Hodenkrebs - Ursachen, Symptome und Behandlung

Hodenkrebs bzw. ein Hodenkarzinom ist ein Tumor, der von den Keimzellen im Hodengewebe ausgeht. Wodurch Hodenkrebs entsteht, ist noch nicht bekannt. Wie die Krebserkrankung verläuft, hängt entscheidend davon ab, wann sie erkannt wird. Hodenkrebs verursacht verschiedene Symptome; meist wird ein Knoten am Hoden bemerkt. Die Diagnose stellt meist der Urologe. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung von Hodenkrebs.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei Hodenkrebs handelt es sich um einen Tumor, der von den Keimzellen im Hodengewebe ausgeht. Man unterscheidet Seminome, die sich aus den Spermatozyten oder auch aus einer unreifen Keimzelle entwickeln und etwas mehr als die Hälfte aller bösartigen Hodentumoren ausmachen. Des Weiteren gibt es Nichtseminome, zu denen folgende Arten zählen:

  • ein undifferenziertes Teratom
  • ein Dottersacktumor
  • ein Chorionkarzinom
  • ein embryonales Karzinom sowie
  • die Kombination dieser Arten.

Hodenkrebs zählt mit einer durchschnittlichen Heilchance von über 90% glücklicherweise zu den Tumorerkrankungen, gegen die die moderne Medizin am erfolgreichsten ankämpft. Je früher die Diagnose, desto erfolgreicher die Heilungschancen. Tumorerkrankte sollten sich in einer Spezialklinik behandeln lassen, denn dort wird ein interdisziplinäres Angebot aus Urologie, Strahlentherapie, Hämatologie, Radiologie und Pathologie gewährleistet.

Ursachen

Die genauen Ursachen für Hodenkrebs sind unklar. Risikofaktor für eine Erkrankung ist der Hodenhochstand.

Normalerweise wandern die Hoden bis zum siebten Monat der Schwangerschaft in den Hodensack des noch ungeborenen Jungen. Ist dies nicht der Fall, spricht man vom Hodenhochstand. Diese Erkrankung hat in einigen Fällen in späteren Jahren Hodenkrebs zur Folge.

Des Weiteren gelten

als mögliche Risikofaktoren. Hodenkrebs kann sich auch erneut bilden, auch wenn er bereits erfolgreich behandelt wurde. Dies stellt einen weiteren Risikofaktor der Erkrankung dar.

Das Vorkommen von Hodenkrebs hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Fachleute vermuten, dass dafür unter anderem

verantwortlich sein können.

Verlauf

Hodenkrebs gehört zu den Krebsarten, die sehr gut geheilt werden können. Je weiter die Erkrankung bereits fortgeschritten ist und möglicherweise schon Metastasen gebildet hat, desto schlechter stehen die Überlebenschancen.

Oftmals hat die Operation des Hodenkrebses die Unfruchtbarkeit zur Folge, so dass junge Männer ihre Spermien meist in einer Samenbank einfrieren lassen, um sich später mit ihrer Partnerin den Kinderwunsch trotz Erkrankung erfüllen zu können. Die Samen werden dann im Rahmen einer künstlichen Befruchtung verwendet.

Man teilt die Patienten je nach Stadium des Tumors sowie Histologie in unterschiedliche Prognosegruppen ein. Diese sind in der folgenden Tabelle einzusehen. Damit diese Ergebnisse erreicht werden können, sind regelmäßige Nachuntersuchungen erforderlich.

Prognosegruppen bei Hodenkrebs
GruppePrognose
günstigetwa 55% der Nichtseminome und 90% der Seminome - Heilungsrate: nahezu 100%
intermediäretwa 30% der Nichtseminome und alle übrigen Seminome - Heilungsrate: etwa 80%
schlechtalle übrigen Nichtseminome - Heilungsrate: etwa 50%

Symptome

Viele Patienten verspüren längere Zeit keinerlei Symptome. Bei anderen macht sich der Hodenkrebs wiederum als Knoten am Hoden bemerkbar, der stetig wächst.

Besonders wenn beide Hoden miteinander verglichen werden, ist die Vergrößerung des einen Hodens auffällig. An dem betroffenen Hoden besteht meist ein ziehender Schmerz.

Der Hoden fühlt sich oft auch schwerer an als der gesunde. Je nach Art des Hodenkrebses können auch die Drüsen der Brust des Patienten anschwellen.

Diagnose

Beschreibt der Patient diese Symptome, vermutet der Urologe meist bereits einen Hodentumor. Der Urologe tastet die Hoden ab und kann so auch den Tumor fühlen.

