Schlingenoperation statt Beckenbodentraining: Umdenken bei Harninkontinenz gefordert

Von Nicole Freialdenhoven
30. Oktober 2013

In Deutschland leiden etwa 2,9 Millionen Frauen unter einer schweren Form der Harninkontinenz, die zu Einschränkungen des Alltagslebens führt. Experten weisen nun darauf hin, dass gerade bei älteren Frauen häufig veraltete Richtlinien zur Behandlung empfohlen werden, die einen schnellen Behandlungserfolg verhindern. Sie fordern daher einen Paradigmenwechsel bei der Inkontinenz-Therapie.

So wird bislang vor allem zunächst auf Beckenbodentraining gesetzt, obwohl statistische Daten gezeigt haben, dass eine suburethrale Schlingenoperation, auch als TVT-Operation bekannt, meist erfolgreicher sei. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff wird ein Kunststoffband unter der Harnröhre eingesetzt, das dann dafür sorgt, das beim Husten, Niesen oder Lachen kein Urin mehr verloren wird. Bei Patientinnen, die unter Stressinkontinenz litten, zeigte sich nach einem Jahr eine Heilungsrate von 77 Prozent, während es bei den Patientinnen mit Beckenbodentraining nur 59 Prozent waren.

Experten fordern daher ein Umdenken. Auch wenn das Beckenbodentraining nach wie vor häufig effektiv sein könnte, sollte es nicht zwingend als Erstmaßnahme eingesetzt werden. In vielen Fällen sei es sinnvoller, direkt die suburethrale Schlingenoperation durchzuführen und den betroffenen Frauen so schneller ein großes Stück Lebensqualität zurück zu geben.