Leberzirrhose und tödliche Entzündungen: statt Antibiotika die Stabilität des Immunsystems wahren

Medizinforscher wollen neue Wege gehen, um eine Übersteuerung des Immunsystems zu verhindern

Von Cornelia Scherpe
12. August 2016

An einer Leberzirrhose kann der Betroffene versterben. Es handelt sich dabei um eine Krankheit, bei der die Leber durch Zellsterben immer weiter an Volumen verliert. Daher nannte man das Leiden früher auch "Schrumpfleber". Eine Leberzirrhose kann nicht nur Leberkrebs triggern und dabei tödlich enden, sie führt oft auch zu schweren Entzündungen, die dann zu Todesfällen werden.

Darmbakterien in der Leber

Der Auslöser ist dabei zunächst harmlos. Es sind normale Darmbakterien, die ihren Weg in die Leber finden und sich dort ansiedeln. Ihnen gelingt das beim gesunden Menschen nicht, doch bei einer Leberzirrhose ersetzt Bindegewebe die absterbenden Leberzellen, was insgesamt die Durchblutung im Organ verändert. Der Druck in den lokalen Gefäßen steigt, was den Bakterien das Einwandern erleichtert.

Während sie im Magen-Darm-Trakt nützliche Helfer der Verdauung sind, werden sie vom Immunsystem in der Leber als Feinde angesehen. Es erfolgt eine Überreaktion der Abwehrzellen und lokale Entzündungen entstehen. Sind die kleinen Infektionen erst einmal im Gange, schaltet sich das Immunsystem vor Ort jedoch ab. Warum das so ist, haben Forscher mit Mäusen nun erklären können.

Zusammenbruch des Leber-Immunsystems

In der Leber wird bereits bei wenigen Darmbakterien viel Typ-1-Interferon ausgeschüttet. Kommt es zur Infektion, steigt die Menge derart stark an, dass der Körper dagegen steuert und Interleukin-10 ausschüttet. Während Interferon die Abwehrkräfte mobilisiert, sorgt Interleukin-10 für die Eindämmung. Bei Patienten mit Leberzirrhose führt das in der Leber zu einem Zusammenbruch des Immunsystems und die zunächst kleine Infektion kann tödlich enden.

Mit diesem neuen Wissen wollen Ärzte künftig arbeiten. Statt die Antibiotika-Keule zu zücken, möchte man neue Wege gehen. Man könnte versuchen, dass Interferon soweit zu blockieren, dass die Abwehrkräfte gar nicht erst übersteuern. Dann würde auch weniger Interleukin-10 ausschüttet und die Arbeit des Immunsystems kann in Balance erfolgen. Studien in diese Richtung sind in Planung.