Kammerflimmern - Ursachen, Symptome und Behandlung

Zu den schwerwiegendsten Herzrhythmusstörungen zählt das Kammerflimmern, auch als ventrikuläre Fibrillation (VF) bezeichnet. So kann es rasch zum Tode führen. Typisch ist eine sehr starke Herzschlagbeschleunigung; dabei erfolgen die Kontraktionen unregelmäßig. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten des Kammmerflimmerns.

Von Jens Hirseland

Kammerflimmern - Krankheitsbild

Kammerflimmern wird auch als ventrikuläre Fibrillation (VF) bezeichnet. Gemeint ist damit eine pulslose, lebensgefährliche Herzrhythmusstörung. Beim Kammerflimmern tritt eine extrem starke Beschleunigung des Herzschlags auf.

Der Herzmuskel ist dabei ständigen elektrischen Erregungen ausgesetzt, wodurch er nicht mehr zur Ruhe kommt. So kann das Herz bis zu fünfhundert Mal in der Minute schlagen. Außerdem lässt sich das Blut nicht mehr richtig durch den Körper pumpen.

Bei einem Kammerflimmern erfolgen die Kontraktionen unregelmäßig, wobei das Blut nicht mehr in den Körper gepumpt wird. Trotz eines rasend schnellen Herzschlags lässt sich der Puls von außen nicht mehr fühlen. Da dieser Zustand praktisch einen völligen Funktionsverlust des Herzens bedeutet, wird er auch als funktioneller Herzstillstand bezeichnet.

In vielen Fällen führt Kammerflimmern zu einem plötzlichen Herztod. Grund dafür sind innerhalb des Herzens gebildete Blutgerinnsel, die sich dann lösen und eine Verstopfung der Herzkranzgefäße zur Folge haben.

Im Normalfall beträgt die Anzahl der Kontraktionen der Herzkammermuskelzellen etwa 60 bis 80 pro Minute. Im Rahmen des Herzschlags wird das Blut in den Körperkreislauf gepumpt, wobei sich die Herzkammern zwischen den Schlägen stets mit neuem Blut füllen. Entscheidendes Signal für den Herzschlag wird vom Sinusknoten gegeben. Es erfolgt eine geordnete Weiterleitung und Erlöschung, sobald die Zellen der Muskulatur kontrahiert sind.

In dieser Ordnung liegt beim Kammerflimmern eine Störung vor. Es kommt zu so genannten kreisenden Erregungen.

Ursachen

In den meisten Fällen kommt es nach einem Herzinfarkt aufgrund von Komplikationen zu einem Kammerflimmern. Manchmal wird es jedoch auch von Herzklappenfehlern oder Erkrankungen des Herzmuskels wie einer Myokarditis verursacht. Möglich sind zudem

In manchen Fällen werden die Herzrhythmusstörungen auch durch

verursacht.

Symptome

Da das Herz im Falle eines Kammerflimmerns nicht mehr effektiv arbeitet, wird der Patient oft rasch bewusstlos. So lässt er sich nicht mehr ansprechen und zeigt auch keinerlei Reaktionen auf Schmerzreize.

Ein weiteres typisches Symptom sind starre und geweitete Pupillen. Die Lippen können sich blau verfärben. Zudem ist auch ein Einnässen oder Einkoten möglich.

Im weiteren Verlauf drohen Herzkreislauf-Versagen sowie Herz- und Atemstillstand. Wird nicht unverzüglich eine medizinische Behandlung eingeleitet, tritt der Herztod ein.

Diagnose

Um ein Kammerflimmern zu diagnostizieren, bedarf es eines Elektrokardiogramms (EKG). Dabei gilt es, zwischen Kammerflimmern und Kammerflattern zu unterscheiden.

Um Kammerflimmern handelt es sich, wenn es zu mehr als 300 Erregungen in der Minute kommt. Erkennen lässt sich Kammerflimmern auf dem EKG in Form von ungeordneten Wellen. Bei Kammerflattern sehen die EKG-Linien hingegen aus wie Haarnadeln.

Hat der Patient das Kammerflimmern überstanden, gilt es, die Ursachen herauszufinden. Zu diesem Zweck werden verschiedene medizinische Untersuchungen wie Blutuntersuchungen oder Untersuchungen mit Ultraschall durchgeführt.

Behandlung

Wichtigste Therapiemaßnahme bei Kammerflimmern ist eine rasche Defibrillation. Das heißt, dass mit einem Defibrillator starke, kurze Stromstöße abgegeben werden, um sämtliche Herzmuskelzellen zur gleichen Zeit zu erregen. Auf diese Weise soll eine normale Erregung über den Sinusknoten erfolgen.

Die Defibrillation gilt als einzige Behandlungsmaßnahme, die bei Kammerflimmern Erfolg verspricht. Dabei ist es wichtig, sie so früh wie möglich durchzuführen, denn mit jeder Minute die verstreicht, verringern sich die Aussichten einer Wiederbelebung.

Um die Zeit bis zur Defibrillation zu überbrücken, ist es erforderlich, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung vorzunehmen, damit die Sauerstoffversorgung von Herzmuskel, Gehirn und Nieren aufrechterhalten bleibt. Verläuft die Reanimation erfolgreich, verabreicht man Medikamente, um den Herzrhythmus zu stabilisieren und ein erneutes Kammerflimmern zu verhindern.

Verlauf und Prognose

Was die Prognose beim Kammerflimmern angeht, spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Entscheidend ist vor allen Dingen der Zeitpunkt der Defibrillation - wurde diese Maßnahme rechtzeitig ergriffen, kann die Prognose in mehr als 95 Prozent aller Fälle als erfolgreich angesehen werden.

Mit jeder Minute, in der das Kammerflimmern anhält, verringert sich die Überlebenschance des Patienten um ca. 10 Prozent, sofern keine Defibrillation durchgeführt wird. Und auch bei erfolgreicher Defibrillation können Schäden am Gehirn oder an anderen Organen zurückbleiben - je später die Wiederbelebungsmaßnahmen erfolgt sind, desto höher das Risiko für entsprechende Schäden.

Nach einer Episode ist es wahrscheinlich, dass es erneut zum Kammerflimmern kommt. Senken lässt sich dieses Risiko durch einen implantierbaren Defibrillator - er setzt sofort ein, wenn das Kammerflimmern auftritt.

Eine regelmäßige Kontrolle durch einen Arzt ist wichtig. Ohne Behandlung endet Kammerflammern immer tödlich.

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