Verbot von "Pro Anorexie"-Foren nützt nichts im Kampf gegen Magersucht

Ermittlung von lebensbedrohlich an Magersucht Erkankten durch Pro-Anorexie-Foren ist einfacher

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
22. Juli 2010

Immer mehr Jugendliche leiden unter der, am häufigsten tödlich endenden, psychischen Krankheit Magersucht. Vor allem Mädchen sind davon betroffen und tauschen sich häufig in Onlineforen über ihre Tipps und Tricks aus. Diese "Pro-Ana"- oder "Pro-Anorexie"-Foren sind sehr umstritten und Jugendschützer, Pädagogen und Politiker machten sich für die sofortige Schließung dieser Internetseiten stark, doch dies hatte zur Folge, dass sich immer mehr dieser Portale etablierten und sich auch immer mehr Magersuchtbetroffene für sie interessierten.

Internetportale mit Inhalten zur Magersucht kann hilfreich sein

Um nicht auch geschlossen zu werden haben einige der Forenbetreiber ihre Beitrittsregeln verschärft und versuchen die Magersucht verherrlichenden Inhalte so gut es geht zu verstecken, was die Suche nach diesen Seiten erschwert. Ihre, teilweise stark untergewichtigen, Nutzer bleiben so ebenfalls im Hintergrund was die rechtzeitige Hilfe fast unmöglich macht. Der Nutzen dieser Schließungen ist daher eher ins Gegenteil umgeschlagen, findet die Psychologin Christiane Eichenberg.

Beweggründe für den Besuch von Pro-Anorexie-Seiten sind zumeist positiv

Sie hat die Betreiber eines solchen Forums gebeten ihr bei einer Befragung einiger magersüchtigen Mitglieder zu helfen und stellte fest, dass 85,5% der 220 Teilnehmer über eine solche Seite versuchen mit ihrer Krankheit besser klarzukommen, dort Hilfe suchen, diese bleibt ihnen durch die Schließung aber verwehrt. 14,5% von ihnen versuchen auf diese Weise immerhin sogar von der Erkrankung wieder Abstand zu nehmen.

Nur 9% der Befragten gab an, dass sie von solchen Pro-Ana Seiten Tipps beziehen, wie sie noch mehr Gewicht verlieren können. Trotzdem haben die meisten der befragten Mitglieder seit ihrer Aktivität auf einer solchen Seite Gewicht verloren, was natürlich auch für die Psychologin ein bedenkliches Zeichen ist.

Dennoch hält sie die Sperrung für falsch, denn mit Hilfe dieser Seiten lassen sich viele Betroffene ermitteln, deren Krankheitsstadium einen lebensbedrohlichen Punkt erreicht hat, sodass man durch die Kontaktaufnahme zu den Betreibern des Forums den Opfern professionelle Hilfe anbieten kann.