Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom - Ursachen, Therapie und Prognose

Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom ist mit knapp 75 Prozent aller Fälle die häufigste Form von Lungenkrebs. Unter den Begriff fallen mehrere Subtypen wie das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom. Die Krebszellen sind im Vergleich zum kleinzelligen Bronchialkarzinom deutlich größer. Auch der Verlauf der Krankheit und die Therapiemöglichkeiten weichen davon ab. Wie nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome entstehen, welche Beschwerden sie hervorrufen und wie sie sich behandeln lassen, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) stellt eine Lungenkrebsform dar. Die Abkürzung NSCLC steht für die englische Bezeichnung "non small cell lung carcinoma". Mit rund 75 Prozent ist es die am häufigsten vorkommende Lungenkrebsart.

Während sich bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen unter dem Mikroskop zahlreiche kleine Zellen finden, die sich dicht zusammendrängen, verfügen die NSCLC-Zellen über einen größeren Umfang. Unterschiede zwischen den beiden Lungenkrebsformen bestehen zudem im Krankheitsverlauf und in der Therapie.

Subtypen des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Unterteilt wird das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom je nach Zelltypen in mehrere Subformen:

  • Plattenepithelkarzinome
  • Adenokarzinome
  • Großzellige Karzinome
  • Sonstige nicht-kleinzellige Karzinome

Als häufigste Form des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms gilt das Plattenepithelkarzinom, das gleichzeitig auch die am häufigsten vorkommende Lungenkrebsart darstellt. So kommt es auf einen Anteil von 40 bis 50 Prozent unter den Lungenkrebserkrankungen, gefolgt von den Adenokarzinomen mit 10 bis 15 Prozent sowie den großzelligen Karzinomen mit 5 bis 10 Prozent. Die sonstigen Varianten treten dagegen nur sehr selten auf.

Pancoast Tumor

Als Sonderform des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms gilt der Pancoast Tumor, der sich an der Spitze der Lunge bildet. Oft dehnt sich dieser Tumor auf benachbarte Körperregionen wie die Rippen, das Armnervengeflecht oder die Weichteile des Halses aus. Bei den meisten Pancoast Tumoren handelt es sich um Adenokarzinome.

Entstehung eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Die Entstehung der nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome hängt von der jeweiligen Art ab. So setzen sich Plattenepithelkarzinome aus soliden entarteten Zellverbänden zusammen, bei denen keine Schleimbildung erfolgt.

Ihr Wachstum findet normalerweise im Zentrum der Lunge statt, was besonders für die Verzweigungen der Bronchien gilt. Verantwortlich für das Entstehen eines Plattenepithelkarzinoms sind in der Regel permanente Reizungen der Lunge wie der Rauch von Tabak.

Adenokarzinome siedeln sich zumeist am Rand der Lunge an. Für ihre Entstehung sind schleimproduzierende Lungendrüsenzellen verantwortlich.

Vor allem in Narbengewebe, das nicht selten die Folge von Tuberkulose ist, entwickeln sich die Adenokarzinome bevorzugt. Benachbarte Lymphknoten sowie angrenzende Organe werden schon frühzeitig von ihnen befallen.

Lässt sich ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom unter dem Mikroskop weder als Plattenepithelkarzinom noch als Adenokarzinom identifizieren, ist von einem großzelligen Karzinom die Rede. Ein typisches Merkmal dieser Krebsform ist die auffällige Größe der Krebszellen.

Ursachen eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

In den meisten Fällen wird das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom durch das Rauchen von Zigaretten oder anderen Tabakwaren ausgelöst. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit der Anzahl der konsumierten Zigaretten zu.

Je eher mit dem Tabakkonsum begonnen wird, desto mehr steigt die Gefahr, an NSCLC zu erkranken. Besonders hoch wird das Risiko bei Jugendlichen und Frauen eingeschätzt.

Weitere mögliche Gründe für das Entstehen eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms sind Asbestkontakt sowie Schadstoffe in der Luft.

Symptome eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Beschwerden durch ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom zeigen sich in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit. Im Frühstadium sind dagegen nur unspezifische Symptome wie Husten zu verzeichnen. In manchen Fällen treten auch gar keine konkreten Beschwerden auf, weswegen diese Lungenkrebsform oft erst spät diagnostiziert wird.

Die Symptome hängen auch vom jeweiligen Stadium der Krebserkrankung ab. Außerdem lassen sich allgemeine Beschwerden wie Mattigkeit, leichtes Fieber oder eine Verminderung des Leistungsvermögens auch anderen Erkrankungen zuschreiben. Darüber hinaus kommt es häufig zu Begleitinfekten.

Als häufige Anzeichen für ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom gelten:

Weil der Körper durch die Atemnot nicht mehr ausreichend Sauerstoff erhält, büßen die Betroffenen an Leistungskraft ein. Ein weiteres Anzeichen für den Sauerstoffmangel ist die Entstehung von Trommelschlegelfingern, wobei sich die Endglieder der Finger verdicken. Außerdem wölben sich die Fingernägel nach vorne, was als Uhrglasnägel bezeichnet wird.

