Sorgloses Sexleben nach einem Herzinfarkt - Wann wieder möglich?

Ist ein sorgloses Sexleben nach einem Herzinfarkt möglich? Viele Betroffen haben Angst, sich durch die sexuelle Aktivität zu überlasten. Auch wenn man diese mit einer sportlichen Übung vergleichen kann, braucht man sich für gewöhnlich keine großen Sorgen machen, sofern man einige Punkte beachtet. Holen Sie sich Tipps für ein sorgloses Sexleben nach einem Herzinfarkt.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Angst vor Sex nach dem Herzinfarkt? - Offen mit Ärzten und dem Partner sprechen

Ein erfülltes Liebesleben ist für Frauen und Männer gleichermaßen wichtig, doch nach einem Herzinfarkt fürchten viele, dass sexuelle Aktivitäten das Herz zu sehr beanspruchen. Vor allem Männer schweigen gerne über das Thema und ziehen sich zurück, häufig kommt es zu depressiven Phasen.

Um Ängste zu nehmen, sollte an erster Stelle immer ein offenes Gespräch mit den behandelnden Ärzten und dem Partner stehen. Der Arzt kennt die Herzerkrankung seines Patienten genau, kann Risiken einschätzen und erklären, welche Maßnahmen helfen, um die Leistungsfähigkeit wieder zu erhöhen. Wenn Befürchtungen offen ausgesprochen werden, kann auch der Partner einfühlsamer reagieren.

Ist Sex nach dem Infarkt gefährlich?

Darf man nach überstandenem Herzinfarkt überhaupt wieder Sex haben oder ist dies zu gefährlich? Man darf. Es ist lediglich wichtig, auf ein paar Punkte zu achten, um sich nicht gleich zu überfordern.

Nahezu jeder Herzpatient kann nach einem Infarkt wieder ein erfülltes Sexleben haben. Die Sorgen, man wäre nicht mehr ausreichend belastbar, ist in den meisten Fällen unbegründet.

Das Herzkreislaufsystem langsam auf Touren bringen - Tipps für den Wiedereinstieg ins Sexualleben

Nach einem Herzinfarkt ist eine individuell angepasste körperliche Bewegung besonders wichtig. In Reha-Gruppen lernen Patienten, wie viel sie ihrem Herzen zumuten können und senken gleichzeitig das Risiko von Komplikationen bei Anstrengung.

Beim Sex kommt es darauf an, das Herzkreislaufsystem langsam auf Touren zu bringen und nicht gleich zu Höchstleistungen aufzulaufen. Nach einem schweren Infarkt oder anderen gravierenden Herzbeschwerden ist zunächst Zurückhaltung geboten, denn der Gesundheitszustand muss sich erst wieder komplett stabilisieren.

Generell gilt: Wenn schon beim Treppensteigen oder beim Sitzen Atemnot oder Schmerzen in der Brust auftreten, sollten Herzpatienten auf sexuelle Tätigkeiten verzichten.

Wichtig: Herzmedikamente auf keinen Fall absetzen

Bei Männern steht oft die Angst im Vordergrund, dass die Herzmedikamente Potenzstörungen auslösen könnten. Besonders gefährlich ist es, die Herzmedikamente abzusetzen, wenn es tatsächlich zu Potenzproblemen kommt. Eine Einnahme von Potenzmitteln sollte nicht in Kombination mit Medikamenten wie Betablockern erfolgen, wie sie zum Beispiel bei koronaren Herzerkrankungen eingesetzt werden.

Bei Menschen mit einem gesunden Herzkreislaufsystem sind potenzfördernde Präparate zwar in der Regel unbedenklich, dennoch sollte bei Erektionsstörungen immer ein Arzt aufgesucht werden, um seelische oder körperliche Ursachen abzuklären. Potenzprobleme können zum Beispiel auch auf Depressionen oder Durchblutungsstörungen hinweisen, gelten aber auch als Warnzeichen für einen drohenden Herzinfarkt oder Schlaganfall.

In einigen Fällen entstehen Erektionsprobleme auch nach einem Herzinfarkt. Der Grund: Unsicherheiten lösen immer mehr Ängste aus, beim Geschlechtsakt weniger leistungsfähig zu sein.

Wann ist Sex nach dem Herzinfarkt wieder möglich? - Ähnliche Beanspruchung wie beim Spaziergang

Die meisten Herzpatienten können ihr Sexleben nach einem unkomplizierten Infarkt bereits nach 10 bis 14 Tagen, nach erfolgreichen Herzoperationen schon nach einigen Wochen wieder aufnehmen. Neue Studienergebnisse belegen, dass die Ängste einer zu starken Herzbelastung bei sexuellen Aktivitäten in der Regel unbegründet sind.

Das Herz muss sich beim Geschlechtsverkehr nicht mehr anstrengen als bei einem kraftvollen Spaziergang oder beim Fußbodenwischen. Die Annahme, dass sexuelle Aktivitäten so viel Krafteinsatz erfordern wie die Ausübung von Hochleistungssport, ist schlicht falsch. Es kommt darauf an, die körperliche Belastung beim Geschlechtsakt nicht zu übertreiben und langsam zu steigern.

Patienten müssen lernen, ihrem Herzen wieder zu vertrauen. Wer fest an seine Herzgesundheit glaubt, fühlt sich allgemein wohler und muss nicht lange auf sexuelle Gewohnheiten verzichten. Zwar können einige Medikamente zu Funktionsbeeinträchtigungen führen, doch die Ursache für sexuelle Störungen sind fast immer Unsicherheiten, Ängste oder depressive Verstimmungen.

Stärkere körperliche Wahrnehmung beim Geschlechtsverkehr

Nach einem Herzinfarkt nehmen Betroffene die körperlichen Veränderungen während des Geschlechtsverkehrs stärker wahr. Doch diese physischen Veränderungen sind völlig normal.

Die Atemtätigkeit nimmt bei sexueller Erregung zu, der Blutdruck erhöht sich leicht. Bei steigender Erregung beschleunigt sich der Herzschlag, die Herzfrequenz kann sich beim Orgasmus auf bis zu 145 Schläge pro Minute erhöhen.

Diese Spannung fällt dann schnell wieder ab, Atemtätigkeit, Blutdruck und Herzschlag normalisieren sich. Körperliche Vorgänge, die keine Angst machen müssen.

Einem erfüllten Sexleben steht auch nach einem Infarkt nichts im Weg, wenn Patienten es langsam angehen lassen und ihre Belastungsgrenzen kennen. Natürlich gibt es auch Herzerkrankungen, die einen Verzicht auf Sex über einen längeren Zeitraum oder gänzliche Zurückhaltung erfordern. Umso wichtiger ist es, Unsicherheiten abzulegen und mit dem behandelnden Arzt zu sprechen.

Hilfreiche Tipps für den Wiedereinstieg ins Sexleben

Folgende Tipps sollten beim Wiedereinstieg ins Sexualleben nach einem Herzinfarkt berücksichtigt werden:

  • Nicht auf Sex verzichten, die Sorgen sind meist unbegründet
  • Mit dem Arzt über das Thema sprechen
  • Gelassen an das Thema herangehen
  • Beschwerdefrei zwei Treppenetagen meistern -  dann reicht die Kraft auch für ein erfüllendes Sexleben
  • Täglich Gymnastikübungen absolvieren - wirkt sich auch positiv auf das Sexleben aus
  • Auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf achten
  • Auf ein gesundes Körpergewicht achten
  • Für eine angenehme und vertraute Umgebung sorgen, so kann man beim Sex abschalten und Sorgen vermeiden