlich mehr Anstrengung nach Problemlösungen suchen. Dies hatten zumindest Beobachtungsstudien gezeigt, doch medizinisch belegt war dies nicht.

Viele Ärzte gingen auch vom Gegenteil aus und sahen die Patienten als kognitiv schwächer an. Der Streit dürfte nun aber ein Ende haben, denn Forscher führten EGG-Untersuchungen bei gesunden Menschen und bei Migräne-Patienten durch und konnten dabei Unterschiede sichtbar machen.

Man schuf für diesen Versuch für alle Teilnehmer - 24 Gesunde und 24 mit Migräne - eine stressige Situation. Vorab hatte man ihnen gesagt, dass sie ein Tonsignal im Raum selbst abstellen können und ließ sie dann allein. Ohne ihr Wissen blockierte man dann jedoch von außen den Mechanismus, so dass die Probanden sich hilflos dem lauten Ton gegenüber sahen.

Im Gehirn aller Teilnehmer wurden daraufhin diverse Areale so aktiv, dass man nachvollziehen konnte, dass es gerade nach einer Problemlösung sucht. Die entsprechenden Hirnareale waren allerdings bei denen mit Migräne deutlich aktiver.

Zudem zeigten sie eine auffallend verkürzte Reaktionszeit. Ihr Gehirn arbeitete also mit Hochdruck an einer Lösung der schwierigen Situation.

Das EEG habe, so die Forscher, deutlich gezeigt, dass die Problemlösungskompetenz von Menschen mit Migräne der anderer Menschen überlegen ist. Dies revidiert die bisherige Annahme in der Medizin, dass Migräne-Patienten aufgrund ihrer Krankheit tendenziell eher zu schwächerer Hirnleistungen neigen und sich plötzlichen Problemen hilfloser gegenübersehen. Das Gegenteil ist der Fall.