DNS von Lungenkrebs entschlüsselt

Forscher finden ein Muster, dass alle Formen des kleinzelligen Lungenkrebses gemeinsam haben

Von Cornelia Scherpe
30. Juli 2015

Lungenkrebs kennt verschiedene Formen, die sich auf biologischer Ebene zum Teil extrem unterscheiden. Als Gruppe zusammengefasst werden die sogenannten "neuroendokrine Tumoren", kurz NET. Sie kommen häufig im Magen-Darm-Trakt und in der Lunge vor. Genau dieser Gruppe haben sich Forscher aus Köln gemeinsam mit internationalen Kollegen gewidmet.

Zwei Untergruppen der NET im Vergleich

Man untersuchte zwei Untergruppen der NET. Zum einen den "kleinzelligen Lungenkrebs", der vor allen Dingen Raucher betrifft. Er stellt eine besonders aggressive Form von Lungenkrebs dar und hat eine sehr schlechte Prognose. Trotz Ansprechen auf eine Chemotherapie versterben die meisten Betroffenen. Zum anderen untersuchte man das "Lungenkarzinoid".

Es ist vergleichsweise selten und verläuft ganz anders: Der Tumor wächst sehr langsam und bildet bei kaum einem Patienten Metastasen. Zum ersten Mal ist es der Medizinwelt nun gelungen, diese beiden Formen von Lungenkrebs komplett zu entschlüsseln. Die Forscher analysierten die DNS und konnten jede einzelne Sequenz offen legen.

Tumorentstehung durch Gendeaktivierung

Dabei fand man sogar ein Muster, dass alle Formen des kleinzelligen Lungenkrebses gemeinsam haben. In jeder einzelnen Probe waren zwei Gene deaktiviert. Es handelte sich um "RB1" und "TP53". Diese Gene sind im gesunden Körper aktiv, um Zellwucherungen zu unterbinden. Sie kontrollieren also, wie stark Gewebe wachsen kann. Der Krebs deaktiviert beide, um ungehindert wachsen zu können. So entsteht ein Tumor.

Diese Erkenntnis könnte entscheidend werden, um neue Gentherapien zu entwickeln, die genau an diesem Punkt ansetzen. Außerdem fanden die Forscher eine Vielzahl neuer Gene, die man man bisher noch gar nicht zuordnen kann. Ein intensives Befassen mit ihnen könnte ebenfalls neuen Behandlungen den Weg öffnen.

Lungenkarzinoide keine Vorläufer

Lungenkarzinoide zeigten dagegen auch innerhalb der Gruppe wenige Gemeinsamkeiten. Viele Unterformen unterschieden sich stark voneinander und auch gemeinsame Genveränderungen waren selten. Für die Medizinwelt belegt dies die These, dass Lungenkarzinoide keine Vorläufer des kleinzelligen Lungenkrebs sind, sondern in der Tat eine eigene Form von Lungenkrebs.