Bradykardie - Ursachen und Symptome eines verlangsamten Herzschlags

Bei einer Bradykardie oder auch Langsamherzigkeit liegt eine sehr geringe Herzfrequenz vor. Der Herzschlag ist dabei so weit verlangsamt, dass das Herz weniger als 60 Mal pro Minute schlägt. Ursache ist oft eine Störung im Erregungsleitungssystem des Herzens. Lesen Sie hier über die Ursachen und die Symptome der Bradykardie, und was in Sachen Behandlung und Prognose zu beachten ist.

Von Jens Hirseland

Bradykardie - Krankheitsbild

Von einer Bradykardie (Langsamherzigkeit) ist die Rede, wenn die Herzschlagfrequenz bei einer erwachsenen Person weniger als 60 Schläge pro Minute beträgt. Besteht dagegen eine Herzfrequenz von mehr als 100 Herzschlägen in der Minute, sprechen Mediziner von einer Tachykardie.

Das Tempo des Herzschlags wird bei einem Menschen, der herzgesund ist, durch das Erregungsleitungssystem geregelt. Es richtet sich dabei unter anderem nach dem physischen Belastungsniveau.

In der Regel fällt die Frequenz des Herzens nicht unter 40 Schläge pro Minute. Ausnahmen können bei gut trainierten Ausdauersportlern bestehen.

So gilt bei ihnen eine geringe Herzfrequenz durchaus dann als normal, wenn es unter Belastung zu einem adäquaten Anstieg kommt. In manchen Fällen können sich hinter einer Bradykardie aber auch ernste Erkrankungen verbergen, was sich unter anderem durch Schwindelgefühle oder Atemnot bemerkbar macht.

Wenn das Herz zu langsam schlägt

Elektrische Impulse für einen Herzschlag bilden sich in der Regel im Sinusknoten. An dieser Stelle erfolgt ihre Weiterleitung über den AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) in Richtung Herzkammern.

Dort findet das Kontrahieren der Herzmuskelzellen statt. Bilden sich im Sinusknoten jedoch zu wenig elektrische Impulse, was als Sinusbradykardie bezeichnet wird, oder tritt eine Störung der Weiterleitung der Impulse auf, kann dies einer schnelleren Herzfrequenz entgegenwirken.

Durch den AV-Knoten lassen sich pro Minute etwa 40 bis 50 elektrische Impulse erzeugen. Der AV-Knoten tritt in Aktion, wenn es zu einem Ausfall des Sinusknotens kommt.

Selbst, wenn die Elektromimpulse aus dem AV-Knoten nicht mehr zur Weiterleitung gelangen, können die Herzmuskelzellen immer noch einige wenige Impulse eigenständig bilden, was eine extrem niedrige Herzfrequenz zur Folge hat. Doch verfügt der Kreislauf des Körpers nicht über die Fähigkeit, über einen längeren Zeitraum Frequenzen von 20 bis 30 Herzschlägen in der Minute zu bilden.

Im Falle einer Sinusbradykardie entstehen im Sinusknoten zu wenige Elektroimpulse. Dabei läuft der Herzschlag langsam und unregelmäßig ab.

Mitunter zeigt sich eine Bradykardie auch bei ungeborenen Kindern oder Säuglingen. Während der Geburt ist es möglich, dass die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes während einer Wehe absinkt.

Herz mit Herzschlagdiagramm
Bei einem herzgesunden Menschen schlägt das Herz zwischen 60 und 100 Mal pro Minute

Ursachen einer Bradykardie

Eine Bradykardie kann durch verschiedene krankhafte Ursachen hervorgerufen werden. Dazu gehören:

  • Erkrankungen des Sinusknotens wie das Sick-Sinus-Syndrom
  • Blockade der Erregungsleitung via Herzvorhöfe
  • Erkrankung des AV-Knotens, die mit einer Blockierung zweiten oder dritten Grades einhergeht
  • Langsames Vorhofflimmern
  • Hinterwandinfarkt des Herzens
  • Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)
  • Erhöhter Hirninnendruck

Aber auch die Einnahme bestimmter Arzneimittel kann die Ursache für eine Bradykardie sein. Als mögliche Auslöser gelten:

Kommt es durch die Medikamente zu einem langsameren Herzschlag, werden diese entweder abgesetzt oder in veränderter Dosis verabreicht.

