Neu entwickelter Wirkstoff bekämpft Hodenkrebs

Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Hodenkrebs, stoßen Forscher auf einen vielversprechenden Kandidaten

Von Cornelia Scherpe
6. Januar 2017

Einen bösartigen Tumor in den Hoden zu bekommen, zählt zu den häufigsten Krebsformen beim Mann. Die entarteten Zellen können bereits mit 20 Jahren und damit vergleichsweise früh auftreten. Hodenkrebs zählt zum Glück jedoch zu den Krebsformen, die gut behandelt werden können. Manche Patienten sprechen allerdings auf die gängigen Therapieformen nicht an, was Forscher dazu veranlasst hat, nach neuen Wirkstoffen zu suchen. Ein vielversprechender Kandidat wurde nun gefunden.

Krebstherapie statt Verhütung

Der vorläufige Name des Wirkstoffes lautet "JQ1". Ursprünglich wurde er entwickelt, um eine "Pille für den Mann" zu erfinden. Er bewirkt nämlich, dass die Spermien im Hoden nicht mehr heranreifen. Als Verhütungsmittel kommt JQ1 zwar zunächst nicht zum Einsatz, doch Experimente zeigten den interessanten Nebeneffekt: Der Wirkstoff behindert eine Gruppe von Eiweißen, die Markierungen auf den sogenannten Histonen ablesen.

Innerhalb einer Zelle liegt die DNS in einer Hülle, dem Nukleus, verpackt. Damit sie dort überhaupt hineinpasst, ist sie wie ein Wollknäuel aufgewickelt. Diese Form gelingt nur, da die DNS sich um Proteine wickeln kann und diese Proteine haben einen eigenen Namen: Histone.

  1. Die Histone sorgen also zum einen für den räumlichen Halt,
  2. zum anderen besitzen sie auch Markierungen, die von anderen Eiweißen abgelesen werden. Sie zeigen damit an, welche Gene wann aktiviert werden sollen.

Programmierter Zelltod für Krebszellen

Der neuen Wirkstoff behindert dieses Ablesen und das wirkt sich auf Krebszellen verehrend aus. Kann eine Krebszelle die Histon-Markierungen nicht mehr auslesen, aktiviert sie die Apoptose. In der Medizin ist das der Fachbegriff für den "programmierten Zelltod". Die Krebszelle tötet sich also selbst ab.

Im ersten Versuch mit Mäusen war der neue Wirkstoff sehr erfolgreich. Die Krebszellen wurden effektiv abgetötet und die Tumoren schrumpften. Gesunde Zellen dagegen werden von der Veränderung wenig beeindruckt und bleiben intakt.