Nachtschweiß - Die nächtliche Hyperhidrose

Unter einer nächtlichen Hyperhidrose versteht man starkes Schwitzen während des Schlafens. Die Ursachen für Nachtschweiß sind vielfältig.

Von Jens Hirseland

Hyperhidrose ist der medizinische Begriff für übermäßiges Schwitzen. Kommt es in der Nacht zu Schweißausbrüchen, spricht man von einer nächtlichen Hyperhidrose.

Bei Nachtschweiß unterscheidet man zwischen normalen, also nicht krankheitsbedingtem Schwitzen und krankheitsbedingtem Schwitzen. An sich ist das Schwitzen in der Nacht nicht ungewöhnlich. Manchmal wird das übermäßige Schwitzen auch durch eine zu hohe Zimmertemperatur oder zu dicke Bettwäsche hervorgerufen, was aber nichts mit einer krankhaften Hyperhidrose zu tun hat.

Ursachen

Die Ursachen für eine nächtliche Hyperhidrose sind höchst unterschiedlich. So können bestimmte Erkrankungen wie bakterielle Infektionen zu ausgeprägter nächtlicher Schweißbildung führen. Dazu gehören unter anderem

Aber auch einige Krebsformen wie Lymphdrüsenkrebs können im frühen Stadium zu nächtlichen Schweißausbrüchen führen. Weitere mögliche Erkrankungen sind Hormonstörungen, zum Beispiel durch eine Schilddrüsenüberfunktion, oder Hypoglykämie (Unterzuckerung).

Natürlich muss nicht immer eine gefährliche Krankheit hinter dem Nachtschweiß stecken. Bei Frauen können ebenso Hitzewallungen in den Wechseljahren oder eine Schwangerschaft nächtliche Schweißausbrüche hervorrufen.

Manchmal verursachen auch bestimmte Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva, Azetaminophen oder Aspirin eine nächtliche Hyperhidrose. In einigen Fällen lässt sich auch gar keine bestimmte Ursache finden. In diesem Fall spricht man von einer idiopathischen Hyperhidrose.

Manchmal leiden die Betroffenen auch am Tage unter Schweißausbrüchen. Auftreten kann die Erscheinung prinzipiell in jedem Alter; am häufigsten ist dies jedoch im frühen Erwachsenenalter der Fall.

Symptome

Während einige Betroffene ihr gesamtes Leben unter Nachtschweiß leiden, kommt es bei anderen dagegen nur gelegentlich zu Symptomen. Bei einigen Patienten können die nächtlichen Schweißausbrüche so schlimm sein, dass sie schweißgebadet in der Nacht aufwachen und sich umziehen müssen.

Unterteilt wird die nächtliche Hyperhidrose in drei verschiedene Schweregrade.

  • Bei einer geringfügigen Hyperhidrose ist es normalerweise nicht nötig, dass sich der Betroffene in der Nacht umzieht. Lediglich der Bettbezug muss gelegentlich gewechselt werden.
  • Bei einem mittleren Schweregrad muss der Patient in der Nacht aufstehen und sich waschen. Die Kleidung braucht jedoch meist nicht gewechselt zu werden.
  • Im Falle einer schwerwiegenden nächtlichen Hyperhidrose ist es erforderlich, dass der Betroffene nachts aufsteht, sich wäscht und außerdem seine Kleidung wechselt.

Ob es sich bei nächtlichem Schwitzen um eine Hyperhidrose handelt, lässt sich vor allem daran erkennen, dass es trotz niedriger Zimmertemperatur wiederholt zu Schweißausbrüchen kommt. Müssen zudem Kleidung und Bettwäsche in der Nacht gewechselt werden, ist dies ein Hinweis auf eine nächtliche Hyperhidrose.

Diagnose

Die Ursache für nächtliches Schwitzen herauszufinden, erweist sich nicht immer als leicht. Daher kann die Diagnose umso umfangreicher ausfallen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient, in dem es besonders auch darum geht, wie häufig das Schwitzen auftritt und ob zudem weitere Beschwerden vorliegen. Auch die Lebensgewohnheiten des Patienten sind für den Arzt von Bedeutung.

Zu den Untersuchungsbestandteilen kann das Abhören von Herz und Lunge zählen, ebenso das Abtasten von Bauch und Lymphknoten. Des Weiteren ist auch die Blutuntersuchung Untersuchungsbestandteil, mitunter zudem eine Röntgen- und/oder Ultraschalluntersuchung.

Behandlung

Da Nachtschweiß die unterschiedlichsten Ursachen haben kann, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um den genauen Grund abzuklären. Eine spezifische Behandlung der nächtlichen Hyperhidrose gibt es allerdings nicht. In den meisten Fällen verschwindet sie, wenn die Grunderkrankung, von der das nächtliche Schwitzen hervorgerufen wird, wirksam behandelt wird.

Linderung der Beschwerden

Um die Beschwerden in der Nacht zu lindern, können

zur Anwendung kommen. Tritt der Nachtschweiß während der Wechseljahre auf, ist eine Hormontherapie mit Progestin oder Östrogen hilfreich.

Vorbeugung

Um nächtlichen Schweißausbrüchen vorzubeugen, wird empfohlen, vor dem Schlafengehen auf Koffein, Alkohol sowie scharfes und fetthaltiges Essen zu verzichten, da diese Getränke und Speisen schweißtreibend wirken.

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