Symptome einer Bradykardie

Nicht immer macht sich eine Bradykardie durch Beschwerden bemerkbar. So können zum Beispiel Sportler nicht spüren, dass es während Ruheabschnitten zu einem langsameren Herzschlag bei ihnen kommt als bei Menschen, die sich nicht sportlich betätigen.

In manchen Fällen fällt die Herzfrequenz derart niedrig aus, dass weniger Blut in den Kreislauf gelangt. Dadurch besteht das Risiko, dass sich der Sauerstoffbedarf des Gehirns nicht mehr vollständig decken lässt. Infolgedessen drohen Symptome wie:

Tritt eine kurze Bewusstlosigkeit ein, kann dies zu einem Sturz führen, der wiederum Verletzungen nach sich zieht.

Hält die Bradykardie über einen längeren Zeitraum an, ohne dass eine belastungsabhängige Steigerung der Herzfrequenz eintritt, ist mitunter eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) die Folge. Dadurch werden schon geringe körperliche Aktivitäten eingeschränkt und die betroffenen Personen leiden unter Atemnot sowie dem Versagen ihrer Beine.

Diagnose einer Bradykardie

Die verminderte Herzfrequenz lässt sich zum Teil sogar selbst feststellen, indem der eigene Puls ertastet wird. Führen die Beschwerden den Patienten zum Arzt, gilt die Durchführung eines EKG als sicherste Diagnosemethode. So werden die Phasen des langsamen Herzschlags im Rahmen eines Langzeit-EKG über 24 Stunden oder noch länger ermittelt. Können weniger Pulsschläge ertastet werden, als im EKG zu zählen sind, ist von einem Pulsdefizit die Rede.

Frau mit Langzeit-EKG
Am Körper angebrachtes Langzeit-EKG

Bei einer pulsoximetrischen Überwachung erfolgt stets die Ausgabe der Pulsfrequenz. Allerdings gilt dieses Verfahren als anfällig für Fehler. So wird dabei nicht nur der Puls, sondern auch die elektrische Herzaktion mitgezählt.

Weitere Untersuchungsmethoden zur Diagnostik einer Bradykardie sind das Abhören des Herzens (Auskultation) sowie eine Doppler-Sonographie.

Therapie einer Bradykardie

Eine medizinische Behandlung der Bradykardie ist nicht in jedem Fall erforderlich. Eine Therapie gilt als nötig, wenn der langsame Herzschlag zu Beschwerden führt und gefährliche Ausmaße annimmt, wie bei weniger als 40 Herzschlägen in der Minute.

Herz und Herzschrittmachen im menschlichen Körper
Implantierter Herzschrittmacher

Für den Fall, dass die Gabe von Medikamenten eine dauerhaft auftretende krankhafte Bradykardie nicht beheben kann, muss ein Herzschrittmacher operativ implantiert werden. Als Überbrückung ist zudem das Legen einer Passage möglich, die nur wenig Aufwand erfordert. Bestimmte Arzneimittel wie Adrenalin oder Atropin werden nur im Notfall verabreicht und dienen zur Überbrückung. In manchen Fällen kann eine Herzdruckmassage sinnvoll sein.

Zeigt sich die Bradykardie ausschließlich in der Nacht, muss in der Regel kein Herzschnittmacher eingesetzt werden.

Prognose einer Bradykardie

Tritt die Bradykardie durch sportliche Einflüsse auf, gilt die Prognose als positiv. So handelt es sich dabei nicht um eine Erkrankung, sondern um den Nebeneffekt des sportlichen Trainings.

Ist eine Herzerkrankung für den verlangsamten Herzschlag verantwortlich, besteht die wirksame Option, einen Herzschrittmacher einzusetzen. In den meisten Fällen herrscht nach einer erfolgreichen Implantation Beschwerdefreiheit. Wird die Bradykardie jedoch nicht behandelt, drohen Komplikationen wie eine Herzschwäche oder Schädigungen von Organen.

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