Wer viel Stress hat, versinkt gerne in sozialen Netzwerken

Deutsche Studie zu Facebook-Sucht und Stress

Von Cornelia Scherpe
18. Juni 2019

Für die meisten gehört es zum Alltag: Push-Nachrichten, täglicher Check der sozialen Medien und Sprachnachrichten. Die Kommunikation erfolgt immer häufiger online und seltener im realen Miteinander. Was natürlich Vorzüge wie einen schnellen Austausch wichtiger News hat, führt auch zu einem modernen Phänomen: Vereinsamung. Obwohl Menschen online immer im Kontakt zu anderen stehen, fehlt die reale Umarmung und ein echtes Lächeln. Das löst Stress aus, den Betroffene wiederum mit noch mehr Online-Zeit kompensieren. So entsteht ein Teufelskreis. Forscher haben nun mit einer Studie gezeigt, dass Stress und Facebook-Sucht einander tatsächlich fördern.

Am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum wurden 309 Studierende mit Facebook-Account für die Studie gewonnen. Man wählte diese Erwachsenen zwischen 18 und 56 Jahren, da sie durch den Leistungsdruck beim Studieren häufig Stress fühlen. Bei den Jüngeren kam hinzu, dass sie aufgrund der Sozialisation mit der Onlinewelt bestens vertraut sind und meist gerade das Elternhaus verlassen und ihren Platz in der Welt suchen. All das erhöht den Stresspegel in dieser Lebensphase enorm.

Aus der Befragung der 309 Männer und Frauen ging hervor, wie gestresst sich jeder und jede einzelne fühlt, wie viele Minuten täglich Facebook genutzt wird und wie es mit Offline-Beziehungen aussieht. Je mehr Stress angegeben wurde, desto intensiver war die Facebook-Nutzung. Zudem war ein Suchtverhalten wie Nervosität in der Offline-Zeit umso wahrscheinlicher, je weniger Kontakte die Person im realen Umfeld hatte. Wer hingegen regelmäßig Freunde und Familie traf, war weniger gefährdet.