Wächst der Tumor aus der Lunge heraus, werden auch andere Körperregionen in Mitleidenschaft gezogen, was sich durch Rückenschmerzen bemerkbar macht. Beim Drücken gegen die Speiseröhre sind Schluckbeschwerden möglich.

Kommt es zu neurologischen Symptomen, gilt dies als Hinweis für die Entstehung von Metastasen (Tochtergeschwülsten). Mitunter lösen Hirnmetastasen beim Patienten Wesensveränderungen aus. Durch den Pancoast Tumor drohen wiederum Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen am Arm.

Diagnose eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Die Diagnose eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Frühstadium gilt als überaus schwierig. Sie erfolgt zumeist nur durch Zufall, wenn eine Routineuntersuchung vorgenommen wird.

Kommt es zu ersten Beschwerden, ist in der Regel schon ein fortgeschrittenes Stadium eingetreten. Leidet ein Mensch unter chronischem Husten, sollte er die Gründe dafür unverzüglich von einem Arzt abklären lassen, vor allem wenn Risikofaktoren wie Tabakkonsum bestehen.

Unterschiedliche Stadien

Wichtig für die Diagnostik ist zudem das Einteilen der unterschiedlichen Stadien des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Dazu gehören die frühen Stadien, das fortgeschrittene Stadium sowie die Bildung von Metastasen.

  • Als frühe Stadien I und II gelten nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome, die lokal begrenzt sind. Gleiches trifft auf Tumore im Stadium IIIa zu.
  • Dagegen wird Stadium III dem fortgeschrittenen Stadien zugeordnet. Neben der Größe des Tumors spielt dabei auch der Befall der Lymphknoten eine wichtige Rolle.
  • Kommt es zum Auftreten von Tochtergeschwülsten, die über den Brustraum hinausgehen, ist in der Medizin von Stadium IV die Rede. Die Größe des Tumors ist dabei nicht von Bedeutung.

Therapie eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Leidet der Patient unter einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom in Stadium I oder II, wird stets eine Operation durchgeführt. So sind die Heilungsaussichten im Frühstadium am größten, da sich der Tumor dann zumeist noch komplett herausoperieren lässt. Dagegen gilt ein chirurgischer Eingriff in einem fortgeschrittenen Stadium nur noch bei maximal einem Drittel der Patienten als erfolgversprechend.

Lässt sich keine Operation mehr durchführen, findet stattdessen eine Chemotherapie oder Strahlenbehandlung statt. Im Falle von Metastasen stehen die Linderung der Beschwerden sowie der Erhalt der Lebensqualität im Vordergrund. Letztlich richtet sich die Behandlung neben dem Erkrankungsstadium auch nach individuellen Faktoren sowie der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung.

Operation

Bei einer Operation entfernt der Chirurg die erkrankten Lungenabschnitte sowie befallene Lymphknoten. Dabei schont er das gesunde Gewebe soweit es geht.

Allerdings ist es erforderlich, auch eine Randzone an gesundem Gewebe herauszuoperieren, da nicht alle erkrankten Abschnitte für den Operateur erkennbar sind. Nach dem Eingriff erfolgt die Analyse des entfernten Materials auf Krebszellen unter einem Mikroskop.

Chemotherapie

Zur Unterstützung der operativen Therapie gelangt die Chemotherapie zum Einsatz. Sie dient dazu, das Risiko eines Rückfalls nach der Operation abzusenken. Mitunter wird die Chemotherapie auch vor einem Eingriff durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern, sodass er leichter entfernt werden kann.

Strahlentherapie

Lässt sich ein chirurgischer Eingriff aus Gesundheitsgründen nicht vornehmen, ist eine alleinige Strahlentherapie möglich. Denkbare Gründe dafür sind zum Beispiel Vorerkrankungen wie COPD oder eine schwere Herzerkrankung.

Behandlung von Metastasen

Bei ungefähr 50 Prozent aller Patienten liegt während der Diagnosestellung bereits eine Tochtergeschwulst vor. Die Metastasen können in der Leber oder den Knochen auftreten.

Eine Heilung ist dann kaum noch möglich, sodass sich das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom nur noch aufhalten lässt. Schwierig ist dabei das Abwägen zwischen Nutzen und Risiko der Behandlung. Um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten, erfolgen zumeist Bestrahlungen der Lunge, von Knochenmetastasen oder Hirnmetastasen.

Ebenso ist eine Chemotherapie möglich, die sich mitunter durch die zielgerichtete Verabreichung von Medikamenten ergänzen lässt. Zu den zum Einsatz kommenden Zytostatika zählen Cisplatin oder Carboplatin. Bei schweren Begleiterscheinungen kann der Patient auch ohne Platin behandelt werden, wie zum Beispiel mit Vinorelbin oder Gemcitabin.

Prognose bei einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom

Fünf Jahre nach der Diagnose eines nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms leben noch ca. 60 Prozent aller Patienten. Wurde die Lungenkrebsform erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt, beträgt die Rate nur noch 20 bis 40 Prozent. Im Falle von Metastasen fällt die Überlebensquote noch geringer aus.

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