Herzinfarkte sind in den Morgenstunden am gefährlichsten - Forscher klären das Warum

Das Immunsystem arbeitet nicht unabhängig von unserem inneren Biorhythmus, was gewisse Risiken birgt

Von Cornelia Scherpe
29. August 2016

Ob ein Herzinfarkt tödlich endet und wie stark die Spätfolgen bei Überlebenden ausfallen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass auch die Tageszeit beim Herzinfarkt eine Rolle spielt. Beobachtungsstudien zeigten, dass Infarkte in den Morgenstunden häufiger tödlich verlaufen und bei Überlebenden die Therapien weniger gut helfen. Das Warum war bisher unklar.

Hilfe für den Herzmuskel mit Risiken

Eine deutsche Forscherin hat mit ihrem Team nun das Rätsel gelöst. Der Schlüssel für die Erklärung sind die sogenannten neutrophilen Granulozyten. Dabei handelt es sich um spezielle Zellen der Abwehrkräfte. Das Immunsystem sendet sie nach einem Herzinfarkt aus, um dem Herzmuskel zu helfen.

Da beim Infarkt viele Herzmuskelzellen absterben, sind die neutrophilen Granulozyten im beschädigten Gewebe gefragt. Vor Ort lösen sie gezielte Entzündungen aus, damit das nun tote Gewebe abgebaut und abtransportiert werden kann. Dieser Prozess birgt allerdings auch eine gewisse Gefahr, denn die lokale Entzündung muss sehr kontrolliert ablaufen, damit sie nicht zusätzlichen Schaden bewirkt. An dieser Stelle kommt die Tageszeit ins Spiel.

Der Einfluss der inneren Uhr

Der Mensch hat eine innere Uhr, die seine geistige und körperliche Aktivität mitbestimmt:

  • In den Morgenstunden ist man für Bestleistungen bereit,
  • erlebt gegen 12 Uhr ein "Mittagstief",
  • läuft dann noch einmal zu Hochtouren auf und
  • wird abends ruhiger und bereitet sich auf die Nachtruhe vor.

Das Immunsystem arbeitet nicht unabhängig von diesem inneren Rhythmus, sondern folgt einem ähnlichen Schema. Morgens ist es am stärksten und genau das wird beim morgendlichen Herzinfarkt zum Problem. Im Experiment mit Mäusen konnte die Wissenschaftlerin zeigen, dass circa eine Stunde nach dem Aufwachen die neutrophilen Granulozyten in größter Zahl vorhanden sind.

Ein Herzinfarkt in dieser Zeit löst daher stärkere Entzündungen als zu anderen Uhrzeiten aus. Das erklärt damit auf molekularer Ebene, warum morgendliche Infarkte mit einer schlechteren Prognose einher gehen.