Hirnscans bei Internetsüchtigen zeigen Muster wie bei Drogenjunkies

Eine Studie deckt auf, dass Hirnreaktionen von Internetsüchtigen mit denen von Drogenabhängigen übereinstimmen

Von Cornelia Scherpe
17. Oktober 2014

Menschen, die einer Sucht erlegen sind, zeigen nicht nur seltsame Verhaltensweisen, sondern haben auch eine veränderte Hirnaktivität. Diesen Umstand hat sich eine chinesische Studie zunutze gemacht und analysierte die Gehirne von jungen Menschen, die einen klaren Hang zur Internetsucht zeigten. Bereits seit einigen Jahren gibt es unter Ärzten die Meinung, dass beständiges Surfen und Spielen im Internet zu einer Sucht mit allen bekannten Folgen wie Kontrollverlust und Zwängen führt. Die Untersuchung untermauert diese Theorie nun mit eindeutigen Ergebnissen.

Versuch mit potentiell Süchtigen und Kontrollgruppe

Insgesamt arbeitete man mit zwölf jungen Erwachsenen, die laut eines Fragebogens zur Sucht nach Online-Spielen neigten. 14 weitere Probanden dienten als Kontrollgruppe; sie waren nicht auffällig gewesen. Bei allen wurden zwei PET-Scans durchgeführt und zwar einmal vor dem Spielen am PC und einmal nach einer 30 minütigen Spielzeit.

Bei allen Teilnehmern zeigte sich nach dem Spielen eine vermehrte Aktivität in der Sehrinde. Das war zu erwarten, da die Gehirne mit Bildern geflutet worden waren. Bei den zwölf Sucht-Kandidaten zeigten die Hirne aber noch weitere Reaktionen. Bei ihnen war die Aktivität sowohl im präfrontalen Cortex als auch in den Temporallappen plötzlich vermindert. Dieses Muster kennt man bereits aus der Hirnforschung, denn es tritt bei Suchtpatienten auf.

Einschränkung vernünftigen Denkens und Handelns

Besonders die eingeschränkte Aktivität im präfrontalen Cortex ist dabei bedenklich, denn hier sitzt die Steuerzentrale für Vernunft. Bei Süchtigen ist vernünftiges Handeln oft verschwunden, da sie nur nach an ihre Droge denken. Auch Glücksspiel-Junkies zeigen derartige Muster und lassen sichtbar alle Vernunft fahren, wenn sie spielen.

Die chinesische Studie arbeitete natürlich nur mit einer sehr kleinen Gruppe an Menschen, was die Aussagekraft verringert. Allerdings ist das Ergebnis ein eindeutiges Zeichen für Internetsucht, das nun weiter erforscht werden soll.