Wenn Shoppen zur Kaufsucht wird

Kaufsucht - wenn Shoppen zum Zwang wird

Von Jutta Baur
27. Juli 2011

Ob Schnäppchenjagd oder Frustkauf, fast jeder kennt die Situation, dass er etwas kauft, was er eigentlich nicht braucht. Normalerweise sind das Kleinigkeiten und oft bleibt ein schlechtes Gewissen zurück. Wenn jedoch das Kaufen die Gedanken bestimmt, wenn das Konto notfalls überzogen wird, um dem Impuls nachzugeben, dann ist die Gefahr einer Kaufsucht gegeben.

Mathias Luderer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, weist darauf hin, dass Frustkäufe in der Regel im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten stattfinden. Wird diese Art der Belohnung jedoch häufiger benutzt, sollte man durchaus auch an eine Kaufsucht denken. Leider, so Luderer, sind Studien zu diesem Thema noch immer Mangelware. Die Abgrenzung zwischen einfachem Kaufen und einer Sucht seien fließend. Anscheinend, erklärt Mathias Luderer, werden bei dieser Sucht leere Herzen mit vollen Tüten gefüllt.

Wenn Shoppen zur Sucht wird

Der Glücksmoment bei der Kaufsucht ist jedoch nur kurz. Oft reicht er nicht einmal dafür aus, um die erstandenen Sachen auszupacken. Wem jedoch beim Sucht-Kaufen nur Frauen in den Sinn kommen, der irrt. Im Jahr 2006 war knapp die Hälfte aller Betroffenen Männer. Da sich Frauen häufiger in Therapie begeben, werden sie statistisch schneller erfasst, als ihre männlichen Leidensgenossen. Zudem ist es für Männer leichter, die Kaufsucht zu vertuschen. Werkzeuge oder Elektrowaren lassen sich leichter erklären, als Bekleidung oder Schuhe.

Kaufsüchtige können sich nur schwerlich aus ihrer Krankheit befreien. Das immer und überall vorhandene Angebot macht eine eigenständige Suchtbehandlung nahezu unmöglich. Zwar können Familienangehörige und Freunde in der ersten Zeit das Einkaufen übernehmen, doch dauerhaft ist die Gefahr groß, rückfällig zu werden. Eine Therapie ist sinnvoller. Auf alle Fälle sind Shoppingcenter oder Online-Shops tabu.