Hörsturz - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einem Hörsturz, auch Ohrinfarkt, vermindert sich plötzlich das Hörvermögen. Die Diagnose stellt meist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Ein Hörsturz kann verschiedene Gründe haben; man vermutet Durchblutungsstörung im Inneren des Ohres, zum Beispiel aufgrund von Infektionen, Einblutungen nach Unfällen oder einer Medikamenteneinnahme. Wird der Hörsturz sofort behandelt, bestehen gute Heilungschancen. Informieren Sie sich hier über Ursachen, Symptome und Behandlung eines Hörsturzes.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei einem Hörsturz, oder auch Ohrinfarkt, handelt es sich um einen plötzlich auftretenden, in den meisten Fällen einseitigen Verlust des Hörvermögens aufgrund einer Durchblutungsstörung ohne erkennbare Ursache. Die Störung befindet sich dabei im Innenohr. Oftmals bessert sich ein Hörsturz auch ohne Behandlung, jedoch beschleunigt diese - besonders die Infusionstherapie, die die Durchblutung fördert - den Heilungsverlauf deutlich.

Der Grad des Hörverlustes kann von sehr gering bis zur Gehörlosigkeit zeigen. Auch die betroffenen Frequenzen können variieren.

Ursachen

Welche Ursachen genau für die Entstehung eines Hörsturzes verantwortlich sind, ist noch nicht genau geklärt. Es gibt jedoch viele Faktoren, die zu einem Hörsturz beitragen.

Es wird vermutet, dass der Hörverlust aufgrund einer Durchblutungsstörung im Inneren des Ohres auftritt. Meist sind die Blutgefäße durch Blutgerinnsel verstopft. Eine Durchblutungsstörung kann durch

bedingt sein. Auch hohe Cholesterinwerte können zu einem Hörsturz führen. Das Cholesterin lagert sich an den Wänden der Blutgefäße ab und verengt diese dadurch.

Das Blut kann somit nicht mehr in der normalen Geschwindigkeit durch die Blutgefäße fließen. Im Ohr findet dadurch eine Minderdurchblutung statt. Bei Personen, die schlaganfall- oder herzinfarktgefährdet sind (bei Fettleibigkeit, Rauchern, Diabetikern), tritt ein Hörsturz häufiger auf.

Ein weiterer, empirischen Studien zufolge häufiger Auslöser für einen Abfall der Hörleistung ist starker Stress, hervorgerufen durch berufliche Belastung oder ähnliches. Durch Stress werden im Gehirn Stoffe ausgeschüttet, welche die Durchblutung beeinflussen; der Kopf macht sozusagen "dicht", eine Art nervlicher Zusammenbruch in Bezug auf das Ohr.

Auch starkes Rauchen und zu hoher Blutdruck können einen Hörsturz begünstigen. Auch Tumore im Ohr können die Entstehung eines Hörsturzes ebenfalls begünstigen.

Verlauf

Ein Hörsturz muss in jedem Fall umgehend ärztlich behandelt werden und stellt einen Notfall dar. Wird der Hörsturz nicht oder zu spät behandelt, kann die Hörminderung von Dauer sein. Neben der Hörminderung kann zusätzlich auch ein Tinnitus auftreten, so genannte Ohrgeräusche wie Rasseln oder Pfeifen, die der Patient dann ununterbrochen hört.

Bei einigen Patienten bessern sich die Hörstörungen jedoch auch von selbst nach etwa einem Tag. Darauf sollte man sich jedoch keinesfalls verlassen, da man sonst wichtige Zeit verstreichen lässt. Wird der Hörsturz umgehend behandelt, können fast alle Patienten geheilt werden.

Symptome

Ein Hörsturz tritt immer plötzlich auf und hat eine starke Hörminderung oder sogar eine völlige Taubheit auf einem Ohr zur Folge. Dabei unterscheidet man die Hörminderung von hohen oder tiefen Tönen oder sogar von allen Frequenzbereichen.

Bei sehr vielen Patienten treten neben der Hörminderung auch Ohrgeräusche, ein so genannter Tinnitus auf. Geräusche sind, sofern überhaupt noch wahrnehmbar, oft verzerrt, werden doppelt gehört.

Etwa ein Drittel aller Patienten verspüren auch Schwindelgefühle. Treten zusätzlich aber auch Schmerzen auf, spricht das für eine andere Erkrankung. Ist das Taubheitsgefühl zudem durch ein lautes Geräusch in direkter Ohrnähe (z.B. Silvesterknaller oder ähnliches) oder durch Verstopfung verursacht, spricht man nicht von einem Hörsturz.

