Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Zu den Herzrhythmusstörungen zählt das Wolff-Parkinson-White-Syndrom bzw. WPW-Syndrom. Besonders betroffen davon sind junge Menschen. Anfallartiges Herzrasen zählt zu den hauptsächlichen Symptomen. Manchmal verläuft diese Störung aber auch beschwerdefrei. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten des WPW-Syndroms.

Von Jens Hirseland

WPW-Syndrom - Krankheitsbild

Benannt wurde das Wolff-Parkinson-White Syndrom (WPW-Syndrom) nach den Kardiologen Louis Wolff (1892-1972), John Parkinson (1885-1976) und Paul Dudley White (1886-1976). Bei dem WPW-Syndrom handelt es sich um eine Anomalie des Erregungsleitungssystems. Grundsätzlich kann die Herzrhythmusstörung in jedem Lebensalter auftreten, besonders betroffen sind jedoch junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren.

Beim WPW-Syndrm liegt eine fehlerhafte Erregung des Herzens vor. Dies ist auf eine oder mehrere zusätzliche Leitungsbahnen zurück zu führen. Als Folge kommt es zu einem zu schnellen anfallsartigen Herzschlag.

Der Sinusknoten stellt den Taktgeber des Herzens dar. Er befindet sich im rechten Vorhof.

Er sendet elektrische Signale an den AV-Knoten; hier kommt es zur Filterung zahlreicher elektrischer Leitungen. Circa 60 bis 80 Erregungen werden über zwei Bahnen an die Herzkammern weitergeleitet.

Beim WPW-Syndrom gibt es eine zusätzliche Leitungsbahn. Die Erregungen werden bei dieser nicht gefiltert; es kommt also zu einer Weiterleitung aller elektrischen Signale.

Durch Leitung in die falsche Richtung können die Signale auch in die Herzkammern zurückgeführt werden, was zu einer kreisenden Erregung führt. Das Herz schlägt dadurch schneller.

Ursachen und Risikofaktoren

Auslöser des WPW-Syndroms ist eine elektrisch kreisende Erregung, die zwischen der Herzkammer und dem Herzvorhof erfolgt. Das Kreisen der elektrischen Erregung findet zwischen einer zusätzlichen Leitungsbahn wie dem so genannten Kent-Bündel statt. Während es bei einem gesunden Herzen lediglich einen Weg zur Ausbreitung der elektrischen Erregung, nämlich den AV-Knoten gibt, sind es bei einem WPW-Syndrom mindestens zwei leitende Wege zwischen Herzkammer und Vorhof, was zu einem irregulären Erregungsablauf führt.

Die Ursache ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass es aufgrund einer fehlerhaften embryonalen Entwicklung zu der zusätzlichen Leitungsbahn kommt. Auch sind häufig weitere angeborene Herzfehler vorhanden. Des Weiteren ist von einer genetischen Veranlagung die Rede.

Symptome

Bemerkbar kann sich ein WPW-Syndrom durch Herzrasen machen, das anfallsartig auftritt. Außerdem setzt schlagartig ein rascher Puls ein, bei dem es häufig zu einer Herzfrequenz zwischen 160 und 230 Schlägen in der Minute kommt.

So plötzlich wie der beschleunigte Herzschlag beginnt, endet er auch wieder. Nicht selten verläuft ein WPW-Syndrom aber auch völlig beschwerdefrei, sodass es nur durch Zufall entdeckt wird.

Diagnose und Behandlung

Um ein WPW-Syndrom zu diagnostizieren, wird zunächst ein Ruhe-EKG durchgeführt. Zeigen sich dabei Anomalien, folgt anschließend ein Langzeit-EKG.

Auch ein Belastungs-EKG ist üblich. Durch die körperliche Belastung kann manchmal eine Tachykardie ausgelöst werden.

Für eine sichere Diagnose bedarf es einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU). Sie stellt eine spezielle Herzkatheteruntersuchung dar. Zwei Katheter werden über die Leistenvenen in die große Hohlvene und bis zum Herzen geschoben.

Hier werden die elektrischen Signale an unterschiedlichen Regionen des Herzens gemessen. Gleichzeitig kann dadurch auch eine Therapie erfolgen.

In vielen Fällen ist es möglich, die Anfälle, die bei einem WPW-Syndrom auftreten, durch so genannte vagale Manöver selbst zu behandeln. Dazu gehören

  • das Trinken von kaltem Wasser
  • starkes Pressen und
  • Anhalten der Luft.

Ebenfalls hilfreich ist es, wenn der Patient sich auf den Rücken legt und dabei seine Beine hochstreckt. Zur Behandlung der Herzrhythmusstörung werden Antiarrythmetika eingesetzt, die der Tachykardie entgegenwirken sollen. In der Regel erhält der Patient dazu Ajmalin.

Ist das Kent-Bündel der Auslöser des WPW-Syndroms, gilt eine Katheterablation als sinnvoll. So liegt die Erfolgsquote dieser Therapie bei rund 90 Prozent.

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