Kinetische Kavitätenpräparation (KCP) - Funktion, Anwendung sowie Vor- und Nachteile

Unter der kinetischen Kavitätenpräparation versteht man eine schonende Methode zur Behandlung von Karies. Dabei kann auf einen Bohrer weitgehend verzichtet werden. Die Anwendung ist bei leichter bis mittelschwerer Karies möglich. Das Funktionsprinzip basiert auf Aluminiumoxidpartikeln, mit denen man den zu behandelnden Zahn beschießt. Informieren Sie sich über Funktion, Anwendung sowie die Vor- und Nachteile der kinetischen Kavitätenpräparation.

Von Jens Hirseland

Bei der kinetischen Kavitätenpräparation handelt es sich um ein minimal-invasives zahnmedizinisches Verfahren zur Behandlung von Karies. Die als sanft geltende moderne Methode wird auch als

  • KCP (Kinetic Cavity Preparation)
  • Air Abrasion Technology
  • Sandstrahlverfahren
  • Partikelverfahren oder
  • berührungsloses Bohren

bezeichnet.

Kavitätenpräparation

Spricht man in der Zahnmedizin von einer Kavitätenpräparation, ist damit die Bearbeitung des Zahns gemeint, um diesen für die Aufnahme einer Füllung vorzubereiten. Das heißt, dass die kariösen Stellen, die den Zahn befallen haben, mechanisch entfernt werden.

Dadurch kommt es zur Entstehung eines Hohlraums, den Zahnärzte als Kavität bezeichnen. Dieser Hohlraum wird nach der Präparation wieder gefüllt.

In der Regel erfolgt eine Präparation der Kavität mithilfe eines Bohrers. Eine sanfte Alternative bietet die kinetische Kavitätenpräparation.

Kavitätenklasse

Die Kavität wird in unterschiedliche Klassen eingeteilt:

  • Fissuren und Grübchen in der Kaufläche
  • Berührungsflächen der Backenzähne
  • Berührungsflächen der Schneide- und Eckzähne ohne Beteiligung der Schneidekante
  • Berührungsflächen der Schneide- und Eckzähne mit beteiligter Schneidekante
  • Höckerspitzen
  • Zahnhalsfläche

Wirkungsprinzip und Anwendungsgebiete

Im Rahmen der kinetischen Kavitätenpräparation kommt ein mit Druckluft betriebenes Gerät zum Einsatz. Mit diesem KCP-Gerät beschießt man den zu behandelnden Zahn mit Aluminiumoxidpartikeln. Diese können einen Druck bis zu 9 Bar erreichen, was sich speziell einstellen lässt.

Das Gleiche gilt für die Größe der Partikel. Durch die kinetische Kavitätenpräparation ist es mitunter möglich, eine Kariesbehandlung ohne den Einsatz eines Bohrers durchzuführen.

Zur Anwendung kommt die kinetische Kavitätenpräparation bei leichter bis mittlerer Karies. Außerdem ist das Verfahren zur Behandlung von Fissuren und Verfärbungen der Zähne geeignet.

Durchführung

Bei der Durchführung der kinetischen Kavitätenpräparation greift der Zahnarzt auf ein spezielles KCP-Gerät zurück. Der Aluminiumoxidstrahl, den das Druckluftgerät erzeugt, arbeitet feiner und präziser als ein herkömmlicher Zahnbohrer.

So stellt er im Zahn eine kleine Öffnung her, durch die anschließend der Kariesbefall entfernt wird. In manchen Fällen kann es erforderlich sein, zusätzlich einen Bohrer einzusetzen, weil sich die Karies nur auf diese Weise komplett entfernen lässt.

Anschließend versieht der Zahnarzt den Defekt mit einer Kompositfüllung. Dieses Material kann am besten durch die kleine Öffnung geschoben werden.

Vor- und Nachteile der kinetischen Kavitätenpräparation

Vorteile

Zu den Vorteilen der kinetischen Kavitätenpräparation gehört vor allem, dass, im Vergleich zur herkömmlichen Kariesbehandlung, die Zahnsubstanz geschont wird. So arbeitet das KCP-Gerät wesentlich feiner und präziser als ein Zahnbohrer. Darüber hinaus ist es für die Patienten angenehmer, wenn auf den Einsatz des oft als unangenehm empfundenen Bohrers verzichtet werden kann.

Zu den weiteren Vorzügen der Behandlungsmethode zählt die weitgehende Schmerzfreiheit. Auch das Verabreichen einer Betäubungsspritze ist zumeist überflüssig.

Nachteile

Allerdings hat die kinetische Kavitätenpräparation auch ihre Nachteile. So ist das Verfahren lediglich zur Ersttherapie geeignet. Bereits vorhandene Zahnfüllungen lassen sich auf diese Weise nicht behandeln.

Außerdem kann das KCP-Gerät nur intakte und harte Zahnsubstanz herauslösen. Zur Behandlung der kariösen Zahnstellen sind dagegen andere Instrumente erforderlich.

Ein weiteres Problem ist, dass der Zahnarzt mithilfe eines Bohrers Kariesstellen gefühlsmäßig erkennen kann. Mit einem KCP-Gerät ist dies dagegen nicht möglich. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass durch den Aluminiumoxidstrahl benachbarte Zahnstrukturen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Trotz einiger Nachteile überwiegen letztlich jedoch die Vorzüge der kinetischen Kavitätenpräparation. In Deutschland hat sich diese moderne Methode allerdings bisher noch nicht durchgesetzt, sodass sie hierzulande nur wenige Zahnärzte anbieten.

  • Hendrik Meyer-Lückel, Sebastian Paris, Kim Ekstrand Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis (ZMK Praxis), Thieme Verlagsgruppe, 2012, ISBN 3131545410

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