Als Genfähre eingesetzter Virus könnte Leberkrebs auslösen

Der "harmlose" Adeno-assoziierte Virus 2 scheint in der Lage zu sein, ein bösartiges Gen zu aktivieren

Von Cornelia Scherpe
3. September 2015

Das Adeno-assoziierte Virus 2 ist in der Medizinwelt sehr bekannt. Der Erreger gilt als harmlos für den Menschen und war daher der ideale Kandidat, um zur Genfähre zu werden.

Virus als Transportmittel

In der Medizin nutzte man das Virus, um bei kranken Menschen eine Gentherapie durchzuführen. Der Virus wird dabei im Labor so behandelt, dass er zum Transportmittel wird und in seinem Inneren der korrekte Bauplan für ein Gen liegt, das im Patienten selbst nur fehlerhaft vorhanden ist. Kommt der Virus im Körper an und dringt in eine Zelle ein, wird die Information freigesetzt.

Nun haben Studien jedoch gezeigt, dass der Virus nicht so harmlos sein könnte, wie man lange Zeit gedacht hat.

Triggert der Virus Leberkrebs?

Die erste Untersuchung aus Frankreich hatte eigentlich ein ganz anderes Ziel. Die Forscher hatten analysiert, welchen Einfluss ein bestimmtes Krebsgen auf die Entwicklung von Leberkrebs hat. Dabei stießen sie auf den Virus. Der Erreger saß in der Nähe des Gens, was die Wissenschaftler stutzig machte. Man forschte weiter in diese Richtung und musste erkennen dass das Adeno-assoziierte Virus 2 in der Lage war, das bösartige Gen zu aktivieren.

Das allein beweist aber noch nicht, dass der Virus an sich Leberkrebs triggert. Man forschte noch weiter und untersuchte 193 Fälle von Leberkrebs. Bei elf der Tumoren fand man den Virus innerhalb des Krebsgewebes. Interessant war, dass acht dieser elf Patienten ihren Leberkrebs ohne vorangehende Zirrhose entwickelt hatten. Wie genau das zu interpretieren ist, wissen die Forscher noch nicht.

Weitere Studien nötig

Die Onkologen betonen aber auch, dass bisher bei keinem Patienten, der eine Gentherapie mit dem Virus erhalten hat, ein Fall von Leberkrebs aufgetreten ist. Die reale Gefahr dürfte daher eher klein sein. Sie besteht aber rein theoretisch und sollte weiter erforscht werden.