Medulloblastom - Ursachen, Symptome und Behandlung

Wodurch ein Medulloblastom entsteht, ist noch nicht bekannt. Wenn die Ärzte den gesamten Tumor operativ entfernen können, so bestehen für den Patienten gute Heilungschancen. Patienten, die unter einem Medulloblastom leiden, haben einen Tumor im Gehirn. Bis die Diagnose gestellt werden kann, sind umfangreiche Untersuchungen notwendig.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: C71
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Bei einem Medulloblastom handelt es sich um einen bösartigen embryonalen Tumor im Bereich des Kleinhirns, der vorwiegend im Kindesalter auftritt.

Ursachen

Bisher konnte noch nicht erforscht werden, durch welche Faktoren die Entstehung dieses Hirntumors begünstigt wird. Der bösartige Tumor im Kleinhirn bildet sich aus unreifen Gehirnzellen. Die Chromosomen der betroffenen Zellen sind oftmals verändert, doch der Grund dafür ist bislang noch unklar.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf hängt davon ab, wie die Operation verläuft. Konnte der bösartige Tumor frühzeitig diagnostiziert und während einer Operation komplett entfernt werden und erfolgt anschließend eine Strahlentherapie, so hat der Patient gute Überlebenschancen. Mehr als die Hälfte aller Patienten überleben diese Krebserkrankung.

Die Operation birgt jedoch hohe Risiken, da sich der Tumor im Bereich der Hirnnerven sowie zum Beispiel des Sprachzentrums befinden kann. Kleinere Kinder werden nach der Operation meist lediglich mit einer Chemotherapie behandelt, da die Strahlentherapie hier zu Entwicklungsstörungen führen kann.

Bei dem Medulloblastom handelt es sich um den häufigsten Gehirntumor, der bei Kindern auftritt. Bei Erwachsenen tritt diese Krebserkrankung zwar auch auf, jedoch wesentlich seltener als bei kleinen Kindern.

Die meisten Patienten, die erkranken, sind etwa fünf Jahre alt. Von der Krankheit sind deutlich mehr Jungen als Mädchen betroffen.

Hat der Krebs jedoch bereits Metastasen gebildet, so verschlechtern sich die Heilungschancen. Statistisch gesehen, leiden erwachsene Patienten seltener an Metastasen als Kinder.

Bei etlichen Patienten wächst der Tumor auch nach kompletter Entfernung nach einigen Jahren erneut. Auch dies verschlechtert die Heilungschancen.

Symptome

Ein Medulloblastom verursacht verschiedenste Beschwerden, die nicht nur zwingend bei dieser Krankheit vorkommen. Mediziner sprechen hier von uncharakteristischen Symptomen.

Die Patienten leiden meist unter heftigen Kopfschmerzen, die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sind. Das Erbrechen tritt überwiegend morgens auf.

Teilweise leiden die Patienten auch unter Lähmungen oder Sehstörungen, wie zum Beispiel dem Sehen von Doppelbildern. Auch ein Kribbeln in den Armen oder Beinen kann auftreten.

Die Patienten, die meist noch Kinder sind, leiden durch das Medulloblastom unter Gangstörungen und fallen dadurch oft. Einige Kinder halten auch ihren Kopf schief.

Diagnose

Wenn ein Patient derartige Symptome schildert, erfolgt zuerst die Erhebung der Anamnese. Der behandelnde Arzt fragt dazu den Patienten nach den genauen Beschwerden, seit wann diese bestehen und ob der Patient Vorerkrankungen hat. Auch evtl. Krankheiten in der Familie werden notiert.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung mit Messung von Puls und Blutdruck. Zusätzlich schreibt der Arzt ein EKG zur Messung der Herzströme sowie ein EEG zur Messung der Hirnströme.

Eine endgültige Diagnose kann der Arzt jedoch erst durch eine Magnetresonanztomografieaufnahme stellen, auf der er den Tumor im Gehirn erkennen kann. Teilweise können durch die MRT-Aufnahme auch Metastasen im Rückenmark diagnostiziert werden.

In jedem Fall erfolgt im Rahmen der Diagnostik auch noch eine Untersuchung des Hirnwassers. Dies geschieht im Rahmen einer Punktion.

Der Arzt sticht dazu eine lange Nadel in eine bestimmte Stelle der Wirbelsäule und entnimmt das Hirnwasser, das anschließend im Labor unter dem Mikroskop untersucht wird. Bei dieser Lumbalpunktion können die Ärzte im Labor feststellen, ob sich auch hier Krebszellen und somit Metastasen des Medulloblastoms befinden. Ist die Diagnostik abgeschlossen, so erfolgt sofort die Therapie, da nur ein schneller Therapiebeginn das Leben des Patienten sichern kann.

Behandlung

Operation

Wird ein Medulloblastom diagnostiziert, so muss dieses in jedem Fall im Rahmen einer komplizierten Operation möglichst komplett entfernt werden. Die Operation wird von hochqualifizierten Neurochirurgen unter Einsatz eines Lasers sowie mit Operationsmikroskopen durchgeführt. In jedem Fall ist es wichtig, den bösartigen Tumor komplett zu entfernen, um den Patienten heilen zu können.

Chemo- und Strahlentherapie

Konnte der Tumor nicht komplett entfernen, so erhält der Patient oftmals anschließend eine Chemo- und/oder Strahlentherapie, um den Tumor zu verkleinern. Anschließend kann der Resttumor in einigen Fällen doch komplett entfernt werden.

Nach der Operation erfolgen eine Strahlentherapie sowie evtl. zusätzlich eine Chemotherapie. Bei der Strahlentherapie werden elektromagnetische Strahlen auf das Gehirn und das Rückenmark des Patienten gerichtet. Die Behandlung erstreckt sich meist über mehrere Wochen.

Während der Chemotherapie, die ebenfalls in mehreren Behandlungszyklen durchgeführt wird, wird dem Patienten ein Medikament, das Zytostatikum, durch eine Infusion in die Vene verabreicht.

Hat sich aufgrund des Medulloblastoms Hirnwasser im Kopf angestaut, so legt der operierende Arzt eine Drainage, um die Flüssigkeit nach außen abfließen lassen zu können.

Rehabilitation

Ist die Akutbehandlung abgeschlossen, so erfolgt in der Regel eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme. Der Patient kann sich dort von der schweren Erkrankung erholen und erhält verschiedene Therapieanwendungen wie zum Beispiel Lymphdrainagen oder Atemtherapie.

In den Rehabilitationskliniken können die Patienten auch Entspannungsübungen erlernen und dadurch wieder leichter zur Ruhe kommen.

Die Nachsorge nimmt einen hohen Stellenwert bei dieser Krebserkrankung ein, da das Medulloblastom bei etlichen Patienten nach einigen Jahren erneut wächst. Während der Untersuchungen wird zum Beispiel eine Magnetresonanztomografie durchgeführt, um ein Tumorwachstum oder Metastasen sofort feststellen zu können.

Vorbeugung

Da die auslösenden Faktoren dieser Krebserkrankung bisher nicht erforscht werden konnten, kann einem Medulloblastom nicht vorgebeugt werden.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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