Diagnose

Die Diagnostik erfolgt bei einem HNO-Arzt. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt befragt den Patienten zu den genauen Beschwerden und seit wann diese bestehen. Dadurch ergibt sich meist schon der Diagnoseverdacht Hörsturz.

Im Rahmen seiner Diagnostik untersucht der Arzt zuerst mit einem Otoskop das betroffene Ohr. Er leuchtet dazu in das Ohr hinein und kann so feststellen, ob sich zum Beispiel Ohrenschmalz im Ohr befindet, welches auch eine Hörminderung zur Folge hätte.

Auch das Trommelfell kann gerissen sein, dies kann der Arzt ebenfalls im Rahmen dieser Untersuchung feststellen. Anschließend werden verschiedene Arten von Hörtests durchgeführt, um genau herausfinden zu können, um welche Art von Hörminderung es sich handelt.

Oftmals wird dem Patienten auch noch Blut abgenommen und dieses im Labor untersucht. In einigen Fällen wird auch eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie notwendig.

Neben dem Ohrenschmalzpropfen sowie dem Trommelfellriss müssen auch andere mögliche Ursachen für einen plötzlichen Hörverlust ausgeschlossen werden. Zu diesen zählen

Behandlung

Die Behandlung eines Hörsturzes besteht darin, das Innenohr wieder zu durchbluten, so dass die Hörminderung zurückgeht. Die häufigste Hörsturz-Therapie ist die Infusionstherapie.

Patienten mit Hörsturz müssen dazu täglich für etwa zwei Wochen eine Infusion bekommen. Unter der Woche werden die Infusionen meist in der HNO-Praxis durchgeführt, am Wochenende in entsprechenden Bereitschaftspraxen.

Neben den Infusionen erhält der Patient Medikamente zur Erweiterung der Blutgefäße, da durch die Infusionen die Blutmenge gesteigert wird und somit mehr Blut durch die Gefäße fließen muss. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit findet in der so genannten Überdruckkammer statt.

Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie atmet der Patient über eine Maske reinen Sauerstoff ein. Diese Therapie wird meist durchgeführt, wenn die Infusionen nicht den gewünschten Erfolg gezeigt haben.

Wird der Hörsturz sofort nach Auftreten diagnostiziert, kann auch eine so genannte H.E.L.P.-Apherese erfolgen. Diese Behandlungsmethode kann nur in speziellen Behandlungszentren durchgeführt werden.

Die Behandlung erfolgt ambulant und der Patient kann anschließend wieder nach Hause. Dem Patienten wird dazu Blut abgenommen und das Blut von bestimmten Stoffen wie zum Beispiel Cholesterin gereinigt.

Das gereinigte Blut wird dem Patienten dann wieder zugeführt. Meist bemerken die Patienten noch während der Behandlung erste Erfolge.

Auch eine Laser-Behandlung kann im Rahmen der Hörsturz-Therapie eingesetzt werden. Diese Methode ist jedoch noch umstritten.

Der Patient erhält dazu eine Spritze mit dem pflanzlichen Wirkstoff Ginkgo. Ginkgo bewirkt, dass das Blut im Körper besser fließt, so dass die Durchblutung im Innenohr angeregt wird.

Nach der Spritze wird das betroffene Ohr mit einem Laser für eine Stunde lang bestrahlt. Diese Behandlungsmethode führt ebenfalls zu einer höheren Versorgung mit Sauerstoff.

Vorbeugung

Hörstürze werden oftmals durch Stress verursacht. Wer demnach beruflich oder privat dauerhaftem Stress ausgesetzt ist, sollte versuchen sich Freiräume zu schaffen. Auch Entspannungsmethoden können dazu beitragen, dem Körper die nötige Ruhe zu verschaffen.

Zudem sollte man auf seine Cholesterinwerte achten. Wer sich gesund und vitaminreich ernährt und dabei auch auf fettarme Nahrungsmittel achtet, kann so unter anderem einem Hörsturz vorbeugen.

Zusätzlich sollte auf das Rauchen verzichtet werden, um einem Hörsturz und vielen weiteren Erkrankungen vorzubeugen. Das Nikotin der Zigaretten schädigt die Blutgefäße, was wiederum zu einer schlechteren Durchblutung des Körpers und somit zu einem Hörsturz führen kann.

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