Zusätzlich wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dadurch kann der Arzt erkennen, ob der fühlbare Knoten ein Tumor ist oder eine im Vergleich harmlose Entzündung.

Der Hoden kann auch mit einem speziellen Licht ausgeleuchtet werden, um den Tumor zu diagnostizieren. Auch die Lymphknoten in den Leisten tastet der Urologe ab, da diese ebenfalls vergrößert sein können.

Dem Patienten wird auch Blut abgenommen und im Labor auf die so genannten Tumormarker untersucht. Sind diese Werte im Blut erhöht, liegt eine Krebserkrankung vor.

Aber auch andere Werte wie zum Beispiel das Blutbild werden bestimmt, um Aufschluss über den Allgemeinzustand des Patienten zu erhalten. Um seinen Diagnoseverdacht abschließend zu sichern, entnimmt der Urologe meist eine Gewebeprobe aus dem Bereich des Tumors und lässt diese im Labor unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersuchen.

Steht die Diagnose Hodenkrebs fest, muss der Arzt herausfinden, ob der Tumor bereits gestreut hat und sich Metastasen im Körper gebildet haben. Dazu wird eine Computertomografieaufnahme oder auch eine Röntgenaufnahme angefertigt.

Behandlung

Bei Seminomen ist eine Strahlentherapie die erfolgreichere Behandlung und bei Nichtseminomen die Operation und Chemotherapie (Zytostatikum: Cisplatin). Bei Hodenkrebs werden der betroffene Hoden samt Samenstrang und Blutgefäße operativ entfernt.

Akutbehandlung

In der Regel wird der Hodenkrebs operativ entfernt. Da die Operation eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben kann, raten die behandelnden Ärzte ihren jungen Patienten, sich Samen für eine spätere künstliche Befruchtung einfrieren zu lassen. So kann der Kinderwunsch auch dann erfüllt werden, wenn tatsächlich eine Sterilität eintritt.

Während der Operation wird der komplette Hoden entfernt. Folge für den Patienten ist, dass dieser Hoden keine Spermien mehr produzieren kann. Ist der andere Hoden jedoch gesund, hat dies keine Unfruchtbarkeit zur Folge.

Auch auf die Sexualität nimmt die Entfernung eines Hodens keinen Einfluss. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch der andere Hoden nur noch unzureichend Spermien produziert.

Im Rahmen der Operation wird auch eine Gewebeprobe aus dem scheinbar gesunden Hoden entnommen und im Labor auf Krebszellen untersucht. So kann ausgeschlossen werden, dass es sich um einen beidseitigen Tumor handelt.

In speziellen Kliniken und bei kleinen Tumoren kann auch Hoden erhaltend operiert werden, das heißt, nur der Tumor wird entfernt und der Rest des Hodens wird erhalten.

Aus kosmetischen Gründen kann dem Patienten nach erfolgreicher Operation eine Hodenprothese eingesetzt werden. So ist die Krebserkrankung mit anschließender Operation für andere nicht zu erkennen.

Je nach Diagnose und Ausbreitung werden zusätzlich Chemotherapie, Strahlentherapie, Entfernung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum oder eine Kombination der Methoden durchgeführt. Wurde der Krebs rechtzeitig erkannt und behandelt, genügt oftmals auch die Operation alleine.

Rehabilitation und Nachsorge

Nach erfolgreicher Behandlung im Akutkrankenhaus erfolgt in der Regel eine mehrwöchige Krebsnachsorge im Rahmen einer stationären Behandlung in einer Fachklinik. Diese so genannte Rehabilitationsbehandlung wird von den Krankenkassen oder Rentenversicherungsträgern erstattet und dient der Genesung des Patienten. Hier lernt der Patient auch, mit seiner Erkrankung umzugehen.

Nach Abschluss der Behandlung erfolgt in regelmäßigen Abständen eine Tumornachsorge. Hier untersucht der Urologe, ob sich Krebs auch am anderen Hoden gebildet hat oder ob Metastasen zu sehen sind.

Vorbeugung

Da die genauen Ursachen für die Entstehung des Hodenkrebses noch nicht bekannt sind, kann diese Krebsart auch nicht verhindert werden. Wichtig ist es in jedem Fall für alle Männer, regelmäßig die Hoden abzutasten und bei kleinsten Veränderungen sofort einen Urologen aufzusuchen.

Dies gilt besonders für Männer, die als Babys einen Hodenhochstand hatten. Eltern mit einem an Hodenhochstand leidenden Säugling sollten diesen unbedingt frühzeitig operieren lassen, um das Risiko eines Hodenkrebses zu minimieren.

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