Intelligente Krebszellen - wie Metastasen überhaupt möglich werden

Von Cornelia Scherpe
17. Juli 2012

Der schlimmste Krebs ist der, der nicht auf ein Organ beschränkt bleibt, sondern sich im Körper ausbreitet. Gebildete Tochterzellen werden vom Hauptgeschwür ausgeschickt und siedeln in anderen Organen. Das erschwert den Kampf der Mediziner gegen den Krebs extrem. Doch bisher konnte man noch nicht einmal erschöpfend erklären, wie es den Krebszellen gelingt, frei durch den Körper zu reisen.

Forscher aus der Schweiz haben nun die Antwort gefunden. Eigentlich besitzen menschliche Blutgefäße Zellen, die nicht jeden einfach passieren lassen. Damit eine freie Zelle durch die Wand eines Blutgefäßes darf, muss es ein bestimmtes Signal abgeben. Dieses Signal dient wie ein "Code-Wort" dafür, Freund von Feind zu unterscheiden. Die Tumorzellen jedoch können sich dieses Signal bei gesunden Körperzellen abschauen und es imitieren. Kommen sie dann an den Zellen zur Kontrolle vorbei, geben sie das gelernte Signal ab und werden so als gesunde und harmlose Körperzellen wahrgenommen.

Um das Signal zu imitieren, nutzt die bösartige Zelle ein Chemokin, das "CCL2". Diese krebseigenen Chemokine sind der Medizin bereits bekannt. Hat ein Patient hier besonders hohe Werte, so geht der Arzt aufgrund der Erfahrung von einem sehr aggressivem Tumor aus, der schnell und kräftig wachsen kann.

Offenbar hat das Chemokin "CCL2" aber noch einen anderen Nutzen für den Tumor. Tochterzellen aktivieren es, um das Signal der gesunden Zellen zu imitieren und so zu metastasieren. Dieses sehr intelligente Verhalten lässt sie durch das Netz der Blutgefäße durch den gesamten Körper reisen.